Facebooks Libra: Was steckt hinter dem schlechten Ruf der Kryptowährung?

Im Juni kündigte eine Firmengruppe unter Federführung von Facebook die Kryptowährung Libra an, um den Geldverkehr zu revolutionieren. Gelingt das?

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Facebook Libra: Bank ohne Geheimnis?

(Bild: Ascannio / shutterstock.com)

Lesezeit: 14 Min.
Von
  • Christian Honey
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Wer traut schon Facebook? Als das Digitalunternehmen Mitte Juni verkündete, zusammen mit Partnern eine neue digitale Währung namens Libra zu schaffen, war die Kritik massiv – und sie kam angesichts des komplexen Themas erstaunlich rasch. "Da gibt es schwere Bedenken", sagte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) nach einer ersten Diskussion beim G7-Finanzministertreffen. Auch der Chef der amerikanischen Zentralbank, Jerome Powell, gab "starke Bedenken" zu Protokoll. Und Joseph Stiglitz, Nobelpreisträger für Wirtschaft, bezeichnete die Technologie hinter der Kryptowährung als "nicht vertrauenswürdig".

Dabei ist die Idee einer Bezahlfunktion für das soziale Netz nicht grundsätzlich neu. Facebook hat sie vermutlich von chinesischen Vorbildern wie AliPay und WeChat Pay abgeguckt. Wie im Reich der Mitte sollen Nutzer von Facebook Messenger und WhatsApp digital bezahlen oder Geld überweisen können, kostenlos, sekundenschnell und "so einfach wie eine SMS". Mitte 2020 könnten die ersten WhatsApp- und Facebook-Messenger-Nutzer ihre Euro, Yen oder US-Dollar in Libra eintauschen. Aber im Gegensatz zu AliPay soll der Dienst weltweit zur Verfügung stehen. Genau diese gewaltige Dimension hat das Finanzwesen aufgeschreckt. Schließlich könnte daraus eine supranationale Bank entstehen, die auf einen Schlag Zugriff auf Milliarden von Kunden hat. Obendrein spricht das Whitepaper der Libra Association von der geplanten "Entwicklung und Förderung eines offenen Identitätsstandards". Ein "tragbarer digitaler Identitätsnachweis" solle zur "Voraussetzung für finanzielle Inklusion und für den Wettbewerb" werden.

Kontrolle über Währung und Identität: Wächst damit ein neuer digitaler Staat heran? Zuvor hatte Scholz erklärt, die Herausgabe einer Währung gehöre "nicht in die Hände eines Privatunternehmens". Sie sei "ein Kernelement staatlicher Souveränität". Aber wer sich das Konzept der Libra Association und die Technologie genauer anschaut, sieht, dass viele Ängste überzogen sind – und den Blick auf die Chancen und die wahren Risiken verstellen. Eine Einordnung.