5G: 1&1 will 2021 mit eigenem Netz loslegen

Bisher setzt der Telekommunikationsanbieter 1&1 Drillisch auf das Netz anderer Firmen. Doch das soll sich bald ändern.

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5G Symbolbild

(Bild: heise online/vbr)

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  • dpa
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Ein viertes deutsches Mobilfunknetz soll im Jahr 2021 in Betrieb gehen. "Wir sind gerade dabei, die ersten 5G-Antennen für einen Testbetrieb zu bauen", sagte der Vorstandschef von 1&1 Drillisch, Ralph Dommermuth, am Donnerstag in Montabaur (Rheinland-Pfalz). Es gebe noch eine Menge Arbeit, etwa Verhandlungen mit Netzwerkausstattern. Sein Unternehmen wolle "im Jahr 2021 mit dem Netz starten". Experten versprechen sich von dem neuen Netz mehr Wettbewerb am Markt und dadurch ein besseres Angebot für Verbraucher.

1&1 Drillisch hatte sich im Juni in einer Auktion des Bundes Frequenzen für den ultraschnellen 5G-Mobilfunkstandard gesichert, mit denen es zum vierten deutschen Netzbetreiber werden will. Als Neueinsteiger unter den Netzbetreibern muss das Unternehmen deutlich geringere Ausbaupflichten einhalten als die Konkurrenz.

Bisher gibt es Mobilfunknetze der Deutschen Telekom, von Vodafone und von Telefónica. 1&1 Drillisch ist bisher nur als virtueller Netzbetreiber tätig, das Unternehmen nutzt dafür Netzkapazität von Telefónica und Vodafone. Die Tochtergesellschaft des Internetkonzerns United Internet steht nun vor dem Start als vierter Netzbetreiber.

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Ein strittiges Thema ist die Frage, ob die Wettbewerber dort, wo Drillisch keine eigenen Masten hat, ihre Netze öffnen müssten. Dommermuth hat dies mehrmals als Voraussetzung für den Markteintritt eines vierten Netzbetreibers bezeichnet. Sollte es kein innerdeutsches Roaming geben, würde das 1&1-Netz während der Bauphase große weiße Flecken aufweisen. Das Unternehmen spreche mit den Netzbetreibern über National Roaming, sagte Dommermuth.

Der United-Internet-Chef zeigte sich vorsichtig optimistisch. "Mein Bauchgefühl ist, dass wir National Roaming angeboten bekommen, auch von Vodafone oder von der Telekom – die Frage ist aber natürlich zu welchen Konditionen." Er wies darauf hin, dass die Bundesnetzagentur einen "diskriminierungsfreien" Zugang vorschreibt – die Gebühren dürfen also nicht zu hoch sein. Der Firmengründer und Großaktionär betonte, dass 1&1 trotz der noch ungewissen Roamingfrage ein eigenes Netz anstrebe.

Theoretisch könnte 1&1 Drillisch das Vorhaben auch noch aufgeben und das ersteigerte Spektrum verkaufen oder sich mit einer anderen Firma zusammentun. Dommermuth aber sagte: "Wir haben das Frequenzspektrum ersteigert und sind am Verhandeln [...], weil wir ein eigenes Netz bauen wollen." Es gebe keinen "Plan B", bei dem doch kein eigenes Netz errichtet würde.

Das Drillisch-Netz soll eine Kombination aus 4G (LTE) und 5G werden. Das Mobilfunk-Massengeschäft werde aus seiner Sicht noch lange von 4G dominiert. "Bis alle Endgeräte – auch im Niedrigpreisbereich – 5G-fähig sind und der Smartphonebestand komplett ausgetauscht ist, vergehen viele Jahre, deswegen bauen wir ein kombiniertes 4G- und 5G-Netz." Für 5G braucht man neue, relativ teure Smartphones, von denen bisher aber nur wenige Modelle auf den Markt gekommen sind.

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1&1 Drillisch und Konzernmutter United Internet legten am Donnerstag Halbjahreszahlen vor. Die Zahl der Mobilfunk-Kunden stieg von Anfang bis Mitte dieses Jahres um etwa vier Prozent auf 9,6 Millionen, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Die Zahl der Festnetzkunden blieb unverändert bei 4,3 Millionen. Sowohl Umsatz (1,8 Milliarden Euro) als auch Betriebsergebnis (0,34 Milliarden Euro Ebitda) blieben in etwa gleich. Allerdings hofft Drillisch noch darauf, für die Nutzung des Telefónica-Mobilfunknetzes weniger Geld zu zahlen zu müssen – dann wäre das Betriebsergebnis höher als bisher berechnet.

Dommermuth war zufrieden. "Wir hatten ein gutes Halbjahr", sagte er. Für das Gesamtjahr drückt der Manager allerdings leicht auf die Wachstumsbremse, der Umsatz soll etwas weniger stark nach oben gehen als zuvor angenommen. Zudem belasten Gebühren für Telekom-Festnetzleitungen sowie erste Kosten für 5G-Mobilfunkfrequenzen, die sich die Firma im Juni bei einer Auktion des Bundes gesichert hatte, die Profitabilität – das Betriebsergebnis (Ebitda) soll bis Jahresende nur noch um acht Prozent wachsen, bisher waren zehn Prozent angepeilt. (vbr)