Deutsche Banken planen einheitlichen Bezahldienst – das Ende von Paydirekt?

Die deutschen Banken und Sparkassen arbeiten daran, ihre Online-Bezahldienste zu bündeln. Für die glücklose Paypal-Alternative Paydirekt wäre es wohl das Aus.

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Deutsche Banken arbeiten an einheitlichem Bezahldienst – das Ende von Paydirekt?

Früher war mehr Konfetti: Die deutschen Banken glauben wohl nicht mehr an den Erfolg von Paydirekt.

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Die deutschen Banken und Sparkassen wollen offenbar ihre Online-Bezahldienste unter ein Dach namens X-Pay bringen, um endlich dem Platzhirschen Paypal die Stirn bieten zu können. Wie das Handelsblatt unter Berufung auf Insider berichtet, geht es dabei nicht nur um ein neues Markendach – alle Angebote sollen auch in ein Zahlungssystem zusammengeführt werden. Für den 2015 gegründeten und wenig erfolgreichen Bezahldienst Paydirekt würde es wohl das Ende bedeuten.

"Es gibt die Intention, alles zusammenzuwerfen“, zitiert der Bericht der Wirtschaftszeitung einen Insider. Demnach sollen noch im September oder Oktober entsprechende Absichtserklärungen unterzeichnet und dann eine neue Gesellschaft für X-Pay ins Leben gerufen werden. Dahinter dürfte die bisherige Erfolglosigkeit der eigenen Angebote stehen: Während US-Anbieter Paypal zu den wichtigsten Online-Zahldienstleistern in Deutschland gehört, tummeln sich Paydirekt und das noch davor gegründete Giropay bei Studien zu Marktanteilen eher im Bereich "Sonstige".

Der Mobil-Dienst Kwitt wiederum erlaubt nur Zahlungen von Nutzer zu Nutzer bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken – alle anderen Banken bleiben draußen. Die populäre Girocard hingegen lässt sich nur an Ladenkassen nutzen, nicht aber im Onlinehandel. Und dazu kommt, dass man nicht nur Rückstand aufzuholen, sondern auch noch mit Apple Pay und Google Pay neue US-Konkurrenz im heimischen Markt bekommen hat. Entsprechend arbeite man laut Handelsblatt mit Hochdruck an der Sache.

Im Interview mit der Börsenzeitung ließ Thomas Ullrich, Chef der DZ-Bank, also dem Zentralinstitut der Genossenschaftsbanken, bereits solche Pläne für einen nationalen Bezahldienst durchblicken. Unter dem Stichwort #DK (für "Deutsche Kreditwirtschaft") arbeiteten Privatbanken, Sparkassen, Landesbanken sowie die Genossenschaftsinstitute an einem eng ans Girokonto geknüpften Verfahren.

Laut Ullrich könne die nationale Lösung aber nur der erste Schritt sein, "danach muss es zügig Richtung Europa gehen". Basis dafür könnten die im Sepa-Raum langsam eingeführten Instant Payments werden, die in Sekundenschnelle verbucht werden. Insbesondere französische Banken hätten sich hier für eine europaweite Lösung ausgesprochen. Auch die Bundesbank hatte bereits echte heimische Alternativen gefordert. Allerdings gebe es da in Europa einen sehr unterschiedlichen Umsetzungs- und Einführungsgrad auf Länderebene. Solche Zahlungen können aber nur angewiesen werden, wenn die daran beteiligten Banken auch das Verfahren unterstützen. Oftmals werden auch saftige Gebühren verlangt.

Eine Lösung auf europäischer Ebene für mobiles Bezahlen strebt übrigens auch eine neue Initiative namens Empsa an – dahinter stehen laut Bericht des IT-Finanzmagazins sieben Payment-Startups: Bluecode aus Deutschland, Twint aus der Schweiz, Swish aus Schweden, Vipps aus Norwegen, MobilePay aus Finnland und Dänemark, das belgische Bancontact Payconiq und das portugiesische Sibs/MB Way. Gemeinsam will man eine Lösung für das mobile Zahlen entwickeln, wobei aber erst mal eine Arbeitsgruppe gegründet wurde, die gemeinsame Standards setzen soll. Die beteiligten Unternehmen setzen auf optische Verfahren an der Kasse, also QR-und Strichcodes.

Angestrebt wird wohl ein direkt ans Girokonto andockendes Verfahren, ohne dazwischengeschaltete Debit- und Kreditkartensysteme aus den USA. Auch hier hofft man auf Instant Payments als Basis für Echtzeitzahlungen. Europaweit könne der Verbund 25 Millionen Kunden und eine Million Händler vorweisen, weitere Partner wolle man an Bord holen.

Was aus den Versuchen wird, den US-Riesen Paroli zu bieten, wird sich zeigen. Für den Versuch namens Paydirekt scheint die Zeit jedenfalls abzulaufen. Noch im Frühjahr 2019 hatten Berichte die Runde gemacht, dass die beteiligten Banken Paydirekt mit einer Geldspritze von 60 Millionen Euro auf die Sprünge helfen wollen. Inzwischen ist die Stimmung wohl gekippt. Es gebe kaum mehr jemanden, der meine, man könne Paydirekt noch zum Erfolg machen, sagt eine der Quellen des Handelsblatts.

Von Paydirekt hieß es dazu auf Anfrage von heise online: "Als das E- und M-Commerce-Verfahren der Deutschen Kreditwirtschaft ist paydirekt ein wichtiger strategischer Baustein im zunehmend digitalen Zahlungsverkehr der Banken und Sparkassen. paydirekt genießt das volle Commitment seiner Investoren, die in die Weiterentwicklung von paydirekt investieren." (axk)