Roboter für All und Altenpflege

Daniel Leidner (32) hat Robotern beigebracht, selbstständig zu handeln – etwa auf Raumfahrtmissionen.

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Roboter für All und Altenpflege
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Alexander Stirn

Der Job von Daniel Leidner klingt wie ein wahr gewordener Jungentraum. Der 32-Jährige arbeitet mit menschenähnlichen Maschinen, die groß und stark sind, schlau und feinfühlig. Und er hat mit Astronauten zu tun, die zur Internationalen Raumstation ISS fliegen, sich von dort bei Leidner melden und seine Wünsche erfüllen.

Meteron heißt das Forschungsprojekt, mit dem Leidner Robotik und ­Astronautik zusammenbringen will. Die Idee des Informatikers vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt: Wenn Menschen eines Tages auf dem Mars landen, sollen sie dort die nötige Infrastruktur wie Behausungen, Nahrungsquellen und Solargeneratoren bereits vorfinden – aufgebaut von Robotern. Bei Signallaufzeiten zwischen Erde und Mars von etwa 20 Minuten ist an eine Fernsteuerung der Maschinen allerdings nicht zu denken – und komplett autonom arbeitende Roboter sind angesichts der Aufgaben und der Umgebung überfordert. Astronauten sollen die humanoiden Maschinen deshalb aus der Marsumlaufbahn anleiten und überwachen – nicht Schritt für Schritt, sondern mit komplexen Aufgabenstellungen wie: „Montiere ein Solarpaneel“.

Daniel Leidner (im Hintergrund) mit "Rollin’ Justin".

(Bild: DLR)

„Die große Herausforderung besteht darin, dass unsere intelligenten Roboter diese abstrakten Befehle verstehen und umsetzen müssen“, sagt Leidner. Zur Montage von Solarzellen muss der Roboter mit seinen Kameras und anderen Sensoren etwa das Paneel und den Standfuß erkennen. Er muss sich zur richtigen Position bewegen, seine Finger und Arme koordiniert bewegen und einen Plan entwickeln, wie die Aufgabe zu lösen ist.

Im vergangenen August konnte der deutsche Astronaut Alexander Gerst all das bereits ausprobieren – wenn auch nicht auf den Mars: Während Gerst mit 28000 Kilometern pro Stunde in der ISS um die Erde raste, kurvte ein Roboter, „Rollin’ Justin“ getauft, durch eine simulierte Marslandschaft in Oberpfaffenhofen. Gerst war dabei mindestens so sehr Versuchsobjekt wie Justin. Auf einem Tablet an Bord der ISS sah er, was der Roboter mit seinen Kameraaugen erfasste. Er konnte Justins Kopf bewegen, den Roboter mittels eines Klicks zu einer anderen Position beordern. Tippte Gerst auf das Bild des Standfußes, wurden ihm genau jene Befehle gezeigt, die er dort an Justin übermitteln konnte – zum Beispiel „Strom einschalten“ oder „Status überprüfen“.

„Um die Steuerung möglichst intuitiv zu gestalten, sehen Nutzer immer nur die drei oder vier wichtigsten Aktionen, die gerade zur Verfügung ste­hen“, sagt Leidner. Das erinnert an die in den 1990er-Jahren beliebten grafischen Abenteuerspiele, die sogenannten Point-and-Click- Adven­tures wie „Monkey Island“ oder „Space Quest“ – mit dem Unter­schied, dass sich keine virtuelle Figur bewegt, sondern ein echter Roboter.

Die Technik soll allerdings nicht auf den Weltraum beschränkt bleiben. „Wir wollen das System auch dort einsetzen, wo es in naher Zukunft von Nutzen für die Gesellschaft sein kann – in der Altenpflege“, sagt Leidner. In Garmisch-Partenkirchen haben die Forscher dazu ein Pilotprojekt zum Einsatz von Servicerobotern gestartet. Ähnlich wie Gerst könnten eines Tages Angehörige über das Smartphone einen Roboter in der Wohnung ihrer pflegebedürftigen Verwandten anleiten und ihn zum Beispiel Wasser oder Tabletten bringen lassen. Während auf dem Mars Ethik und ­Akzeptanz allerdings kaum Probleme bereiten, sieht das in Pflegeheimen ganz anders aus. „Viele Leute wünschen sich solche Roboter, viele Leute haben aber auch Bedenken“, sagt Leidner. „Hier müssen wir zusammen mit der Gesellschaft eine Lösung finden.“ (jle)