Reife(n)prüfung
In Deutschland fühlen sich weder Reifen- noch Fahrzeughersteller in der Pflicht, aktuelle Reifen für zehn Jahre alte Motorräder zu prüfen und entsprechende Unbedenklichkeitsbescheinigungen auszustellen.
- ggo
Motorradreifen sind in Deutschland in jeder Hinsicht ein Sonderfall: Viele Motorradhersteller wie zum Beispiel BMW schreiben nicht nur Breite, Durchmesser, Querschnitt, Höchstgeschwindigkeit und Lastindex vor, sondern auch den Reifenhersteller, Modell, Profil und spezielle Zusatzmerkmale. So gibt es oft nur zwei oder drei teure Reifenmodelle, die den Angaben in den Fahrzeugpapieren entsprechen.
Ohne Unbedenklichkeitsbescheinigung läuft nichts
Reifen anderer Hersteller oder mit anderem Profil kommen nicht in Frage – es sei denn, man kann eine Unbedenklichkeitsbescheinigung des Motorrad- oder Reifenherstellers vorlegen, aus der hervorgeht, dass genau dieser Reifen mit genau jenem Motorrad gefahren werden darf.
Dabei hat die EU in der so genannten Multi-Direktive (97/24/EU) schon vor zehn Jahren die Reifenbindung an bestimmte Hersteller und Typen untersagt, da dies den Wettbewerb auf dem Reifenmarkt behindere.
Deutschland geht einen Sonderweg
Nur noch die Reifengröße vorzuschreiben, kam für Deutschland jedoch nicht in Frage, da es hier keine allgemeine Geschwindigkeitsbeschränkung auf Autobahnen gibt und die Reifenwahl gerade bei hohen Geschwindigkeiten entscheidend ist. So koppelte man die allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) daran, dass für die Reifen eine Unbedenklichkeitsbescheinigung vorliegen muss. Diese kann der Motorradhersteller und jeder Reifenhersteller für ein bestimmtes Fahrzeug ausstellen, wobei der Hersteller für die Eignung des Reifens haftet.
Der Fahrer muss die Bescheinigung stets mitführen, alternativ kann er die Freigabe auch in die Fahrzeugpapiere eintragen lassen. Damit wurde das Handelshemmnis beseitigt, da nun jeder Reifenhersteller nach entsprechender Prüfung für jedes Motorrad eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ausstellen kann.