Lichttest auf Malaria

Brian Gitta entwickelt ein Gerät, um Malaria schnell und zuverlässig zu diagnostizieren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Lichttest auf Malaria

(Bild: Rolex)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Veronika Szentpetery-Kessler

Menschen mit Verdacht auf Malaria verbringen in Afrika viele Stunden in Krankenhäusern damit, auf ihre Labor­ergebnisse zu warten. Meist gibt es nur einen erfahrenen Arzt, der die Blut­probe unter dem Mikroskop auswerten kann. Das Warten hält erwachsene Patienten von der Arbeit und Kinder von der Schule fern. Der ugandische Informatiker Brian Gitta, der selbst immer wieder an Malaria leidet, wollte deshalb ein Messgerät entwickeln, das innerhalb von Minuten eine Diagnose liefert und ohne Blutabnahme funktioniert.

Diesem Ziel hat er sich bereits ein gutes Stück genähert. Sein Start-up ­Matibabu – dessen Name in Suaheli "Behandlungszentrum" bedeutet – ­entwickelt ein tragbares Gerät namens Matiscope, das Infrarotlicht durch die Haut in den Finger strahlt. Den Licht­strahl lenken gesunde Blutkörperchen anders ab als jene Zellen, die von den Parasiten befallen sind. Ein Lichtsensor detektiert das Streumuster, wäre allerdings allein noch nicht genau genug. Deshalb misst das Gerät mithilfe eines Magnetfeldes auch, ob im Blut Hämozoin vorhanden ist. Es entsteht, wenn die Malaria-Erreger in die roten Blutkörperchen eindringen und dort den Blutfarbstoff abbauen. Weil die Substanz so charakteristisch für Malaria ist, wird sie auch Malaria-Pigment genannt. Eine Smartphone-App wertet die Signale in nur zwei Minuten aus. Über diese will Gitta später auch epidemiologische Daten auslesen, etwa die Verteilung von Patienten und wo gerade besonders viele Fälle aufflammen.

Das Gerät erkennt die gefährlichste Form der Malaria in 80 Prozent der Fälle. Derzeit testet Matibabu den Finger-Messer in einem ersten Pilottest mit 500 Patienten. Gitta ist bewusst, dass sein Verfahren noch nicht an die Genauigkeit des Bluttests heranreicht. Deshalb will er untersuchen, ob doch ein Bluttropfen statt der Messung durch die Haut bessere Ergebnisse liefert. Das könnte auch die Akzeptanz bei den Patienten steigern: Ein Schlüsselerlebnis für Gitta war dabei eine Mutter, die seinem nicht-invasiven Test nicht ganz traute und anschließend doch noch das Blut ihres Kindes auf dem konventionellen Weg testen ließ.

Obwohl das Gerät noch nicht ausgereift ist, weckt es Hoffnungen. Matibabu hat bereits zahlreiche Preise gewonnen, darunter den "Microsoft Imagine Cup", den britischen "Africa Prize for Engineering" und den "Aspirin Social Innovation Award 2017" der Bayer-Sozialstiftung. "Die Methode kann durch unentdeckte Malaria erzeugte Leiden deutlich reduzieren und ist schmerzfrei – und somit besonders für Kinder gut geeignet", begründete die Bayer-Sozial­stiftung ihre Wahl. Bei frühzeitiger Diagnose sei die Krankheit vollständig heilbar.

Gitta arbeitet bereits seit seiner Studentenzeit an dem Gerät. 2012 startete er an der Makerere-Universität in der ugandischen Hauptstadt Kampala mit befreundeten angehenden Ingenieuren und Medizinern ein Forschungsprojekt dazu. Als sie feststellen mussten, dass die äußeren Störfaktoren wie das Umgebungslicht nur schwierig in den Griff zu kriegen waren, hätten sie beinahe aufgegeben. Doch die Teilnahme am Imagine Cup motivierte sie weiterzumachen. Denn trotz aller neuen Medikamente sterben immer noch zu viele Betroffene, sagt Gitta. "Wir brauchen bessere Diagnosegeräte."

(bsc)