Das Mindset von DevOps: Accelerate

Auf welche Schlüsselkompetenzen sich Unternehmen bei der Entwicklung und Skalierung individueller Software fokussieren sollten, um den eigenen Geschäftsfortschritt anzutreiben, fasst das nun auf Deutsch vorliegende Buch zusammen. Die Autoren werten dazu eine Umfrage unter mehr als 2000 Firmen aus.

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Das Mindset von DevOps: Accelerate
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Eberhard Wolff

Nicole Forsgren / Jez Humble / Gene Kim
Das Mindset von DevOps: Accelerate

Vahlen, 2019
212 Seiten, EUR 34,90 (Hardcover)
ISBN: 978-3-8006-5963-0

Entwicklung von Individualsoftware, die für Firmen strategisch relevant ist, hat einen immer größeren Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg der betreffenden Unternehmen. Das Buch Accelerate liegt nun in einer deutschen Übersetzung vor. Das Werk verspricht, das notwendige Wissen für eine massive Produktivitätsverbesserung preiszugeben: Fünffach geringere Fehlerquote oder 440 Mal schnellere Fertigstellung sind zwei der Fortschrittsaspekte, die der Klappentext des Buchs anpreist.

Eigentlich können solche Versprechen nur Scharlatanerie sein. Aber das Vorwort hat Martin Fowler geschrieben – eine der anerkanntesten Personen in der Softwareentwicklung. Zu den Autoren zählt außerdem Jez Humble, der den Begriff Continuous Delivery mitgeprägt hat. Ein weiterer Autor ist Gene Kim, der das Phoenix-Projekt und das DevOps-Handbuch geschrieben hat. Die dritte Autorin, Dr. Nicole Forsgren, forscht schon länger über die empirische Untersuchung von Softwareentwicklung. Einige hochkarätige Namen stehen folglich hinter dem Buch.

Das Buch basiert auf der Auswertung einer jährlich wiederholten Umfrage unter Softwareentwicklern. Das ist wichtig, weil allzu oft Behauptungen über mögliche Verbesserungen von Softwareentwicklung aufgestellt werden, die aber nur selten durch wirklich gute Belege untermauert sind. Ein erheblicher Teil des Buchs erläutert die Methodik und die Statistik, die zu den getroffenen Aussagen führen. So kann der Leser nachvollziehen, wie die Empfehlungen im Buch tatsächlich entstanden sind und die Ergebnisse kritisch hinterfragen.

Das Mindset von DevOps: Accelerate

(Bild: Vahlen)

Zunächst stellt sich das Buch der Frage, wie man die Leistungsfähigkeit einer Organisation für Softwareentwicklung misst. Das Buch nutzt dafür die Durchlaufzeiten für Änderungen – eine Idee, die sich schon im Lean-Bereich bewährt hat. Die Empfehlungen fangen nicht etwa mit konkreten Prozessen oder Technologien an, sondern mit der Kultur. Gerade dieser Bereich wird oft zu wenig betrachtet. Das Buch zeigt nicht nur auf, wie man Kultur messen kann, sondern auch wie man sie verändert. Weiter geht es mit Bereichen wie DevOps, Continuous Delivery, Architektur, aber auch Themen, die keine offensichtlichen IT-Fragestellungen berühren – darunter beispielsweise die Produktentwicklung, Mitarbeiterzufriedenheit oder Führungskräfte.

Einzelne Ergebnisse sind vielleicht für einige überraschend – so spricht sich das Buch gegen Feature Branches und für Trunk-basierte Entwicklung aus oder fordert, dass Softwarearchitekten sich auf Entwickler und Ergebnisse fokussieren sollen und nicht auf Techniken. Die Bereitstellungsperformance von Green-Field-Systemen ist kaum anders als die von Systems-of-Record. Ein völlig neues Projekt muss also nicht unbedingt besser dastehen als ein Projekt, an dem schon lange entwickelt wird. Andere Tipps überraschen nicht, sind aber viel zu oft einfach keine Themen in der Praxis – darunter eigenverantwortliche Teams ohne zentrale Vorgaben, Teamexperimente, leichtgewichtige Genehmigung und Lernen.

Insgesamt umfasst das Buch nur circa 200 Seiten. Es ist also schnell gelesen und wer selbst dafür keine Zeit hat, findet in einem Anhang die wesentlichen Empfehlungen komprimiert. Dieser Anhang reduziert das Buch auf 24 ganz konkrete Praktiken aus den Bereichen Continuous Delivery, Softwarearchitektur, Produkt, Lean, Monitoring und Kultur, die Softwareentwicklungsorganisationen umsetzen sollten.

Oft heißt es, die IT-Branche sei schnelllebig. Gerade deswegen ist es von Bedeutung, sich fundamental wichtige Erkenntnisse vor Augen zu führen und sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Das vorliegende Buch gibt eine schlüssige und gut begründete Anleitung, wie sich Softwareentwicklung erheblich verbessern lässt. Damit sollte sich eigentlich jeder auseinandersetzen, der irgendwie an Softwareprojekten beteiligt ist. Wegen der Kürze des Buches und der Zusammenfassung im Anhang gibt es auch kaum eine gute Entschuldigung, das nicht zu tun. Und Dank der Übersetzung entfällt auch für Deutschsprachige die Sprachbarriere.

Eberhard Wolff
arbeitet als Fellow bei INNOQ. Er ist seit mehr als 15 Jahren als Architekt und Berater tätig – oft an der Schnittstelle zwischen Business und Technologie. Sein technologischer Schwerpunkt liegt auf modernen Architekturansätzen – Cloud, Continuous Delivery, DevOps, Microservices oder NoSQL spielen oft eine Rolle. (map)