AMD Ryzen 3000: Diskussionen um zu niedrige Boost-Taktraten

Die von AMD beworbenen Boost-Frequenzen bei den Ryzen-3000-Prozessoren stellen Optimalwerte dar, die nicht alle Chips erreichen.

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AMD Ryzen 3000: Diskussionen um nicht erreichte Boost-Taktraten

AMDs 12-Kerner Ryzen 9 3900X.

(Bild: Christian Hirsch/c't)

Lesezeit: 3 Min.

Seit AMDs Vorstellung der Ryzen-3000-Prozessoren am 7. Juli 2019 häufen sich Diskussionen um die offiziell angegebenen Boost-Taktraten. Diese Frequenzen stellen das obere Ende dessen dar, was die CPUs erreichen können. Einige Nutzer berichten jedoch, dass ihre Prozessoren nie auf die beworbenen Frequenzen kommen.

Der deutsche Youtuber und Extrem-Übertakter Roman "der8auer" Hartung hat eine eigene Umfrage mit 2600 Teilnehmern ausgewertet, die ihren maximalen Einzelkern-Boost im Cinebench R15 ermitteln sollten – unter dieser Singlethreading-Last soll ein einzelner Kern laut AMD die beworbenen Frequenzen erreichen können.

Je höher der beworbene Boost-Takt ausfällt, desto weiter sollen die CPUs vom Optimum entfernt bleiben. Der Ryzen 5 3600 erreicht demnach häufig die veranschlagten 4,2 GHz. Beim Ryzen 7 3700X (4,4 GHz), Ryzen 7 3800X (4,5 GHz) und Ryzen 9 3900X (4,6 GHz) sieht es schlechter aus.

Nur 38 der 674 getesteten Ryzen 9 3900X sollen die 4,6 GHz gesehen haben. Die meisten Modelle halten sich bei 4,5 bis 4,575 GHz auf.

Auffällig ist die Rolle des Mainboards samt aufgespieltem BIOS beim Boost-Takt. Der Youtube-Kanal Hardware Unboxed hat denselben Ryzen 7 3800X auf 14 unterschiedlichen Platinen getestet. Der Einzelkern-Boost reichte von 4,37 bis 4,55 GHz und damit teilweise über die beworbenen 4,5 GHz. Den Zahlen von der8auer zufolge gibt es aber auch Unterschiede zwischen mehreren Mainboards des gleichen Typs.

Die um 1 bis 5 Prozent geringere Rechenleistung auf einem einzelnen Rechenkern dürfte Nutzern in der Praxis kaum auffallen. Vor allem, weil die Ryzen-3000-CPUs trotzdem sehr schnell sind – und auch von heise online empfohlen werden.

In den Diskussionen geht es primär um AMDs Marketing. Bei der Ryzen-2000-Serie war der Chiphersteller für sein Understatement bekannt. Bei den Ryzen-3000-Prozessoren erscheinen die Zahlen jedoch vergleichsweise hoch gegriffen.

AMD selbst hatte die Erwartungshaltung angeheizt. In einem Youtube-Video erklärte Robert Hallock, bei AMD für das technische Marketing zuständig, den aktualisierten Precision Boost Overdrive (PBO) als automatisierte Übertaktungsfunktion und suggerierte, dass sich der Boost-Takt spielend um weitere 200 MHz anheben ließe – mit einem Ryzen-3000-Prozessor wären so etwa 4,75 GHz drin. Praktisch funktioniert das aber so nicht.

[Update:] AMD hat nach eigenen Angaben ein Firmware-Problem identifiziert, welches in "manchen Situationen" die Boost-Taktfrequenz mindert. AMD verspricht BIOS-Updates, die dieses Problem lösen, weist aber auch darauf hin, dass die praktisch erreichbare Boost-Frequenz "von vielen Variablen" abhängt. (mma)