New York auf Schlingerkurs: Auf Uber-Mindestlohn folgt Werbeverbot

Die Freude der New Yorker Uber-Chauffeure über Mindestentlohnung währte kurz: Sie dürfen auf dem Autodach keine Werbung mehr schalten.

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Leuchtender Bildschirm auf Pkw-Dach

Werbung auf dem Dach bringt Chauffeuren von Uber, Lyft & Co zusätzliche Einnahmen, ohne dass die App-Betreiber mitschneiden.

(Bild: Halo)

Lesezeit: 3 Min.
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Seit Februar schreibt New York City eine Mindestentlohnung für Chauffeure vor, deren Dienste von Uber, Lyft, Juno oder Via vermittelt werden. Das soll bei Vollzeiteinsatz etwa 9.600 US-Dollar zusätzlich pro Jahr bringen, bei Via etwas weniger. Doch nun schockt die zuständige Behörde die Chauffeure: Ein Werbeverbot reduziert die möglichen Einnahmen um tausende Dollar jährlich.

Explizit verboten ist Werbung im Inneren der Fahrzeuge sowie auf deren Dächern ab 31. August. Für Werbung an anderen Stellen, etwa der Außenseite der Türen, muss für jedes einzelne Fahrzeug um eine kostenpflichtige Genehmigung angesucht werden. Das Verbot im Fahrzeuginneren begründet die zuständige Taxi & Limousine Commission (TLC) New Yorks damit, dass die Reklame Fahrgästen auf den Nerv gehe. Die Werbung am Dach werde zum Schutz des Landschaftsbildes der Millionenstadt untersagt.

Taxis, Autobusse und U-Bahn-Züge dürfen freilich weiter Reklame machen, drinnen wie draußen. "Das ist Diskriminierung", kritisierte Kenan Saleh, CEO von Halo, im Gespräch mit heise online am Dienstag (Ortszeit). Halo und dessen Mitbewerber Firefly sind die wichtigsten Anbieter für Werbung auf Dächern von Uber- und Lyft-Autos.

Reklameschilder auf New York Citys Taxidächern bleiben erlaubt.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Viele Chauffeure fühlen sich gefrotzelt. Jahrelang haben sie für bessere Entlohnung gekämpft, und im Februar endlich von der TLC vorgeschriebene Mindesteinnahmen erreicht. Doch ein halbes Jahr später reduziert die selbe Behörde die Aussicht auf Gewinn wieder, indem sie mögliche Werbeeinnahmen dezimiert.

Während Reklame im Fahrzeuginneren nur etwa 50 Dollar pro Monat brächte, wären digitale Bildschirme auf dem Fahrzeugdach deutlich lukrativer. Die Einnahmen hängen davon ab, wie lange das Fahrzeug in Betrieb ist. "Jeder Vollzeitchauffeur mit Dachwerbung bekommt von uns mehr als 300 US-Dollar pro Monat", versichert Saleh.

Die notwendigen LED-Bildschirme stellt seine Firma gebührenfrei zur Verfügung, derzeit in Chicago, New York und Philadelphia. Weitere Regionen sollen folgen. Chicago hatte laut Saleh einst ein ähnliches Verbot, hat es aber aufgehoben. Andere US-Städte mit vergleichbaren Einschränkungen kenne er nicht.

Der zusätzliche Treibstoffverbrauch sei minimal. "Die Fahrer sagen uns, dass sie weniger als eine Meile Reichweite pro Gallone Treibstoff verlieren", so Saleh. Was auf den Bildschirmen angezeigt wird, hängt von Aufenthaltsort und Tageszeit ab. Neben Werbung blendet Halo auch Wetterinformationen oder Sicherheitswarnungen ein.

Die Funktion "Pickup Assist" hilft dem Fahrgast, rascher in das richtige Auto einzusteigen.

(Bild: Halo)

Und wenn ein Fahrgast abgeholt wird, prangt das Kennzeichen des Fahrzeuges auch auf den Bildschirmen auf dem Dach. Diese Funktion heißt "Pickup Assist" und beschleunigt den Einsteigevorgang, weil die App dem Fahrgast im Voraus das Kennzeichen verrät. "Der Pickup Assist reduziert die Verkehrsbehinderung beim Anhalten in zweiter Spur", sagte Saleh, "Außerdem steigt seltener jemand in ein falsches Auto ein." So eine Verwechslung hat schon einige New Yorker in prekäre Lagen gebracht

Mehr Infos

Über 50.000 Fahrten mit automatisierten Autos in Las Vegas hat Lyft bereits durchgeführt. Die Fahrgäste beschweren sich vor allem darüber, kein Trinkgeld geben zu können.

Ohne Werbeeinnahmen fällt der Pickup Assist aber ebenfalls weg. Zwar hatten bisher erst etwa 70 Chauffeure eine New Yorker Genehmigung für Werbung auf dem Dach erhalten. Doch Saleh weiß von mehr als 500 New Yorkern, deren Antrag in Vorbereitung oder bereits eingereicht war, Firefly-Partner nicht mitgerechnet. Die beiden Werbefirmen sowie die Chauffeurvereinigung IDG hoffen, die Behörde umstimmen zu können. Juristisch ist dem Verbot wohl schwer beizukommen: Beförderungsvermittler Juno hat gegen das Verbot der Innenraumwerbung geklagt und in zweiter Instanz verloren. (ds)