Kommentar: Der Hass auf den Epic Games Store ist kindisch

Schon wieder ein Shitstorm: Die Wut auf den Epic Games Store ist ungebrochen. Dabei profitieren vom EGS auch die Spieler, meint Branchenveteran Bodo Thevissen.

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Kommentar: Der Hass auf den Epic Games Store ist kindisch

(Bild: JJFarq/Shutterstock)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Bodo Thevissen

Wer glaubte, dass die Aufregung um die Exklusiv-Deals des Epic Stores vorbei wäre, hat sich getäuscht. Gerade erst hat das Indie-Studio Glumberland einen Shitstorm auf sich gezogen, als es das putzige Farm-Spiel ooblets exklusiv an Epic vergab. Auf die Empörung der Spiele-Community ist eben Verlass, wenn es um den Epic Games Store geht. Dabei ist Epics Konkurrenz für Steam nicht nur im Interesse der Entwickler und der Spieler, sondern absolut notwendig für einen gesunden Markt.

Wer ein Spiel über Steam verkauft, trägt das volle finanzielle Risiko: Valve streicht ohne großen Aufwand satte 30 Prozent Gebühr pro Spielverkauf ein. Kunden und Spieler ächzen über hohe Preise, die auch durch die hohe Gebühr zustandekommen. Mit dem Einstieg von Epic in den Markt werden die Karten neu gemischt.

Ein Kommentar von Bodo Thevissen

Bodo Thevissen arbeitet seit 30 Jahren in der Games-Branche und hat in dieser Zeit Einblick in viele Bereiche der Spielentwicklung gehabt. Ersten Kontakt mit dem Medium Computerspiel hatte er auf dem altehrwürdigen C64.

Epic greift im Epic Games Store nur 12 Prozent der Umsätze ab. Es bleibt mehr Geld für die Game-Studios, das wiederum in die Entwicklung neuer Spiele oder in Rabatte gesteckt werden kann. Sollte sich Epics niedrige Gebühr von 12 Prozent auf dem ganzen Markt durchsetzen, kämen insgesamt bessere und vielfältigere Spiele auf den Markt, die am Ende vielleicht sogar weniger kosten würden.

Ein weiterer Negativtrend könnte durch die niedrigeren Gebühren gestoppt werden: Viele große Publisher wie Bethesda, Ubisoft und Blizzard zwingen ihre Spieler zur Installation eines eigenen Launchers, um die Vermarktung ihrer Spiele selbst in der Hand zu haben – und die 30 Prozent Aufschlag von Steam sparen. Für den Spieler ist die Fülle an verschiedenen Programmen nervig. Niedrigere Gebühren in den übergreifenden Stores könnten den Launcher-Wildwuchs eindämmen, weil Publisher eine gute Alternative zum eigenen Store-Angebot hätten. Schließlich verursacht auch der eigene Launcher Kosten für Wartung und Weiterentwicklung.

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Solche langfristigen Trends würden dem Spielemarkt guttun. Der Epic Games Store hat aber auch akute Vorteile für Spieler: Um Marktanteile und Aufmerksamkeit zu erkämpfen, verschenkt Epic derzeit jede Woche zwei Spiele, darunter auch echte Top-Titel: Limbo, Subnautica, Thimbleweed Park und Hyper Light Drifter gab es zum Beispiel gratis. Das sind tolle Spiele abseits des Mainstreams, für die man auf Steam noch ordentlich Geld liegen lassen kann.

Es ist höchste Zeit, dass ein gut aufgestellter Konkurrent wie der Epic Games Store das Geschäft mit PC-Spielen belebt. Jeder Gamer sollte sich wünschen, dass Epic damit Erfolg hat – und das Monopol von Steam beenden kann. Dafür können sie auch ein paar nervige Exklusiv-Deals in Kauf nehmen. (dahe)