Interaktiver Roboter hilft in finnischer Bibliothek

Bei der Suche nach bestimmten Büchern kommt in Helsinkis Zentralbibliothek Oodi ein Roboter zu Hilfe. Seine Geheimwaffe: Wackelaugen.

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Ein schwarzer Kasten mit Rollen, vorn sind große Kugelaugen befestigt, im Hintergrund sind viele Bücherregale zu sehen.

(Bild: Futurice)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Helga Hansen

In der neuen Zentralbibliothek Helsinkis, Oodi, hilft seit kurzem ein autonom fahrender Roboter bei Fragen weiter. Zwei gezielt gesteuerte Wackelaugen und ein Tablet machen die Interaktion mit Besucherinnen und Besuchern möglich. Dateien zum Nachbauen des Systems gibt es kostenlos im Internet.

Ursprünglich nutzte die Bibliothek die mobilen MiR200-Roboter nur bei der Rückgabe von Büchern. Einer von ihnen hat nun eine ganz besondere Ausstattung: Mit Wackelaugen und einem Tablet ausgestattet hilft er Leuten beim Suchen und Finden von bestimmten Büchern und Regalen. Außerdem kommuniziert er mit Beeps. Dank der Anbindung an die Datenbank der Bibliothek kann er in Echtzeit weiterhelfen.

Erdacht hat das Projekt ein Team aus Bibliothekspublikum, Angestellten und der Digitalagentur Futurice, deren Robotik-Designerin Minja Axelsson auch den Prozess dokumentiert hat. Zu den Vorgaben des Teams gehörte, dem mobilen Gehilfen ein Tablet für Nutzereingaben zu geben und auf Sprachsteuerung zu verzichten. Für Antworten sollten Licht, Geräusche und Bewegung genutzt werden.

Nach ersten Tests in der Bücherei entwickelte Axelsson die Idee, mit Wackelaugen eine bessere Verbindung zu den Nutzerinnen und Nutzern zu schaffen. Dabei sollte der Roboter als Technik erkennbar bleiben und nicht menschlich anmuten, aber trotzdem eine gewissen Persönlichkeit bekommen. Die beweglichen Augen baute sie nach einer älteren Anleitung aus dem Netz. Der Arduino-gesteuerte Aufbau mit zwei Motoren ist jetzt in einer Holzkiste untergebracht, die auf dem Roboter befestigt ist.

Mit den Wackelaugen und Tönen drückt der Roboter nun "Emotionen" aus. Führt er eine Person durch die Gänge und erfüllt so seine Aufgabe, piepst er fröhlich. Hat er gerade nichts zu tun, versucht er mit Augenbewegungen und dezenten Lichtsignalen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Um das Verhalten zu testen, wurde der Roboter erneut in der Praxis getestet. Die meisten Besucher, so Axelsson, fanden ihn interessant und einige Leute wollten ihn sogar streicheln. Besonders die Wackelaugen seien gut angekommen. Nur wenige Leute hätten die Interaktion verweigert.

Die neue Zentralbibliothek der finnischen Hauptstadt wurde erst Ende 2018 eröffnet und ist die größte Einrichtung unter den 37 öffentlichen Büchereien in der Stadt. Erwartet werden rund 10.000 Besucherinnen und Besucher am Tag – bis zu 2 Millionen im Jahr. Um Bücherberge zu vermeiden, gibt es daher ein maschinelles Sortiersystem: Zurückgegebene Bücher werden automatisch vorsortiert und auf Kisten verteilt. Autonom fahrende Roboter bringen die Kisten zu den Angestellten, damit diese die Bücher in die Regale einsortieren können.

Eine Konkurrenz zu den Bibliothekaren seien die Roboter nicht: Monotone Aufgaben wie das Herumfahren von Bücherwagen waren bisher unbeliebte Aufgaben. Das Beantworten von Fragen nach dem Weg dauere prinzipiell nur kurz, binde über den Tag gesehen aber viel Arbeitszeit der Angestellten. Diese könnten sich nun stärker auf Beratungen konzentrieren, die meist länger dauern.

Vorlagen aus dem Entwicklungsprozess sind auf Github frei verfügbar, wie auch Python-Skripte rund um die Steuerung der Augen und Emotionen. Abgeschlossen ist die Entwicklung übrigens noch nicht. Künftig könnten etwa Augenbrauen den Roboter noch verständlicher kommunizieren lassen. (hch)