Berichterstattung zu Hongkong-Protesten: Apple löscht Nachrichten-App in China

Die News-App Quartz ist nicht länger im App Store China erhältlich. Apple verweist auf "illegale" Inhalte.

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Peking wirft Apple Unterstützung der Proteste in Hongkong vor

China hat Apple vorgeworfen, mit der App HKmap die Demonstranten in Hongkong zu unterstützen.

(Bild: dpa, Vincent Yu/AP/dpa)

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Von
  • Leo Becker

Apple hat am Donnerstag eine weitere iPhone-App aus dem App Store China geworfen. Das Angebot der US-Nachrichtenorganisation Quartz ist dort nicht länger zum Download erhältlich. Zuvor wurde bereits die erst abgelehnte und dann doch noch zugelassene App HKmap, die Polizeiaktivitäten in Hongkong auf einer Karte verzeichnet, nach wenigen Tagen global aus dem App Store gestrichen.

Grund für die Entfernung der App von Quartz könnte die ausführliche Berichterstattung zu den Protesten in Hongkong gewesen sein, vermutet ein Redakteur des News-Angebotes, die zugehörige Domain werde in China nun ebenfalls blockiert, so dass sich die Nachrichten auch nicht per Browser abrufen lassen. Eine bereits auf dem iPhone installierte App dürfte in China damit auch nicht länger funktionieren.

Apple habe als Begründung des Rauswurfs darauf verweisen, dass die App "in China illegale Inhalte enthält", wie Quartz gegenüber The Verge mitteilte. Weitere Details wurden offenbar nicht genannt. Apple hat in den vergangenen Jahren bereits andere Nachrichten-Apps aus dem chinesischen App Store geworfen, darunter die New York Times.


Apples App-Rauswürfe stießen auf scharfe Kritik von Facebooks ehemaligem Sicherheitschef Alex Stamos, der nun an der Universität Stanford tätig ist: "Hardware-gestütztes Code-Signieren, das den unzensierten Abruf von Nachrichten unterbindet, ist DRM im Dienste des Autoritarismus", schrieb Stamos auf Twitter. Dass Apples Sicherheitsfunktionen eigentlich die Sicherheit und Privatsphäre einzelner Nutzer verbessern, ändere nichts an den Auswirkungen dieser Funktionen auf die Bürger von Hongkong.

Die App-Zensur in China hat Apple bereits erhebliche Kritik aus dem Heimatland USA eingebracht: Apple habe eine "moralische Pflicht", in China für freie Meinungsäußerung einzutreten, monierten US-Senatoren in der Vergangenheit. Apple hielt dagegen, es sei besser, weiter auf dem Markt präsent zu bleiben, indem man sich an die lokalen Gesetze hält – auch wenn man damit nicht übereinstimme. China zählt zu Apples wichtigsten Märkten.

Im Juli hat Apple erstmals selbst die Zahl der Apps genannt, die aufgrund von staatlichen Anfragen aus dem App Store entfernt wurden. Im zweiten Halbjahr 2018 habe das Unternehmen aufgrund von "Verletzungen örtlicher Gesetze" weltweit 634 Apps rausgeworfen. Gut zwei Drittel der insgesamt 80 Anfragen für App-Löschungen seien von chinesischen Behörden gestellt worden, gefolgt von Russland. (lbe)