Rauchschutzräume für Seattle

Waldbrände sorgen in den USA immer häufiger für Gesundheitsprobleme. Im amerikanischen Nordwesten greift der Staat nun ein.

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Rauchschutzräume für Seattle

(Bild: Shutterstock)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

2017 und 2018 hatten die Bewohner von Seattle an 24 Tagen mit stark verschmutzter Luft durch Rauch zu kämpfen. Die Rußpartikel sind besonders für Kinder, Schwangere, ältere Menschen und Patienten mit Herz- und Lungenkrankheiten schädlich. An vier Tagen im Jahr 2018 war es so schlimm, dass die Stadt an der Westküste den "Unhealthy for everyone"-Status ausrief – Warnstufe vier einer sechsstufigen Skala, die der Staat Washington für die Luftqualität entwickelt hat.

Übersetzt: Die Luft ist so stark verschmutzt, dass alle Einwohner – auch Gesunde – ihre Zeit draußen stark einschränken sollen. In diesem Jahr gab es bereits mehr als 170 Waldbrände – Tendenz steigend. "Es wird Zeit, dass wir uns darauf vorbereiten, was das neue 'normal' sein könnte", sagt Bürgermeisterin Jenny Durkan.

Die Stadt will deshalb zunächst in einem Pilotprojekt fünf teilweise öffentliche Gebäude zu Rückzugsräumen mit sauberer Luft machen. Die Gebäude sollen mit robusten Luftfiltern ausgestattet werden, die unter anderem imprägnierte Aktivkohle mit besonderen Adsorptionseigenschaften enthalten. Dazu kommen abgedichtete Türen. Werden sie geöffnet, verhindern sogenannte Türluftschleier-Anlagen das Eindringen von Rauch und Giftstoffen durch einen starken, nach unten gerichteten Luftstrom.

Da das Klima in Seattle bislang sehr mild war, haben nur wenige Häuser eine Klimaanlage. Wegen der häufigeren Waldbrände können Einwohner bei steigenden Temperaturen jedoch nicht mehr einfach lüften, sodass ihr Zuhause nicht länger Zufluchtsort vor verschmutzter Luft ist. Die Orte für das Pilotprojekt wurden deshalb so gewählt, dass möglichst viele Einwohner in der Umgebung davon profitieren. "Damit wollen wir sicherstellen, dass unsere Bürger bei extremen Bedingungen sichere Orte haben, an denen sie leichter atmen können", sagt Durkan.

Zu den Pilotgebäuden gehören zwei Gemeindezentren sowie Teile des seinerzeit für die Weltausstellung von 1962 errichteten Seattle Centers. In dem Kulturzentrum haben neben Gastronomie-, Tourismus-, Unterhaltungs- sowie Kunst- und Bildungsangeboten auch Teile der Stadtverwaltung ihren Sitz.

Die Stadt erhofft sich von den ersten Umrüstungen neue Erfahrungen, welche Maßnahmen insbesondere in älteren Gebäuden für sauberere Luft sorgen können. Dafür will der Umweltchemiker Dan Jaffe von der University of Washington gemeinsam mit Studenten kontinuierlich Luftproben aus den Innenräumen und der Umgebung mit Partikelsensoren analysieren. "Der Klimawandel ist jetzt da und wird für die vorhersehbare Zukunft auch bleiben", sagt er. Weil das Waldbrände wahrscheinlicher mache, seien Anpassungsstrategien wie die Gebäudeumrüstungen wichtig.

(bsc)