Hongkong-Proteste: Apple verweigert App der Demonstranten die Freigabe

Apple lässt die App HKMap nicht aufs iPhone, die Polizeiaktivitäten in Hongkong auf einer Karte darstellt. Das sei illegal, hieß es in der Ablehnung.

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HKmap

HKmap sammelt Berichte über Polizeiaktivitäten in Hongkong.

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Apple verweigert offenbar die Freigabe der iPhone-App HKmap, einer nutzergenerierten Karte über Polizeiaktivitäten während der Proteste in Hongkong. Apple habe die App mit dem Verweis abgelehnt, sie "ermöglicht und fördert Verhalten, das nicht legal ist", erklärt der Entwickler und verweist auf ein Schreiben des Konzerns. Die App erlaube es Nutzern, "Polizeikräfte zu umgehen", habe Apple als Einwand aufgeführt.

Die Ablehnung und Apples Begründung stoßen auf Unverständnis: Der Dienst helfe vielen Einwohnern von Hongkong derzeit dabei, nicht versehentlich zwischen Demonstranten und Polizeikräfte zu geraten – und etwa mitsamt Kindern Tränengasbeschuss ausgesetzt zu werden, wie der Entwickler des Bookmark-Dienstes Pinboard erklärt, der derzeit in Hongkong vor Ort ist und von den Protesten berichtet.

Viele Nutzer von HKmap.live – der Dienst ist auch im Browser zugänglich – verweisen darauf, dass andere Apps wie der Navigationsdienst Waze auch von Nutzern gemeldete Polizeikontrollen einblenden dürfen und dennoch im App Store verfügbar sind.

Apple hat sich zu der Ablehnung bislang nicht weiter geäußert. Die HKmap-App wird derzeit offenbar einer zweiten Prüfung unterzogen, nachdem der Entwickler Einspruch gegen die Ablehnung eingereicht hat – ein gewöhnlicher Prozess. Apple habe nur mitgeteilt, man benötige für die erneute Prüfung "zusätzliche Zeit". Auch eine andere App, die die Daten von HKmap.live darstellen wollte, steckt offensichtlich seit fast zwei Wochen in Apples Prüfprozess fest. In Googles Play Store ist die HKmap-App verfügbar.

Er glaube bislang aber noch, dass es sich bei Apples Ablehnung eher um ein "bürokratisches Versagen als um Zensur" handelt, schrieb der HKmap-Entwickler vor zwei Tagen noch auf Twitter und scherzte, er müsse für eine Zulassung hoffentlich nicht so tun, als sei die App zur Warnung vor streunenden Hunden gedacht.

Besonders die Entfernung von VPN- und VoIP-Apps aus dem App Store China hat Apple in der Vergangenheit bereits scharfe Kritik eingebracht. Der Konzern verweist auf die Beachtung lokaler Gesetze. Es sei für die Nutzer besser, vor Ort präsent zu sein, als sich zurückziehen, erklärte Apple-Chef Tim Cook in der Vergangenheit. China gehört zu Apples größten Märkten und trägt Milliarden zum Konzernumsatz bei.

[Update 5.10.2019 10:25 Uhr] Apple hat die HKmap-App in der Nacht auf Samstag für den App Store freigegeben, inzwischen ist sie dort zum Download verfügbar. Details zu der Entscheidung wurden bislang nicht bekannt. Andere Apps rund um die Proteste in Hongkong scheinen weiter in der Zulassungswarteschleife festzustecken, merkt der Entwickler von HKmap an. (lbe)