Sitz, Platz!

Interessante Erkenntnis für alle Hundebesitzer: Eine neue Studie zeigt, wie wir im Laufe der Jahrtausende das Verhalten unseres besten Freundes beeinflusst haben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Anna Hoffmann

Wenn ich nach einem langen Tag nach Hause komme, empfängt mich ein schwanzwedelnder Bichon-Frisé namens Lotte. Neben ihrem weichen, Allergiker-freundlichen Fell zeichnet sie sich durch ihren offenen und lebensfrohen Charakter aus.

Passend dazu haben Erin E. Hecht und ihr Team von der Harvard University vergangene Woche eine Studie im "Journal of Neuroscience" veröffentlicht. Die Geschichte der Hundezucht ist bereits 15.000 Jahre alt und sie hat nicht nur die Fellfarbe oder die Größe der Rassen variiert. Die Wissenschaftler zeigen nun, wie sie sich auch auf die neuronalen Schaltkreise in Hunde-Gehirnen auswirkt.

Aufnahmen des Gehirns von 33 Rassen, insgesamt 63 Haustieren, machten die Forscher mit einem Kernspintomografen. Und tatsächlich ergeben sich zwischen Dackel und Dobermann nicht nur Größenunterschiede, sondern auch strukturell-neuronale. Dabei konzentrierte sich die Forschung auf sechs Hirnareale mit den signifikantesten Unterschieden. In diesen neuronalen Netzwerken entstehen etwa die rassetypischen Ausprägungen des Geruchssinns oder des Jagdtriebs.

Die Aufnahmen zeigen nicht nur strukturelle Abweichungen zwischen den Rassen, sondern teilweise innerhalb derselben. Der große Münsterländer etwa wurde für die Jagd gezüchtet – dennoch gibt es Münsterländer, die selbst im Wald treu neben ihren Besitzern herlaufen. Auch für dieses Phänomen finden die Wissenschaftler Erklärungen in den Hirn-Scans.

Hecht und ihr Team haben nur Haustiere untersucht und große Unterschiede offenbart. Wie groß wären dann wohl die Diskrepanzen zwischen Haus- und Arbeitshunden? Schließlich macht ein Jagdhund, der im Wald die Fährte des verwundeten Wilds aufnimmt, tatsächlich etwas aus seinem natürlichen Trieb. Das könnte den Wissenschaftlern zufolge ebenfalls die Hirnstruktur beeinflussen und verändern. Es bleibt also ein großes Feld für zukünftige Forschungen.

Für mich ist es eine spannende Vorstellung: Das Verhalten meiner Vorfahren und das Verhalten von Lottes Vorfahren haben sie zu dem gemacht, was sie heute ist. Zu gerne würde ich ihr Gehirn einem Scan unterziehen lassen. Angeblich sind Bichon-Frisés lernfreudige und leicht erziehbare Hunde. Vielleicht ist unser Hund bloß verwöhnt, aber für das einfache Kommando "Sitz!", ernte ich gelegentlich nur einen fragenden Hundeblick.

(bsc)