Erstmals Wasser auf Exoplaneten in habitabler Zone nachgewiesen

Astronomen haben erstmals auf einem Exoplaneten Wasser nachgewiesen, der in der habitablen Zone liegt. "Erdähnlich" dürfte es da aber trotzdem nicht aussehen.

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Erstmals Wasser bei Exoplaneten im habitabler Zone nachgewiesen

Künstlerische Darstellung des Exoplaneten

(Bild: ESA/Hubble, M. Kornmesser)

Lesezeit: 3 Min.

Astronomen haben zum ersten Mal Wasser auf einem Exoplaneten nachgewiesen, der seinen Stern in der sogenannten habitablen Zone umkreist und auf dem damit potenziell erdähnliches Leben möglich sein könnte. Die Forscher vom University College London erklären aber, dass es sich nicht um eine zweite Erde handle, da der Exoplaneten mit der Bezeichnung K2-18b deutlich schwerer ist als unsere Heimat, eine drastische anders zusammengesetzte Atmosphäre hat und wahrscheinlich viel mehr Strahlung seines Sterns abbekommt. Trotzdem bringe die Entdeckung uns näher an eine Antwort auf die Frage: "Ist unsere Erde einzigartig?"

Nachgewiesen wurde das Wasser gleichzeitig noch von einem weiteren Forscherteam, das seine Forschung öffentlich gemacht hat, als die ersten Ankündigungen der Londoner Ergebnisse an die Presse gingen. Während die Analyse von Angelos Tsiaras vom University College London und seinem Team im Fachmagazin Nature Astronomy veröffentlicht wurden, hat das Team um Björn Benneke von der Université de Montréal ihre Studie nun auf Arxiv.org veröffentlicht.

Wie die Londoner Astronomen nun erläutern, wurde K2-18b in den Daten des NASA-Weltraumteleskops Kepler entdeckt. Der Exoplanet hat etwa die achtfache Masse der Erde und gehört damit zu den vielen "Supererden" – mit einer Masse zwischen der der Erde und der des Neptuns (rund 17 Erdmassen) – die inzwischen bekannt sind. Er ist rund 110 Lichtjahre von der Erde entfernt und umkreist einen recht aktiven Roten Zwergstern. Die Astronomen analysierten nun Daten, die mit dem Weltraumteleskops Hubble 2016 und 2017 gesammelt wurden und analysierten das Licht des Sterns, das zu bestimmten Zeiten durch die Atmosphäre des Exoplaneten zu uns gelangt ist und dabei gefiltert wurde.

Bei diesen Spektralanalysen mit "Open-Source-Algorithmen" sei nicht nur die Signatur von Wasserdampf, sondern auch von Wasserstoff und Helium entdeckt worden, die damit auf K2-18b vorhanden sein müssen. Die Forscher vermuten außerdem Stickstoff und Methanmoleküle in der Atmosphäre, die könnten beim gegenwärtigen Stand der Teleskoptechnik aber nicht nachgewiesen werden. Mit künftigen Observatorien wie dem James Webb Space Telescope und dem geplanten ESA-Weltraumteleskop Ariel könne man das aber erreichen. Die Forscher hoffen bereits auf jede Menge ähnlicher Exoplaneten, da nicht nur die Supererden die am weitesten verbreiteten Exoplaneten der Milchstraße, sondern Rote Zwerge auch die häufigsten Sterne sind.

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Angesichts einiger euphorischer Presseberichte versuchen Astronomen inzwischen die Bedeutung der Entdeckung etwas einzuordnen. So erklärt etwa der Astrophysiker Grant Trempblay auf Twitter, dass auch in der Atmosphäre der Venus Wasser vorkommt und der Planet in der "habitablen Zone" unserer Sonne liegt. Trotzdem ist es dort – aufgrund des starken Treibhauseffekts – mit mehr als 400 Grad Celsius viel zu heiß für erdähnliches Leben – hinzu kommt ein Atmosphärendruck von mehreren zehntausend Hektopascal. Das Konzept "habitabel" sagt lediglich, ob Wasser in flüssiger Form vorkommen kann, die Verhältnisse vor Ort können aber trotzdem noch extrem lebensfeindlich sein. Hinzu kommt, dass K2-18b wohl ein Gasplanet ist, also gar keine Oberfläche hat. (mho)