Huawei: Android ohne Google

Weil Huawei neue Smartphones nicht mehr mit den Google-Diensten ausstatten darf, muss eine andere Lösung her. Doch die bleibt lückenhaft.

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Huawei: Android ohne Google

(Bild: Patrick Bellmer)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Robin Brand

Im Mittelpunkt der Präsentation der High-End-Smartphones Mate 30 Pro sowie Mate 30 stand nicht die Technik, sondern die Software. Denn in Folge des Handelsstreits zwischen den USA und China muss Huawei zum ersten Mal ohne Google-Dienste auskommen. Das wirft einige Fragen auf: Kommt ein neues Betriebssystem zum Einsatz oder weiter Android? Wie sieht so ein Android dann aus, und wie einfach macht man den Käufern die nachträgliche Installation von Google Maps und Co.?

Huawei blieb vage. Die fehlenden Google Mobile Services (GMS) sollen durch die Huawei Mobile Services (HMS) ersetzt werden. Diese Plattform unterstütze bereits mehr als 40.000 Apps, bekannte Namen nannte Huawei aber nicht. Ein mit einer Milliarde US-Dollar gefüllter Fördertopf solle Entwicklern die HMS schmackhaft machen. Zwar verwies Huawei darauf, dass auch Drittentwickler-Apps lauffähig seien, nannte aber keine Details zu möglichen Einschränkungen etwa der Maps-Schnittstelle. Gar nicht äußerte sich Huawei dazu, ob die nachträgliche Installation des Play Stores ermöglicht wird. Beim ersten Ausprobieren eines Mate-30-Demogeräts ließ sich der Play Store zwar installieren, startete aber nicht. Fest steht, dass Huaweis Bedienoberfläche EMUI 10 zum Einsatz kommt – auf der Basis von Android 10.

Das Mate 30 Pro wird in einer 4G- und 5G-Version angeboten – aber vorerst nicht in Deutschland.

(Bild: Patrick Bellmer)

Davon unabhängig bewirbt Huawei erneut die Kamera als eines der wichtigsten Merkmale. Das Mate 30 Pro hat gleich vier Sensoren auf der Rückseite: zwei 40-Megapixel-Kameras mit 1/1,54 (Ultra-Weitwinkel) und 1/1,7 Zoll (Weitwinkel) großen Sensoren, eine 8-Megapixel-Telekamera sowie eine Time-of-Flight-Kamera (ToF) für Tiefenmessungen. Die Rückseite des Mate 30 beherbergt drei Kameras mit 40 (Weitwinkel), 16 (Ultra-Weitwinkel) und 8 Megapixeln (Tele). Die Telekamera der beiden Modelle vergrößert dreifach.

Herzstück der Spitzenhandys ist Huaweis hauseigener Chip Kirin 990. Dessen zwei schnelle Kerne laufen mit 2,86 GHz, zwei weitere A76-Kerne mit 2,36 GHz, vier langsame mit 1,95 GHz.

Beide Smartphones unterstützen schnelles Laden. Per Kabel liegt das Maximum bei 40 Watt, drahtlos sind bis zu 27 Watt möglich. Zusätzlich können die Geräte als Qi-Powerbank genutzt werden.

Im Pro-Modell sitzt ein 6,53 Zoll großes OLED-Panel mit 2400 × 1176 Pixeln, das weit in die linke und rechte Seite des Gehäuses gezogen ist. Das Standardmodell hat ein mit 6,62 Zoll sogar knapp größeres OLED, aber nur mit 2340 × 1080 Pixeln und klassischem Rahmen; das Handy ist daher ein paar Millimeter höher und breiter. Eine spezielle Frontkamera erkennt Gesten für die Bedienung des Geräts. So kann beispielsweise per Handbewegung gescrollt werden.

Beide Geräte unterstützen Stifteingaben mit Huaweis M-Pen. Damit treten sie in Konkurrenz zu den Samsung Note.

Laut Huawei sollen die Geräte in diesem Jahr in Europa in den Handel kommen. Ob das allerdings auch für Deutschland gilt, ließ das Unternehmen bis Redaktionsschluss offen. Immerhin gibt es Euro-Preise: Das Mate 30 wird mit 8 GByte Arbeitsspeicher und 128 GByte internem Speicher für 800 Euro angeboten, für das Mate 30 Pro (8 GByte / 256 GByte) verlangt Huawei 1100 Euro, für die 5G-Variante 1200 Euro.


Dieser Artikel stammt aus c't 21/2019.
(rbr)