Gesundheit: Medizin-Apps sind Datenschleudern

Neben Tabletten und Therapien können Ärzte künftig Smartphone-Apps verschreiben. Dann müssen das die Krankenkassen bezahlen. Doch was ist mit dem Datenschutz?

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Daten auf Rezept

(Bild: Shutterstock)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Jan Hellmut Schwenkenbecher
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Mehr als sechs Millionen Patientengespräche, über zehn Millionen Diagnosen, das Ganze in fünf Sprachen und in 130 Ländern, solche Zahlen kann auch der größte Workaholic unter den Ärzten nicht bewerkstelligen. Ada kann. Ada ist aber auch kein Mensch, sondern eine App. Auf Smartphones geladen, fragt sie den Nutzer nach seinen Symptomen, deren Häufigkeit und Schwere und offenbart ihm, welche Krankheit diese am wahrscheinlichsten verursacht. Anschließend stellt sie Informationen über die Krankheit und die passendsten Ärzte der Umgebung bereit. 2016 von einem Berliner Start-up veröffentlicht, ist die App mittlerweile so erfolgreich, dass die Techniker Krankenkasse Ende 2018 bekanntgab, sie in ihre eigene TK-App integrieren zu wollen. "Voraussichtlich Anfang 2019" sollte das geschehen, doch bisher wird immer noch in der Beta-Version getestet.

Dass Apps mehr und mehr zum Teil der medizinischen Versorgung werden, hat auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erkannt. Anfang Juli billigte das Kabinett seinen Gesetzentwurf, wonach Ärzte künftig Apps sogar verschreiben dürfen. Dann zahlen die Krankenkassen etwa für das digitale Diabetes-Tagebuch oder die Smartphone-Empfängnisverhütung. Im Herbst will der Bundestag darüber beraten, 2020 soll das Gesetz in Kraft treten. Damit die Krankenkassen die Kosten übernehmen, gibt es aber zwei Bedingungen: Erstens müssen die Hersteller binnen eines Jahres beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) nachweisen, dass ihre App auch wirklich die Versorgung der Patienten verbessert. Zweitens soll die Behörde sicherstellen, dass Datensicherheit und Datenschutz gewährleistet sind.

Keine leichte Aufgabe, denn viele bisherige Gesundheits-Apps sind erschreckend mitteilungsbedürftig. Jüngst zeigte das eine Untersuchung eines Forscherteams aus Australien, Kanada und den USA, die im "British Medical Journal" (BMJ) veröffentlicht wurde. Bei 24 interaktiven Apps für Android-Handys aus dem Gesundheitsbereich, die besonders häufig heruntergeladen wurden, untersuchten sie, welche Daten die Apps weitergaben und an wen – darunter auch die englischsprachige Version von Ada.