"Befreit Hongkong": Blizzard sperrt Hearthstone-E-Sportler für Meinungsäußerung

"Blitzchung" hatte in einem Turnierinterview die Proteste in Hongkong unterstützt. Entwickler Blizzard sperrt ihn für ein Jahr und entlässt zwei Kommentatoren.

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Blizzard sperrt Hearthstone-E-Sportler für Äußerung zu Hongkong

Hearthstone-E-Sportler "blitzchung" im Livestream, maskiert in Anlehnung an die Proteste in Hongkong

(Bild: Blizzard)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Simon Koenigsdorff

Ein Hongkonger E-Sportler hat für eine politische Äußerung eine einjährige Sperre erhalten, nachdem er die dortigen Proteste in einem Turnierlivestream des Sammelkartenspiel Hearthstone unterstützt hatte. Wie Spieleentwickler Blizzard mitteilt, werde Ng "blitzchung" Wai Chung zusätzlich auch sein Preisgeld entzogen.

"Blitzchung" hatte im offiziellen taiwanesischen Livestream eines Turniers in der Asien-Pazifik-Region am vergangenen Wochenende in einem Interview auf Mandarin "Befreit Hongkong, Revolution unseres Zeitalters“ gerufen. Laut dem E-Sport-Magazin Inven Global hätten sich die beiden Kommentatoren, die das Interview führten, dabei unter ihren Tisch geduckt, und der Stream sei kurz darauf mit einer Werbepause unterbrochen worden. Die Aufzeichnung auf der Streaming-Plattform Twitch wurde später von Blizzard gelöscht. Zusätzlich kündigte das US-Unternehmen beiden Kommentatoren fristlos.

Blizzard begründet die Bestrafung von "blitzchung" auf seinem Hearthstone-Blog mit einem Verstoß gegen die offiziellen Turnierregeln, die den Spielern der "Grandmasters“-Serie, der höchsten Hearthstone-E-Sport-Liga, Beschränkungen für ihr öffentliches Verhalten auferlegen. So können die Spieler dafür bestraft werden, wenn sie durch öffentliche Äußerungen Teile der Gesellschaft beleidigten oder Blizzards Image beschädigten. Die Entlassung der Kommentatoren begründete das Unternehmen hingegen nicht.

Gegenüber Inven Global erklärte "blitzchung", er sei sich der möglichen Konsequenzen für die Aktion bewusst gewesen, habe es aber angesichts der anhaltenden Proteste in Hongkong gegen die chinesische Regierung als seine Pflicht gesehen, die Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken. Auf Reddit und anderen sozialen Netzwerken werfen zahlreiche Mitglieder der Hearthstone-Community Blizzard nun vor, aus wirtschaftlichem Interesse am chinesischen Markt die freie Meinungsäußerung zu zensieren.

Blizzard betreibt in Kooperation mit einem chinesischen Unternehmen Hearthstone-Server in China, das als eigenständige Region eine bedeutende Rolle für das Free2Play-Sammelkartenspiel einnimmt. 2013 hatte darüber hinaus das größte chinesische Internetunternehmen Tencent Anteile an der Muttergesellschaft Activison Blizzard erworben. Auf Twitter wies E-Sport-Szeneexperte Rod Breslau außerdem darauf hin, dass taiwanesische E-Sportler in Blizzard-Titeln bereits seit Jahren nicht unter der taiwanesischen Flagge antreten dürfen. Taiwan wird von China nicht als eigener Staat anerkannt. ()