Nach Protest: Chef Software lässt Vertrag mit US-Einwanderungsbehörde auslaufen

Barry Crist, CEO von Chef, verteidigte jüngst noch einen Vertrag mit US-amerikanischen Einwanderungsbehörde. Jetzt ist er zurückgerudert

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Nach Protesten: Chef Software lässt Vertrag mit US-Einwanderungsbehörde auslaufen

(Bild: EFKS/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Alexander Neumann

Chef Software, Entwickler von DevOps-Werkzeugen, ist in Erklärungsnot geraten, nachdem der in der sensiblen DevOps-Szene bekannte Softwareentwickler Seth Vargo zentralen Ruby-Code der Open-Source-Software von Chef zurückgezogen hatte. Vargo hatte damit auf die Bekanntgabe des Unternehmens reagiert, an die US-amerikanischen Einwanderungsbehörde Software ausgeliefert zu haben.

Bei der Zusammenarbeit mit der Immigration and Customs Enforcement Agency (ICE) handelt es ich um einen 95.000 US-Dollar schweren Ein-Jahres-Vertrag, der durch den zugelassenen Auftragnehmer, C&C International Computers & Consultants, zustande gekommen war. Vargo begründete seine Aktion damit, dass er nicht wolle, dass sein Code in Szenarien zum Einsatz komme, die er als böse erachte. Deswegen archivierte Vargo das GitHub-Repository für zwei Open-Source-Chef-Add-ons, die er wohl in seiner Zeit als Angestellter bei Chef entwickelt hatte.

Pikant an Vargos Reaktion ist, dass es sich bei seinen RubyGems um Bestandteile handelt, deren Fehlen nun dazu führte, dass einige Chef-Installationen nicht mehr funktionierten. Sie helfen dabei, das Konfigurationsmanagementsystem einfacher zu bedienen. Chef hat dann in der Folge den fraglichen Code geforkt. Jetzt streiten Vargo und Chef Software darüber, wem der Code tatsächlich gehört.

Offenbar uneins waren die Personen an der Spitze des Unternehmens. Barry Crist, CEO des Unternehmens, argumentierte zuerst sinngemäß in die Richtung, dass man sich nicht vorschreiben lasse, mit welchen Organisationen man zusammenarbeite, sondern Chef als Unternehmen weiterentwickle, das über die vielen US-Präsidenten-Verwaltungen hinausgehe.

Corey Scobie, CTO des Unternehmens, gibt sich hingegen differenzierter: Er sei selbst Einwanderer und als Vater von zwei Töchtern "angewidert von den Handlungen, die wir heute in diesem Land scheinbar regelmäßig in den Schlagzeilen sehen". Er fährt fort, dass der Software-Deal von Chef mit ICE nicht mit irgendwelchen Mitteln beabsichtigt sei, um das verabscheuungswürdige Verhalten zu ermöglichen, etwa die Trennung von Kindern. Ziel sei es, IT-Profis mit den Werkzeugen auszustatten, die tatsächlich dazu beitrügen, die Anzahl der getrennten Familien zu reduzieren.

Letztlich ist nun auch Crist zurückgerudert. In einer neuen Botschaft an die Mitarbeiter schreibt er: "Nach tiefer Selbstbeobachtung und dem internen Dialog werden wir unsere derzeitigen Verträge mit ICE und U.S. Customs and Border Protection nicht verlängern, wenn sie im nächsten Jahr auslaufen." Chef werde aber sämtliche Verpflichtungen aus den aktuellen Verträgen erfüllen." Crist fügt hinzu, dass die Einnahmen aus den laufenden Verträgen "an Wohltätigkeitsorganisationen gehen würden, die gefährdeten Menschen helfen, die von der Politik der Familientrennung und Inhaftierung betroffen sind". (ane)