Neuer Studiengang Automobilinformatik

Neue Funktionen im Automobil werden immer mehr systemübergreifend in Software modelliert. Die Hochschule Landshut bietet nun den Studiengang „Automobilinformatik“ an. Welche Chancen bietet er seinen Interessenten?

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Von
  • Gernot Goppelt
Inhaltsverzeichnis

Wer Anfang der 80er-Jahre den Berufswunsch hatte, „Autos zu konstruieren“, entschied sich in der Regel für ein Maschinenbaustudium oder einen der wenigen spezialisierten Studiengänge für Fahrzeugtechnik – der Gedanke an Softwareentwicklung wäre kaum einem in den Sinn gekommen. Das war auch nicht verwunderlich in einer Zeit, in der Personal Computer noch in den Kinderschuhen steckten und für Privatleute kaum bezahlbar waren.

Software gewinnt an Bedeutung
Doch seitdem hat sich die Art und Weise, wie Fahrzeuge entwickelt werden, rapide gewandelt. Selbst Bereiche wie Fahrwerk und Motoren, die früher kaum mit Elektronik in Verbindung gebracht wurden, sind heute elektronisch mit anderen Funktionen des Autos vernetzt. Bei Fahrerassistenzsystemen, Sicherheitstechnik, Unterhaltungselektronik oder Systemen zur Abgasemissionsminderung hat es in den letzten zehn Jahren weit mehr Innovationen gegeben hat als in den klassischen „mechanischen“ Disziplinen.

Neuer Studiengang Automobilinformatik (7 Bilder)

Professor Dieter Nazareth leitet den neuen Studiengang Automobilinformatik in Landshut.

Das Bild zeigt Dieter Nazareth auf dem Campus der Jiao Tong Universität in China, wo er als Gastprofessor das Fach "Automotive Software Engineering" unterrichtet

Bis zu 40 Prozent der Herstellungskosten, so eine gängige Schätzung, sind der Elektronik zuzuordnen – und bis zu 90 Prozent der Innovationen in der Automobiltechnik sind durch Elektronik erst möglich. Doch dass ein Oberklassefahrzeug heute bis zu 70 Steuergeräte in sich trägt, bis zu fünf Bussysteme miteinander kommunizieren und kilometerlange Kabelbäume das Auto durchziehen, zeigt auch die Kehrseite der Entwicklung. Diese Komplexität bringt nicht nur unerwünschtes Mehrgewicht mit sich, sondern ist zudem schwer zu beherrschen. Auch deswegen versuchen die Automobilentwickler, elektronische Insellösungen im Auto zu reduzieren, die Bauteile zu vereinheitlichen und die Funktion möglichst früh per Software zu definieren. Die Softwareentwickler als „Architekten“ von Fahrzeugfunktionen werden immer wichtiger.

Interdisziplinäre Ausbildung
Vor diesem Hintergrund hat die Fakultät Informatik der Hochschule Landshut den Bachelor-Studiengang „Automobilinformatik“ ins Leben gerufen, der erstmals zum Wintersemester 2008/2009 angeboten wird. Ziel des Studiengangs ist es, den Studenten eine breite angelegte interdisziplinäre Ausbildung zu ermöglichen. Denn der zukünftige Automobilinformatiker soll dazu in der Lage sein, softwarebasierte Fahrzeugfunktionen in einem interdisziplinären Team zu entwickeln – also mit Elektronikern ebenso wie mit den „Mechanikern“.