Medizin-Apps: Daten auf Rezept
Neben Tabletten und Therapien können Ärzte künftig Smartphone-Apps verschreiben. Dann müssen das sogar die Krankenkassen bezahlen. Immer wieder hat sich aber gezeigt: Solche Apps schützen vielleicht die Gesundheit des Nutzers, nicht aber seine Daten.
(Bild: Shutterstock und Technology Review)
- Jan Hellmut Schwenkenbecher
Mehr als sechs Millionen Patientengespräche, ĂĽber zehn Millionen Diagnosen, das Ganze in fĂĽnf Sprachen und in 130 Ländern, solche Zahlen kann auch der größte Workaholic unter den Ă„rzten nicht bewerkstelligen. Ada kann. Ada ist aber auch kein Mensch, sondern eine App. Auf Smartphones geladen, fragt sie den Nutzer nach seinen Symptomen, deren Häufigkeit und Schwere und offenbart ihm, welche Krankheit diese am wahrscheinlichsten verursacht. AnschlieĂźend stellt sie Informationen ĂĽber die Krankheit und die passendsten ÂĂ„rzte der Umgebung bereit. 2016 von einem Berliner Start-up verÂöffentlicht, ist die App mittlerweile so erfolgreich, dass die Techniker Krankenkasse Ende 2018 bekanntgab, sie in ihre eigene TK-App integrieren zu wollen. "Voraussichtlich Anfang 2019" sollte das geschehen, doch bisher wird immer noch in der Beta-Version getestet.
Dass Apps mehr und mehr zum Teil der medizinischen Versorgung werden, hat auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erkannt. Anfang Juli billigte das Kabinett seinen Gesetzentwurf, wonach Ă„rzte kĂĽnftig Apps sogar verschreiben dĂĽrfen. Dann zahlen die Krankenkassen etwa fĂĽr das digitale Diabetes-Tagebuch oder die Smartphone-EmpfängnisverhĂĽtung. Im Herbst will der Bundestag darĂĽber beraten, 2020 soll das Gesetz in Kraft treten. Damit die Krankenkassen die Kosten ĂĽbernehmen, gibt es aber zwei Bedingungen: Erstens mĂĽssen die Hersteller binnen eines Jahres beim Bundesinstitut fĂĽr Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) nachweisen, dass ihre App auch wirklich die Versorgung der Patienten verbessert. Zweitens soll die ÂBehörde sicherstellen, dass Datensicherheit und Datenschutz gewährleistet sind. Keine leichte Aufgabe, denn viele bisherige Gesundheits-Apps sind erschreckend mitteilungsbedĂĽrftig.
(rot)