Open Access Tage: Verlage als Dienstleister und Sponsoren

"Open first" ist die Devise beim freien Zugang zu wissenschaftlicher Literatur. Bei den Open Access Tagen diskutieren Experten die Möglichkeiten.

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Open Access Tage: Verlage als Dienstleister und Sponsoren
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Zum Auftakt der Open Access Tage geht es um die Musikerin Taylor Swift. John Willinsky von der Universität Stanford greift in seiner Eröffnungs-Keynote auf einen Vergleich mit dem Megastar zurück. Swift hat sich bereits mehrfach mit Musik-Streamingdiensten angelegt – und durchgesetzt. Als sie kürzlich ihre Plattenfirma wechselte, ließ sich Swift zusichern, dass beim Verkauf der Anteile an Spotify, die Plattenfirma den Erlös an die Musiker ausschütten muss.

Das Musik-Gesetz, so Willinsky, habe sich in den USA in den letzten Jahrzehnten ständig geändert, weil immer neue Distributionswege hinzukommen seien. Mit Swifts Forderung hat es einen Wechsel in der Bezahlung von Künstlern gegeben. Nun müsse es auch eine Änderung im Umgang mit wissenschaftlicher Literatur geben.

"Open first, profit next", sagt Willinsky ganz deutlich. Verleger werden künftig Dienstleister und nicht mehr Inhaltseigentümer sein. Sie würden merken, dass dieser Weg der richtige sei, denn schon jetzt schlössen sich immer mehr Herausgeber der Open-Access-Bewegung an – etwa als Sponsoren. Für einen universalen freien Zugang müssten es jedoch noch mehr werden.

In den Anfängen des Internets schien es so, als werde dort das Wissen der Welt vereint, doch der Weg sei noch weit. Willinsky greift in seiner Rede auf den Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz zurück, der im 17. Jahrhundert als Bibliothekar in Wolfenbüttel und Hannover für das Sortieren und Kategorisieren von Wissen verantwortlich war. Das auf die heutige Zeit zu übertragen, sei nun die Aufgabe der Menschen, die in der Leibniz Universität in Hannover zusammengekommen sind. Die Digitalisierung ändert auch das Selbstverständnis von Wissenschaftlern. Unter dem Dach von Open Science brechen sie aus ihrem Elfenbeinturm aus, öffnen ihre Daten und Ergebnisse für die Öffentlichkeit und damit für andere Forscher.

Zu klären sind neben dem Urheberrecht, den Lizenzen und der entsprechenden Entlohnung der Autoren – wie es im Beispiel von Taylor Swift die Künstler sind – auch die technischen Möglichkeiten. Wie muss die Infrastruktur geschaffen sein, um einen wirklich freien Zugang zu schaffen? Welche Software-Lösungen gibt es bereits? Welche Rolle können Bibliotheken übernehmen? Wie sollen die benötigten Kapazitäten und Ressourcen verwaltet und finanziell abgegolten werden?

Neben Willinsky hat bei den Open Access Tagen Dr. Dietrich Nelle vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gesprochen. Er sieht die Bewegung eng verbunden mit der Digitalstrategie des Bundes: "Deutschland ist ein Schlüsselland, wenn es um den Durchbruch von Open Access geht." Bund und Länder finanzieren in diesem Rahmen zahlreiche Projekte und Ausschreibungen. Im vergangenen Jahr haben sich elf europäische Wissenschaftsfonds zu Open Access verpflichtet; das heißt, von ihnen geförderte Forschung muss direkt frei verfügbar sein.

Die Open Access Tage 2019 haben die Technische Informationsbibliothek (TIB), die Leibniz Universität und die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek ausgerichtet. (emw)