Darknet-Plattform für Kinderpornos: Ermittler nehmen 337 Nutzer fest

Ein Tummelplatz für Pädophile, Perverse und Kriminelle: So beschreibt die US-Justiz eine inzwischen ausgehobene Plattform für Kinderpornografie.

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Darknet-Plattform: Ermittler nehmen 337 Nutzer von Kinderpornos im fest

(Bild: Department of Justice)

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Ermittler aus den USA, Südkorea, Deutschland und anderen Staaten haben nach eigenen Angaben die bisher größte Website für Kinderpornografie im Darknet gestoppt. Rund um die Welt seien deswegen bislang 337 Nutzer der Plattform festgenommen und angeklagt worden, erklärte das US-Justizministerium am Mittwoch. Zudem seien 23 Kinder aus andauernden Missbrauchssituationen gerettet worden.

Die bereits im März 2018 ausgehobene Plattform "Welcome to Video" funktionierte laut Behördenmitteilung mit Hilfe des Kryptogelds Bitcoin, das pseudonyme Zahlungen außerhalb des Bankensystems ermöglicht. Nutzer konnten auf der Plattform gegen Kryptogeld Videos herunterladen. Ermittler hätten rund acht Terabyte Daten sichergestellt, darunter rund 250.000 kinderpornografische Videos, hieß es weiter. Fast die Hälfte der Bilder und Videos waren Ermittlern zufolge vorher nirgends sonst im Internet aufgetaucht.

Die Website warb laut den US-Behörden damit, über eine Million Videodownloads von Nutzern verzeichnen zu können. Bei Anmeldung eines Accounts wurde demnach jedem User eine eigene Bitcoinadresse zugeteilt. Insgesamt soll über eine Million solcher Adressen bei der Plattform registriert gewesen sein, was laut Ermittlern darauf deutet, dass "Welcome to Video" auch die Kapazitäten für wenigstens eine Million registrierte Accounts hatte. In welchem Umfang Nutzer mehrfach Accounts angemeldet haben oder doch eher den gleichen benutzten, blieb offen.

Die Nutzung von Bitcoin wurde der Website wohl auch zum Verhängnis: Ermittlern der US-Steuerbehörde sei es gelungen, Zahlungsströme in der Blockchain nachzuverfolgen, so dass schließlich der Standort des Darknet-Servers aufgedeckt werden konnte. Zahlungen seien an 24 Personen gegangen, die darüber die Website und die Produktion von Missbrauchs-Videos finanzierten. Die US-Justiz bemühe sich auch um Beschlagnahme und Wiederherstellung der Bitcoin-Guthaben, die dann an die Opfer der Plattform verteilt werden sollen.

Der mutmaßliche Betreiber der Webseite, ein 23-jähriger Südkoreaner, wurde von der US-Justiz nun in neun Punkten angeklagt. Der Mann wurde demnach bereits in Südkorea verurteilt und sitzt dort im Gefängnis. Ermittler gaben das Vorgehen gegen die Webseite erst jetzt bekannt, um Zeit für weitere Untersuchungen und Festnahmen zu haben. Die 337 festgenommenen Nutzer der Plattform kamen den Angaben zufolge aus den USA sowie unter anderem aus Großbritannien, Südkorea, Deutschland, Saudi-Arabien, Irland, Spanien und Brasilien.

"Wir werden solche Kriminelle im Darknet und anderswo, in den Vereinigten Staaten und im Ausland, weiterverfolgen, um sicherzustellen, dass sie die Strafen für ihre schrecklichen Verbrechen erhalten", erklärte US-Staatsanwältin Jessie Liu vor Journalisten in Washington. Die Plattform habe Nutzer explizit
gewarnt, kein pornografisches Material hochzuladen, das bereits volljährige Personen zeige, erklärte sie weiter. Ein ranghoher Vertreter des Justizministeriums, Brian Benczkowski, erklärte: "Seiten im Darknet, die vom sexuellen Missbrauch von Kindern profitieren, gehören zu den abscheulichsten und verabscheuungswürdigsten Formen kriminellen Verhaltens."

In den USA wurden einige der Verfahren gegen Nutzer der Webseite der Justiz zufolge bereits abgeschlossen. Ein 45-Jähriger aus Washington etwa hat den Besitz von kinderpornografischem Material und Geldwäsche gestanden und wurde zu 15 Jahren Haft verurteilt. Ein 34-Jähriger aus dem US-Bundesstaat Kalifornien wurde zu 18 Monaten Haft verurteilt. Ein Mann aus Georgia musste sich zudem wegen versuchten Kindesmissbrauchs verantworten – er bekam zehn Jahre Haft. (Mit Material der dpa) / (axk)