Killer-Roboter: Amazon, Microsoft und Palantir am Pranger

Friedensforscher von Pax werfen mehreren großen US-IT-Firmen vor, Projekte für tödliche autonome Waffen voranzutreiben und die Welt so zu gefährden.

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Killer-Roboter: Amazon, Microsoft und Palantir am Pranger

(Bild: paxforpeace.nl)

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Amazon, Intel, Microsoft, Oracle und Palantir gehören zu den 21 größeren IT-Firmen, die an der Entwicklung von Killer-Robotern mitwirken und damit die Zukunft der Menschheit aufs Spiel setzen. Zu diesem Schluss kommen Forscher der niederländischen zivilgesellschaftlichen Organisation Pax in ihrem Bericht "Don't be evil?".

Pax betrachtete 50 Firmen aus zwölf Ländern danach, ob ein Unternehmen Technik entwickelt, die für tödliche autonome Waffen relevant sein könnte. Sieben Firmen loben die Autoren, zum Beispiel Google. Der Internetkonzern entschied sich wegen selbst auferlegter ethischer Regeln schon frühzeitig nach Protesten von Mitarbeitern dafür, kein Gebot auf das milliardenschwere Cloud-Projekt Jedi (Joint Enterprise Defense Infrastructure) des Pentagons abzugeben und aus der KI-Initiative Maven auszusteigen. Positiv sieht Pax auch Animal Dynamics, General Robotics, Softbank aus Japan sowie die auf Erkennungstechnik spezialisierte russische Firma VisionLabs.

Amazon hingegen kritisiert Pax, weil das Unternehmen weiterhin an vorderster Front bei Jedi mitmischen wolle. Dabei gehe es dem Pentagon klar um das Ziel, Waffen noch tödlicher zu machen. Zudem habe Amazon etwa auch mindestens 600 Millionen US-Dollar über einen seit 2014 bestehenden Cloud-Vertrag mit der CIA eingenommen. Amazon-Chef Jeff Bezos habe zudem Google kritisiert mit dem Hinweis, dass die USA Ärger bekämen, wenn sich IT-Konzerne vom Verteidigungsministerium abwendeten.

Microsoft werfen die Friedensforscher ebenfalls vor, nicht aus Jedi ausgestiegen zu sein. Zudem versorgten die Redmonder das Pentagon über einen Vertrag in Höhe von 479 Millionen US-Dollar mit ihrer Mixed-Reality-Brille HoloLens, die fürs Schlachtfeld und das militärische Training eingesetzt werden solle.

Microsoft habe zwar einen ethischen Prüfprozess unter dem Namen Aether installiert. Kritische Mitarbeiter beklagten aber, dass dieser nicht ausreiche, um die Waffenentwicklung auszuschließen. Zudem habe Microsoft-Präsident Brad Smith zwar eine digitale Genfer Abrüstungskonvention sowie Regeln für die Gesichtserkennung gefordert. Im Oktober habe er aber auch betont, dass Microsoft auf die starke Verteidigungsbereitschaft der USA baue.

Bei Intel sehen die Autoren unter anderem die Beteiligung am millionenschweren Projekt Hive des Pentagon-Forschungsarms DARPA kritisch, mit dem eine Plattform für Big Data und Künstliche Intelligenz (KI) entstehen soll. Besonders gefährlich schätzen die Beobachter ferner etwa die Drohnenhersteller Heron und Shield AI, Roboteam aus Israel oder SenseTime und Yitu aus China ein.

"Mittelschwere Bedenken" hat Pax etwa gegenüber den chinesischen Unternehmen Alibaba, Baidu und Tencent, Apple, Facebook und IBM aus den USA, Samsung aus Südkorea. Siemens sei in diverse militärische Forschungsprojekte beispielsweise mit der DARPA direkt oder US-Hochschulen eingebunden. Siemens habe aber gegenüber Pax versichert, nicht "im Geschäftsfeld" tödliche autonome Waffen unterwegs zu sein und sich strenge ethische Leitlinien auferlegt zu haben. (anw)