TK-Marktstudie: Eine Million neue Breitbandanschlüsse

Gigabit-fähige Anschlüsse nehmen rapide zu, wie die neue Marktstudie des Provider-Verbandes VATM zeigt. Die Telekom bleibt stark, DSL dominiert den Markt.

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TK-Marktstudie: Eine Million neue Breitbandanschlüsse

(Bild: ThomBal / Shutterstock.com)

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Von
  • Torsten Kleinz
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Der Breitbandausbau in Deutschland kommt langsam, aber allmählich voran. Wie der Provider-Verband VATM am Mittwoch in Köln bei der Vorstellung seiner jährlichen Marktübersicht bekannt gab, stieg die Zahl der Breitbandanschlüsse im vergangenen Jahr von von 34,2 Millionen auf 35,2 Millionen an.

Auf der Umsatzseite machte sich dies aber nicht bemerkbar. Wie schon in den vergangenen jahren stagnierte der Umsatz der Telekommunikationsunternehmen weitgehend. So konnten sie laut der Erhebnung von Dialog Consult im Festnetz wie im vergangenen Jahr 32,8 Milliarden Euro Umsatz verzeichnen. Auf dem Mobil-Markt gab es leichtes Wachstum: Hier stieg der Gesamt-Umsatz von 25,1 Milliarden Euro auf 25,6 Milliarden Euro an.

Die Investitionen stiegen dabei um 8 Prozent auf insgesamt 9,4 Milliarden Euro. Die Investments verteilten sich dabei gleichmäßig auf die Deutsche Telekom und die Wettbewerber. "Beide Lager sind signifikant involviert in den Ausbau ihrer Netze", erklärte Studienautor Professor Torsten Gerpott. Dies sei ein Ergebnis des Wettbwerbs, der nun auch für den weiteren Ausbau bewahrt werden müsse.

Der Bandbreitenhunger der Deutschen stieg in dem Jahr erheblich. So kommen in diesem Jahr voraussichtlich insgesamt ein Datenverkehr von 57 Milliarden Gigabyte im Festnetz zusammen – ein Plus von 29 Prozent. Pro Haushalt beträgt das genutzte Datenvolumen durchschnittlich 137,1 Gigabyte, wenn ein Breitbandanschluss genutzt wird. Auch mobil wächst der Datenhunger. Pro SIM beträgt das monatlich genutzte Volumen mittlerweile 2,5 Gigabyte.

Den Datenhunger können insbesondere die Kabel-Anbieter dank der Aufrüstung auf DOCSIS 3.1 stillen. Über die HFC-Netze sind 2019 insgesamt 14,7 Millionen Anschlüsse im Prinzip Gigabit-fähig. Die Zahl hat sich damit fast verdoppelt: Im Vorjahr waren es nur 7,4 Millionen. Möglich ist dies, weil die Netze mit vergleichsweise geringem Aufwand hochgeschaltet werden können. Die Kabelanbieter müssen deshalb nicht komplett neue Kabel verlegen. Die Nachfrage kommt dem Ausbau so schnell auch nicht hinterher. Tatsächlich aktiv geschaltet sind daher nur 3,36 Millionen Anschlüsse – eine Take-Up-Quote von 22,9 Prozent.

Bei den echten Glasfaser-Anschlüssen läuft das Wachstum deutlich langsamer, da die Provider Straßen aufreißen und Hausverkabelungen erneuern müssen. 2019 sind knapp 4,4 Millionen Anschlüsse vorhanden. Aktiv sind 33,8 Prozent davon, also 1,485 Millionen Haushalte. Kunden, die Gigabit-Tarife wählen, sind heute aber noch die große Ausnahme. Laut Markterhebung gibt es in diesem Jahr über alle Zugangsarten lediglich 1,2 Millionen Haushalte, die Bandbreiten von mehr als 250 Megabit pro Sekunde gebucht haben.

Die Glasfaser-Anschlüsse der Telekom sind noch deutlich weniger nachgefragt: Von 1,13 Millionen Anschlüssen werden bisher nur 194.000 genutzt, eine Quote von 17,2 Prozent. Bei den Wettbewerbern sind es im Schnitt 39,6 Prozent. Grund ist laut Gerpott zum einen die Kostenstruktur der Telekom, zum anderen haben die Haushalte in den Ausbaugebieten des Bonner Konzerns in der Regel eine größere Auswahl unter verschiedenen Anbietern.

Auch weiterhin ist aber DSL die verbreiteste Zugangstechnik. Die Vectoring-Entscheidungen der Bundesnetzagentur machen sich in den Statistiken deutlich bemerkbar. So legte die Zahl der DSL-Anschlüsse sogar auf 25,3 Millionen zu, ein Plus von 0,3 Millionen. Die Anschlüsse von Telekom-Konkurrenten auf eigener Infrastruktur hat rapide abgenommen: Von 6,8 Millionen im Jahr 2016 auf 3,9 Millionen in diesem Jahr. Dafür stieg das Resale-Geschäft des Magenta-Konzerns stark an. "Von einer Vollversorgung mit DSL kann trotz aller Ausbaubemühungen keine Rede sein", warnte Gerpott.

Martin Witt, Präsident des VATM, zog in Köln gemischte Bilanz. So forderte er die Telekom auf, die Versprechen für den künftigen Glasfaser-Ausbau wahrzumachen. Auch die Bundesregierung sieht er in der Pflicht. "Wir müssen weg von der Ankündigungspolitik, die sich nicht um die Umsetzung und die Erreichung der Ziele verantwortlich fühlt – wir brauchen eine Umsetzungspolitik", erklärte Witt am Mittwoch.

Konkret müssten zum Beispiel die Genehmigungsverfahren vereinheitlicht werden und die Blockaden der Lokalpolitik abgebaut werden. So gebe es beim Wegerecht Nachbesserungsbedarf. Auch sollten alternative Verlegeformen wie Mini- und Microtrenching und auch oberirdisch verlegte Leitungen ermöglicht werden.

Als Maßnahme zur Steigerung des eigenwirtschaftlichen Ausbaus schlägt der VATM ein Voucher-Programm vor, bei dem Privathaushalten Gutscheine zur Verfügung gestellt werden sollen, mit denen sie von den Ausbaukosten entlastet werden könnten und die den Providern eine solide wirtschaftliche Grundlage zum Ausbau gäben. "In anderen Ländern gibt es mit Voucher-Programmen gute Erfahrungen", erklärte VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner. Gerade auf dem Land, wo die Ausbaukosten extrem hoch seien, sei ein solches Programm essenziell. (axk)