US-Meteorologen zwischen den Fronten: Streit über Trumps Hurrikan-Tweet

In den USA tobt ein Streit zwischen Wissenschaftlern und von Trump eingesetzten Beamten. Auslöser ist wieder einmal ein Tweet.

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US-Meteorologen zwischen den Fronten: Streit um Trumps Hurrikan-Tweet

Trump und die nachbearbeitete Karte

(Bild: dpa/Evan Vucci)

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Die Wetter- und Ozeanografie­behörde der USA (NOAA) hat ihre Mitarbeiter intern davor gewarnt, dem US-Präsidenten zu widersprechen. Die Enthüllung dieser internen Anweisung durch die Washington Post hat den Streit um die Politisierung der Wettervorhersagen in den Vereinigten Staaten am Wochenende noch weiter angeheizt. Ausgelöst hatte die Debatte Donald Trump mit einem fehlerhaften Tweet zur Route des Hurrikans Dorian, denn er offenbar nicht berichtigen wollte, woraufhin ihm die NOAA zur Seite sprang und spätestens dadurch eine Debatte um die Unabhängigkeit der Wettervorhersage ausgelöst hatte.

Auslöser der Debatte war ein Tweet von Donald Trump am 1. September, in dem Trump US-Bundesstaaten aufzählte, die von Dorian "höchstwahrscheinlich viel schlimmer" getroffen würden, als vorhergesagt und dabei auch Alabama nannte. Nur zwanzig Minuten später twitterte die zur NOAA gehörende Abteilung des National Weather Service von Birmingham (Alabama), dass man in dem US-Bundesstaat keine Auswirkungen spüren werde, "wir wiederholen, keine Auswirkungen". Damit hätte die Episode beendet sein können, doch dann zeigte Trump am 4. September eine Karte der Route des Hurrikans, die per Hand insoweit verändert wurde, dass Alabama in dem eingezeichneten Radius lag.

Während viele über Trumps von Hand veränderte Karte lachten, veröffentlichte die NOAA am 6. September ein Statement, in dem es hieß, dass die Vorhersagen durchaus auch Auswirkungen auf Alabama prophezeit hätten. Der Tweet der lokalen Abteilung des National Weather Service habe in "absoluten Begriffen" gesprochen, die nicht mit den Wahrscheinlichkeiten zu vereinbaren seien. Verwiesen wird auf eine Karte, die aber nur sehr geringe Wahrscheinlichkeiten für stürmische Winde in Alabama zeigte. Es folgte ein Aufschrei unter Meteorologen und Ex-NOAA-Verantwortlichen. So twitterte der ehemalige COO der NOAA, David Titley, dass dies womöglich der schwärzeste Tag in der Geschichte der Behörde sei. Der Meteorologe James Spann meinte, die Mitarbeiter des NWS in Birmingham seien von der NOAA vor den Bus geworfen worden.

Wie die Washington Post nun enthüllt, hatte die NOAA Stunden nach dem ersten Tweet von Trump intern die Mitarbeiter angewiesen, nur auf die nationalen Hurrikan-Vorhersagen einzugehen und "keine Meinungen mitzuteilen". Eine ähnliche Anweisung habe es auch nach jenem Aufritt Trumps mit der veränderten Karte gegeben. Ein Meteorologe der Behörde sagte der US-Zeitung, dass das erste Mal gewesen sei, dass er Druck von oben verspürt habe, nicht das zu sagen, was die Vorhersagen wirklich umfassen. Währenddessen nutzte Trump die Angelegenheit für Wahlkampf, sein Wahlkampfmanager bewarb einen Permanentmarker, "der CNN und die anderen Fake News verrückt machen kann". (mho)