Online-Petitionen gegen Krieg

In Web-Petitionen werden Unterschriften für die Aufforderung gesammelt, dem Frieden eine Chance zu geben.

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Von
  • Clemens Gleich

Nach dem Terror in den USA hat Präsident Bush einen Kreuzzug angekündigt und der Welt droht ein weiterer Krieg. Das Netz als virtueller Kontaktraum hatte sich schnell mit den Opfern solidarisiert, und nun werden in Web-Petitionen Unterschriften gesammelt, um dem Frieden eine Chance zu geben.

So kursieren kettenbriefartige E-Mail-Sendungen mit Friedensbotschaften, die den Empfänger auffordern, seinen Namen an die Nachricht anzuhängen und diese an den US-Präsidenten, seine Frau, den Vizepräsident und auch dessen Frau zu schicken. Wer E-Mail-Adressen anderer Politiker kennt, soll auch ihnen die Botschaft senden. Zusätzlich sind alle friedliebenden Empfänger des Schreibens aufgerufen, sich auf diversen Websites einzutragen. Außerdem könne man auch Kofi Annan bei den Vereinten Nationen über seine Gesinnung unterrichten.

Der Webserver des Europäischen Parlaments nimmt vollautomatisch Petitionsanträge entgegen, die später von zuständigen Personen geprüft werden sollen. Mehr Meinungen zur schleichenden Kriegsangst bietet die deutsche Seite Friedenskooperative, wo auch Ansprechpartner und konkrete Tipps zur politischen Stimmungsmache gegeben werden. Der dort publizierte Text gefiel den Globalisierungsgegnern des ATTAC-Netzwerks so gut, dass sie ihn kurzerhand als Einleitung für ihre Unterschriftenaktion in den Friedensdienst nahmen. Eine etwas kürzere Abhandlung vor der Eintragung bietet eine weitere deutsche Friedenspetition, die sich in einem offenen Brief an Präsident Bush richtet. www.kein-krieg.de macht auf den ersten Blick klar, worum es dem Betreiber geht, obwohl er textlich an einigen Stellen über das Ziel hinausschießt.

Natürlich sind nicht nur die Deutschen friedliebend, auch Amerikaner springen über ihren patriotischen Schatten und überlegen sich, dass ein Krieg den Vereinigten Staaten vielleicht nicht die erhoffte Lösung schaffen kann. Besonders viel Tumult herrscht auf www.thepetitionsite.com, wo zu Stoßzeiten die Einträge im Fünfsekundentakt durchrattern. Weniger geschäftig geht es auf den ungezählten Privatpetitionen zu, während sich manche einfach generell für Liebe, Frieden und Einheit aussprechen.

Aus Angst vor weiteren Anschlägen und aus Anteilnahme sammeln zwei Münchner unter dem Motto Nein zum Oktoberfest 2001 Unterschriften. Sie wollen die Verantwortlichen der Stadt München dazu bewegen, das Volksfest abzusagen. Sie finden: "Der Gedanke an feucht-fröhlich feiernde, 'Macarena'-grölende Menschenmassen, die auf Bierbänken schunkeln und sich zum Zwecke eines kollektiven Besäufnisses eine Maß nach der anderen reinschütten, wirkt angesichts der Ereignisse der letzten Tage grotesk." (cgl)