Samsung-TVs: Wenn 8K doch nicht 8K ist

Samsung trimmt seine 8K-TVs auf große Einblickwinkel und geringe Leistungsaufnahme – und nimmt dafür offenbar Abstriche bei Auflösung und Farbumfang in Kauf.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 35 Kommentare lesen
Wenn 8K nicht 8K ist
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Bob Raikes
Inhaltsverzeichnis

Wenig überraschend war 8K auf der IFA eines der heißesten Themen für TV-Hersteller und -Anbieter. LG provozierte an seinem Stand mit der These: "Wenn 8K nicht 8K ist". Was war damit gemeint? Hintergrund ist natürlich, dass LG die Auslieferung eines 8K-OLED-Fernsehers plant und dabei mit Samsung in Konkurrenz treten muss; Samsung versucht seit einigen Jahren, den Markt für das Thema 8K anzukurbeln.

Der Wechsel zu 8K bedeutet leider nicht nur vierfache Auflösung, sondern auch vier Mal so viele Transistoren zwischen Lichtquelle und Betrachter. Sofern das Panel nicht die doppelte Diagonale hat (und damit vier Mal so groß ist), führt das zu einem kleineren Verhältnis von transparenter zu lichtundurchlässiger Pixelfläche und damit zu einer geringeren optischen Effizienz. Zusätzlich scheint sich die Farbperformance der Samsung-TVs mit 8K verschlechtert zu haben.

Bob Raikes

Bob Raikes ist Gründer der Meko Ltd., ein Marktforschungsunternehmen aus Großbritannien. Dort ist Bob Herausgeber und Chefredakteuer von Display Daily, ein täglicher Blog und jeder Menge News rund um die Displaytechnik.

Das Leuchtdichteproblem lässt sich lösen, indem man die Leistung der Hintergrundbeleuchtung erhöht; man handelt sich damit aber neue Probleme ein. So muss sich Samsung bereits jetzt sehr anstrengen, die Energieeffizienzvorgaben der EU einzuhalten. Falls Sie sich ein 8K-QLED-TV von Samsung leisten können, machen Sie sich wahrscheinlich keine Sorgen um Ihre Stromrechnung. Doch diejenigen, die sich mit grünen Themen beschäftigen, werden sich über den hohen Verbrauch Gedanken machen.

Um überhaupt die Energieeffizienzklasse D zu erreichen, musste Samsung die Farbfilter in seinen 8K-TVs etwas durchlässiger machen. Dadurch sind die Farben nicht mehr ganz so satt wie bei den 4K-QLED-Fernsehern aus dem vergangenen Jahr. Zumindest glaube ich, dass das der Grund für die geringere Performance ist – mehrere Panelhersteller, mit denen ich gesprochen habe, sind zum gleichen Schluss gekommen. Samsung musste auch noch einige andere Dinge tun.

Der VA-Flüssigkristallmodus, den Samsung und die meisten anderen Hersteller für TV-Panels verwenden, erzielt einen sehr guten Kontrast, wenn man das Display direkt von vorn betrachtet. Der Bildkontrast verschlechtert sich allerdings ziemlich schnell, sobald man sich außerhalb der senkrechten Achse befindet; auch die Farben verändern sich dann. Um dies zu verhindern, unterteilen die Panelhersteller die RGB-Subpixel in mehrere Bereiche – typischerweise in mindestens vier –, in denen sich die Moleküle durch elektrische Felder oder durch physikalische Vorspannungen auf dem Panel jeweils leicht unterschiedlich ausrichten. Das erlaubt eine gewisse "Mittelung" und damit eine gleichmäßigere Performance.

Samsung hat hier Erstaunliches geleistet, um sehr große Einblickwinkel zu erzielen: Der Hersteller nutzt meines Wissens acht Subdomains pro Subpixel, aufgeteilt in zwei Abschnitte mit je vier Subdomainen. Jeder dieser Abschnitte hat eine leicht unterschiedliche Gamma-Funktion, um in der Summe den optimalen Gesamteffekt zu erzielen.

Chi Mei Cisual Technology erklärte die Funktionsweise des Weitwinkelfilms für VA-Panels auf der Touch Taiwan.

(Bild: Meko)

Unglücklicherweise benötigt diese Technikvariante mehr Transistoren, was bei UltraHD/4K gerade noch akzeptabel ist. Bei 8K würden die zusätzlichen Transistoren allerdings die Energieeffizienz ruinieren. Deshalb musste Samsung auf vier statt acht Subdomänen zurückgehen, was die Blickwinkelstabilität mindert. Um dies zu korrigieren, nutzt Samsung einen Weitwinkelfilm – und erzielt so wieder größere Einblickwinkel. Leider schmiert dieser Weitwinkel-Layer die Pixel ineinander und beeinträchtigt so – wahrscheinlich – die Auflösung.

Normalerweise und nach dem aktuellen ICDM-Messstandard ermittelt man die Auflösung an abwechselnd schwarzen und weißen, ein Pixel breiten Linien und misst den Interferenzkontrast (die Modulation) zwischen diesen. Für Textdarstellungen muss dieser mindestens 50% betragen, während er bei Bildern 25% umfassen sollte. LG wies auf der IFA darauf hin, dass die neuesten 8K QLED-Panels mit Weitwinkelfolien dies nicht schaffen – je nach Größe des Panels erreichen sie etwa 12% bis 18% Interferenzkontrast. LG hat die Frage an zwei unabhängige Labore (Intertek und VDE) weitergeleitet; diese haben die 8K-Panels getestet und LGs Auffassung bestätigt, dass sie nicht der ICDM-Definition von 8K-Auflösung genügen.

LG Electronics thematisierte auf der IFA die messbare 8K-Auflösung gemäß internationaler Standards.

(Bild: Meko)

Wie man die Auflösung definieren kann, ist regelmäßig ein kontroverses Thema auf Display Daily, beim ICDM und anderswo. Deshalb habe ich unseren Kollegen Chris Chinnock gefragt, der zugleich Vorsitzender der 8K-Association ist, die wiederum von Samsung unterstützt wird, wie die Vereinigung 8K definiert. Er sagte:

"Die Zertifizierungs-Arbeitsgruppe innerhalb der 8K-Association wird sich mit dem Thema Testmethoden befassen, um jede Vorgabe der 8K-TV-Testspezifikation zu validieren. Die Verwendung der Kontrastmodulation ist eine Methode, um die physikalische Anzahl der Pixel zu überprüfen. Diese und andere Methoden werden von der Arbeitsgruppe in den kommenden Monaten geprüft, um sich auf eine Methode zu einigen, die unseren Bedürfnissen am besten entspricht."

Es könnte zweifellos ein wenig peinlich für Samsung und die 8K-Association sein, wenn die Samsung-Panels nicht den eigenen Specs genügen. Andererseits hat kürzlich die CTA ihre Anforderungen an "8K-Fernseher" ebenfalls veröffentlicht und bestätigt, dass der ICDM-Standard für Angaben zu 8K verbindlich ist. Ehrlich gesagt scheint mir das der richtige Weg zu sein und wenn die 8K-Association da nicht mitgeht, wird das ihr Logo erheblich abwerten.

Ein Zulieferer zeigte auf der IFA 4K- und 8K-LCDs unter dem Mikroskop, um zu demonstrieren, wie unscharf die Pixel waren. Wir durften aber keine Fotos machen, was – um es vorsichtig auszudrücken – frustrierend war! Das gleiche Unternehmen zeigte auch, wie eine Art Subpixeladressierung beziehungsweise räumliches Dithering bei einigen Mustern leicht störende Artefakte auf dem Bildschirm erzeugten – aber wieder: "keine Fotos".

Wir haben zudem gehört, dass Beobachter auf der IFA weitere Probleme an Samsungs 8K-Modellen ausgemacht haben, darunter "seltsame Effekte " im Prismenlayer des Hintergrundlichts. Und wir haben gehört, dass Samsungs 8K-Skalierung die chromatischen Aberrationen von Kameraobjektiven erkennen und verstärken kann, weil sie nicht erkennt, dass diese unerwünscht sind!

Natürlich betonte LG, dass die eigenen 8K-OLEDs die ICDM-Kriterien zur Auflösung locker erfüllen – was wenig überrascht. Und natürlich scheint das Unternehmen die Auseinandersetzung der Vergangenheit über die eigenen RGBW-LCD-Panels vergessen zu haben – vielleicht sind es die Qualen, die das Unternehmen seinerzeit durchlitten hat, die es für das Auflösungsthema heute so sensibilisiert!

Dieser Beitrag erschein zuerst auf Display Daily (uk)