Interstellarer Komet: 2I/Borisov solaren Kometen "bemerkenswert ähnlich"

Astronomen konnten bisher nur davon ausgehen, dass interstellare Kometen denen im Sonnensystem gleichen. Nun haben sie wohl erstmals eine Bestätigung gefunden.

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Interstellarer Komet: 2I/Borisov ist solaren Kometen "bemerkenswert ähnlich"

(Bild: AstroStar/Shutterstock.com)

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Der interstellare Komet 2I/Borisov (oder C/2019 Q4) ist abgesehen von seiner Umlaufbahn offenbar nicht von Kometen aus unserem Sonnensystem zu unterscheiden. Das haben Forscher um Piotr Guzik von der Krakauer Jagiellonen-Universität zusammengetragen.

Sie bezeichnen das als besonders bemerkenswert, nachdem mit ʻOumuamua der erste entdeckte interstellare Besucher des Sonnensystems in vielen Aspekten äußerst ungewöhnlich war. Damals habe man die ganze Vorstellung von der Natur solcher Eindringlinge eigentlich überdenken müssen. 2I/Borisov gleiche dagegen unseren Kometen offenbar völlig.

2I/Borisov: Zusammengesetzte Aufnahme aus acht Fotos in grünen und roten Spektrum

(Bild: Gemini Observatory/NSF/AURA)

Der Himmelskörper war am 30. August 2019 von dem russischen Astronomen Gennady Borisov entdeckt worden. Am 8. September wurden die Wissenschaftler der Krakauer Universität von einem eigens eingerichteten Warnsystem auf den Kometen aufmerksam gemacht. Ihr "Interstellar Crusher" sucht ununterbrochen in öffentlichen Datenbanken nach neu entdecken Himmelskörpern mit Umlaufbahnen, die auf einen Ursprung außerhalb des Sonnensystems hinweisen. Erste Aufnahmen konnten die Forscher am 10. September analysieren, sie stammten vom William Herschel Telescope auf La Palma. Die Ergebnisse ihrer seitdem erfolgten Forschung veröffentlichten sie nun im Fachmagazin Nature Astronomy.

Schon auf den ersten Bildern sahen die Wissenschaftler demnach die für Kometen charakteristischen Schweif und Koma. Bei ʻOumuamua hatte es solche nicht gegeben. Für die Astronomen bedeutete das, "dass unser neuer Besucher einer dieser mythischen und nie gesehenen 'richtigen' interstellaren Kometen ist", erklärt Michał Drahus. Mit weiteren Messungen haben sie demnach ermittelt, dass der feste Kern des Kometen einen Radius von rund einem Kilometer hat. Er hat eine rötliche Farbe und besteht aus viel Staub. Rein äußerlich sei er offenbar nicht von Kometen im Sonnensystem zu unterscheiden und sieht – anders als ʻOumuamua – genauso aus, wie man es erwarten würde. Für die Forscher, deren Theorien sich damit bestätigen, ist das an sich bemerkenswert.

Noch seien diese Analysen aber nur der Prolog zu viel mehr Arbeit, erklären die Wissenschaftler noch. Auf seinem Weg um die Sonne wird 2I/Borisov derzeit immer besser sichtbar und insgesamt noch für Monate zu beobachten sein.

Das Team der polnischen Universität hat nach eigenen Angaben noch viel Beobachtungszeit am Gemini North Telescope auf dem Mauna Kea in Hawaii zur Verfügung und einen beträchtlichen Zeitraum am Very Large Telescope der Europäischen Südsternwarte reserviert. "Wir können mit Sicherheit sagen, dass die Erforschung dieses Himmelskörpers für die planetare Astronomie transformativ und ein Meilenstein für die Astronomie im Allgemeinen sein wird", meint Guzik. (mho)