Roboter-Lego

Andreas Bihlmaier (31) wollte eigentlich mit theoretischer Informatik die Welt verändern. Nun tut er es mit Robotern, die jeder für seine Bedürfnisse selbst zusammenstecken kann.

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Roboter-Lego
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Von
  • Eva Wolfangel

Obwohl er heute ein erfolgreiches Robotik-Start-up führt, hat sich Andreas Bihlmaier lange überhaupt nicht für Hardware interessiert. Algorithmen, IT-­Sicherheit, theoretische Informatik – das waren seine Themen zu Beginn seines Informatikstudiums in Karlsruhe. Bis er 2009 zufällig in den Keller des Robotik-Instituts kam: Dort sortierten unzählige winzige Roboter von der Größe eines Hühnereis gerade Legosteine. Sie arbeiteten sich auf einer zufälligen Route voran, wichen einander aus – bis aus dem scheinbaren Chaos eine wunderbare Ordnung wurde: blaue Steine auf der einen Seite, grüne auf der anderen. „Ich sah das und dachte: wow!“, erinnert sich der heute 32-jährige Gründer von Robodev.

Schon als Kind hat er pro­­grammiert und digi­tale Räume durchstreift. „In der virtuellen Welt sind die Dinge noch geordnet“, sagt Bihlmaier und grinst. „Sobald sie auf die physische Welt treffen, wird es schwierig.“ Doch die Mini-Roboter zeigten ihm: Algorithmik ist auch in der phy­sischen Welt möglich.

(Bild: robodev GmbH)

Nach seiner Promotion über OP-Roboter machte er noch einige Umwege, unter anderem zu Google Research. Aber schließlich gründete er 2015 Robodev zusammen mit Jens Liedke und Julien Mintenbeck, die er aus dem Studium kannte. „Die Idee hatten wir schon vorher“, sagt er. Sonst wäre er womöglich bei Google geblieben.

„Robodev ist der modulare Baukasten für schnelle Automatisierung“, fasst Bihlmaier seine Idee zusammen. Unternehmen können mit einem Do-it-yourself-Kit selbst entscheiden, was sie automatisieren wollen – und die Idee rasch und günstig umsetzen. Bei klassischer Automatisierung hingegen seien „ein Drittel Komponentenkosten und zwei Drittel Kosten für Ingenieure“, sagt Bihlmaier. Ingenieure berücksichtigen bei der Entwicklung viel zu selten, wer Automatisierungssysteme benutzt – sie sind viel zu komplex für die Anwender. Deshalb steht in Werkshallen oft nur eine einzige „heilige“ Anlage, der Rest sieht aus wie in den 1970ern – nämlich überhaupt nicht automatisiert. Dabei liegt die Lösung dazwischen, so Bihlmaier.

Zu den Modulen gehören etwa Greifer, Kameras sowie Fahrschienen. Ein erfahrener Produktionsmitarbeiter kann auf einem Tablet-Computer die Komponenten auswählen, mit einem Fingerstreich miteinander verbinden und deren Bewegungen und Zusammenspiel recht intuitiv programmieren. Damit lässt sich eine Maschine zusammenstecken, die etwa Chips überprüft und sortiert. Das System braucht weder Internetverbindung noch künstliche Intelligenz, Augmented Reality oder andere gehypte Technologien. „Die Robotik hat maßlos überzogen und ihre Versprechen nicht gehalten“, sagt Bihlmaier. Die ersten Kunden hat er mit seiner Bodenhaftung bereits überzeugt, darunter den Antriebshersteller SEW Eurodrive und Daimler.

(jle)