Zahlen, bitte! Area 51 - die berühmteste Geheimbasis der Welt

Area 51 ist eine geheime Militärbasis, in der Flugzeuge erprobt werden. Das hält Verschwörungstheoretiker nicht davon ab, sie zum Ufo-Stützpunkt zu erklären.

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Zahlen, bitte! Area 51 - die berühmteste Geheimbasis der Welt
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Inhaltsverzeichnis

Area 51 ist ein Phänomen. Südlich an einem ausgetrockneten Salzsee namens Groom Lake gelegen und knapp 110 Kilometer von Las Vegas entfernt, beflügelt Area 51 die Fantasie vieler Verschwörungstheoretiker. Sie vermuten dort Ufos und Außerirdische.

Lange Zeit von der Regierung verleugnet und offiziell als Nevada Test and Training Range bezeichnet, ist der Ort ein besonders abgesicherter Militärstützpunkt innerhalb des Militärgebiets Nellis Air Force Range. Spätestens seitdem der amerikanische Geheimdienst CIA 2013 diverse ehemals geheime Dokumente veröffentlichte, ist bekannt, dass auf Area 51 vor allem neue Spionageflugzeuge und erbeutete russische MIGs erprobt wurden.

Groom Lake und Area 51, um 2000 herum fotografiert.
Zahlen, bitte!

In dieser Rubrik stellen wir immer dienstags verblüffende, beeindruckende, informative und witzige Zahlen aus den Bereichen IT, Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft, Politik und natürlich der Mathematik vor.

Nach dem zweiten Weltkrieg begann der Wettlauf der Systeme zwischen den USA und der Sowjetunion. Ein wichtiger Aspekt betraf die Weiterentwicklung der Waffentechnologien, insbesondere im Flugzeugbau. Dabei wurden bis 1954 Testflüge noch auf der Wright-Patterson Air Force Base bei Dayton durchgeführt. Für alle ersichtlich flogen damals die neuesten Testflugzeuge und erbeutete Erprobungsflugzeuge über dicht besiedeltes Gebiet.

Groom Lake und die ersten Aufbauten von Area 51 um 1957

Spätestens als während Testflüge einer nach dem Koreakrieg erbeuteten sowjetischen Jak 23 bei der Air Force Base ein verunsicherter Junge anrief und fragte, was ein sowjetischer Düsenjäger über dem Gebiet denn solle, wurde den Verantwortlichen die Leichtsinnigkeit des Standorts klar. Wenn ein aufgeweckter Junge so etwas herausfand, würden das sowjetische Spione mit Sicherheit auch entdecken.

Als alternativer Standort bot sich ab Mitte der 1950er Jahre ein ausgetrockneter See in der Mojave-Wüste namens Groom Lake an. Das Gebiet ist ein Teil der Nellis Air Force Range, ein Militärgebiet, das mit über 31.000 Quadratkilometern eine größere Ausdehnung als das Bundesland Hessen hat. In direkter Nachbarschaft zum Groom Lake führte die USA bis 1962 auf dem Yucca Field über 100 Atomwaffentests durch, was auch eine gewisse Ruhe vor neugierigen Blicken garantierte. Die Nähe führte aber auch zu Zwangspausen und Evakuierungen, weil nach manchem Atomtest radioaktiver Fallout über Groom Lake niederging, wenn der Wind ungünstig stand.

Ein Modell der A-12 „Oxcart“ beim Test des Radarquerschnitts auf Area 51.

Für die Erprobung neuer Flugzeuge waren die Bedingungen allerdings ideal: Die glatte Oberfläche des Salzsees erlaubte große Landebahnen. Es entstand mit 7093 Metern eine der längsten Lande- und Startbahnen überhaupt. Zunächst wurde dort das Spionageflugzeug U2 (U=Utility) getestet, welches durch einen Abschuss über der Sowjetunion 1960 und während der Kuba-Krise 1962 einige Berühmtheit erlangte. Die U2 konnte damals so hoch fliegen wie kein anderes Flugzeug zu dieser Zeit.

Der Nachfolger war schon in der Entwicklung, als die U2 öffentliche Aufmerksamkeit genoss: Die A-12, das Experimentalflugzeug, aus dem später der SR-71 Blackbird entstand, war ab Dezember 1961 in Erprobung. Ironischerweise bestanden diese Flugzeugtypen vor allem aus Titan, was die USA ausgerechnet beim Erzrivalen Sowjetunion über Tarnfirmen bestellte.

Wenig später konnte sich der Ostblock in den Spionage-Überflügen der SR71 von der Leistungsfähigkeit der bis zu Mach 3 schnellen Maschinen überzeugen, ohne auch nur eine abschießen zu können. Als sich die Spionage auf Satelliten verlagerte, änderten sich auch die Entwicklungs-Schwerpunkte. Ab 1967 wurden auf Area 51 verschiedene Beute-MIGs getestet, deren Erkenntnisse in die Entwicklung zukünftiger Flugzeugmuster einfloss, sowie in die Ausbildung der Piloten, die im Vietnamkrieg gegen diese Modelle kämpften.

Nein, kein imperialer Sternenzerstörer, sondern der Have Blue Experimental Survivable Testbed (XST) - Prototyp, aus dessen Grundlage später der F117A Night Hawk entstand.

Weitere Flugzeuge, die in Area 51 getestet wurden: der Nachtjäger F117A Night Hawk, Northrop Tacit Blue
(das wichtige Grundlagen zum späteren Tarnkappenbomber B2 lieferte), sowie das hochmoderne F22-Kampfflugzeug. Angebliche Fotos einer russischen SU27 im Testkampf mit einer F16, sowie ein mysteriöser Absturz 2017, zu dem die US-Regierung den Flugzeugtyp nicht bekanntgeben wollte, beflügeln die Gerüchte, dass bis heute russische Modelle getestet werden.

Mehr Infos

Koordinaten: 37° 14′ 6″ N, 115° 48′ 40″ W

Fläche: etwa 100 km² absolutes Sperrgebiet, innerhalb der etwa 31.000 km² Nellis Air Force Range (NAFR)

Mehrere Lande- und Startbahnen um un im Salzsee, die längste mit 7.093 m Länge.

Geschätzte Mitarbeiter: ca. 1500, davon pendelt ein Großteil von Las Vegas via Flugzeug.

Seit 1955 in Betrieb.

Bis heute werden also neue Flugzeuge und Technologien erforscht. Seitdem jedoch Ende der 1980er ein angeblicher Ex-Mitarbeiter von Area 51 behauptete, dass dort nicht nur irdische, sondern auch außerirdische Technologie erforscht würde und mehrere Ufos dort deponiert seien, bekam der schon immer schwelende Ufo-Hype neue Nahrung. Dabei stört den echten Verschwörungstheoretiker wenig, dass der angebliche Mitarbeiter nicht einmal ein Zeugnis vorlegen konnte, was seine behauptete Studien- und Arbeitslaufbahn hätte bestätigen können.

Ein anderer Ingenieur behauptete kurz vor seinem Tod in einem Youtube-Video ähnliches, um dann ein Foto eines Aliens in die Kamera zu halten - welches frappant einer Figur ähnelte, die man für 12 Dollar bei Walmart bekam.

Dass die amerikanische Regierung lange Erkenntnisse über die Existenz des Standorts so wirkungsvoll leugnete, wie früher der ertappte Onkel die Schublade mit den Erotikfilmen, gab der Verschwörungstheorie erst recht Nahrung. Auf Grundlage des Freedom Information Acts veröffentlichte die CIA im Jahr 2013 Dokumente zu Area 51 und bestätigte erstmals direkt die Existenz von Area 51.

F22 - eins der modernsten, aber ganz sicher das teuerste Jagdflugzeug der Welt bei einem Erprobungsflug. Im Hintergrund erkennt man gut den Groom Lake.

Die Alien-Gerüchte scheinen den Verantwortlichen jedenfalls ganz recht zu sein, würden diese nämlich den enormen Überwachungsaufwand erklären, den das US-Militär betreibt - durch eine lückenlose, weiträumige Überwachung durch Radar, Kamera und Bewegungsmelder kann sich praktisch niemand unbemerkt den Gelände nähern. Außerdem wird deutlich vor dem Betreten gewarnt, bis hin zum Abschuss, falls sich ein Flugzeug unbefugt der Basis nähert.

Gar nicht recht scheint hingegen die Aufmerksamkeit zu sein, die der Amerikaner Jackson Barnes auf Facebook mit seiner Veranstaltung Sturm auf Area 51, auslöste, um herauszufinden, ob sich dort Aliens befinden. Eigentlich als Jux gemeint, aber mit mittlerweile 2 Millionen Interessierten nötigte der Aufruf die US-Regierung zur Warnung, das Gelände widerrechtlich zu betreten. Es wäre vielleicht auch eine Enttäuschung, wenn die Aktivisten nachschauen würden und zu dem Schluss kämen, dass an den Alien-Gerüchten so gar nichts dran wäre. Wenn Hillary Clinton gewählt worden wäre, hätte es womöglich den Anlass gar nicht gegeben - Im Wahlkampf kündigte sie bei Jimmy Fallon an, nach einem Wahlsieg mögliche Alien-Geheimnisse zu veröffentlichen.

Immerhin: Trotz der durch und durch plausiblen offiziellen Version muss man anerkennen, dass dank Area 51 die Fantasie vieler Science-Fiction- Autoren beflügelt wurde. Ob Independence Day, Akte X oder die Anspielungen in Simpsons, Futurama oder Computerspielen wie z. B. X-Com. - der Populärkultur würde ohne die Verschwörungstheorien rund um die Area 51 definitiv was fehlen! (mawi)