The Outer Worlds angespielt: In der Galaxis ist der Teufel los

Die Rollenspielexperten von Obsidian inszenieren mit The Outer Worlds einen turbulenten Trip durch die halbe Galaxis. Mit Ausnahme der Kämpfe klappt das gut.

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The Outer Worlds angespielt: In der Galaxis ist der Teufel los

(Bild: heise online)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Andreas Müller
Inhaltsverzeichnis

Ein bisschen Fallout, ein bisschen Borderlands und fertig ist "The Outer Worlds". Nach einigen Ausflügen in die trockenen CRPG-Gefilde von Pillars of Eternity mixen die "Fallout: New Vegas"-Macher das Beste ihrer Spielwelten zu einem abwechslungsreichen Science-Fiction-Abenteuer.

Herrgott, wie wird man nur diese mutierten Biester los? Nachdem unser Held aus dem Kryoschlaf geweckt wurde und für einen zwielichtigen Wissenschaftler ein paar Aufträge erledigt hat, steckt er jetzt in der Klemme: Er muss für einen wichtigen Informanten eine ganze Lagerhalle voller fieser Monster leerfegen. Nur wie soll er das machen? Einfach losballern? Oder Gasbehälter sammeln und sie betäuben? Oder ganz anders: Die Wachen bezirzen, um dem ganzen Ärger aus dem Weg zu gehen?

The Outer Worlds angespielt (5 Bilder)

Egoshooter-Geballer mit großem Rollenspielherz – The Outer Worlds ist abwechslungsreich und spannend.  
(Bild: heise online)

Die eigentliche Story von "The Outer Worlds" gerät dabei etwas in den Hintergrund: Kolonisten treiben im Kälteschlaf durch den Weltraum – um sie zu retten, muss es die namenlose Hauptfigur mit gleich mehreren Konzernen aufnehmen. Es geht im Raumschiff von Planet zu Planet, von der schicken Hauptstadt bis zur trostlosen Einöde und von einer Intrige zur nächsten. Das alles ist verpackt in das übliche Action-RPG-Schema: ein bisschen ballern, ein bisschen hochlevelen und natürlich an Waffen und Rüstung herumbasteln. Todernst ist das nur selten – unser Held hat ständig einen sarkastischen Spruch auf den Lippen.

Das ist aber nur die Oberfläche. "The Outer Worlds" ist ein Spiel der vielen Möglichkeiten. Kaum eine Aufgabe ist auf dem direkten Weg zu lösen. Ballerfans können einfach durch die Vordertür stürmen, gewitzte Naturelle schleichen sich durch die Gegend und Diplomaten lösen das Problem im Dialog. Oft müssen auch erst andere Aufgaben erfüllt werden, um die Gunst der unterschiedlichen Fraktionen und Auftraggeber zu sichern. Die Spielfigur rast also von einem Planeten zum nächsten, unterstützt Rebellionen (oder schlägt sie nieder), zerstört Siedlungen oder verkuppelt Crewmitglieder – einfache und schnelle Lösungen gibt es nicht. Dank dem komfortablen Schnellreise-System gibt es kaum Wartezeiten oder lange Wege, bei denen Langeweile aufkommt.

So schön und abwechslungsreich die Aufgaben gestaltet sind – wenn es in den Kampf geht, scheinen die Macher nicht genau zu wissen, ob es simples Ballern oder Taktik sein soll. Der Held hat wenige Fähigkeiten, darunter eine Art Bullet-Time, die die Zeit verlangsamen. Mit aufgegabelten Mitstreitern kommen erst dann ein paar weitere Fähigkeiten hinzu. Das Problem: Wo die Crewmitglieder hinlaufen und wen sie angreifen, kann der Spieler kaum kontrollieren. Trifft das Team auf Gegner, entbrennt chaotisches Auto-Battle, das weder Action- noch Taktikfans überzeugen kann.

Wesentlich mehr Spaß macht es, sich nach einem Level-Aufstieg in den Fertigkeitsbäumen auszutoben. Eine feste Charakterklasse gibt es nicht, Spieler dürfen also frei experimentieren: Nah- oder Fernkämpfer? Überzeugungskunst oder Führungskompetenz? Die Rollenspielsysteme von "The Outer Worlds" funktionieren gut.

Gelungen ist auch die visuelle Umsetzung. Zwar ist die Spielwelt lange nicht so groß wie in "Fallout", aber der Mix aus bunter Comic-Grafik und Endzeit-Look passt wunderbar zur witzigen Handlung. Schade, dass die Sprachausgabe nur in Englisch ist und sich deutsche Spieler auf die übersetzten Untertitel verlassen müssen.

Obsidians "The Outer Worlds" überzeugt mit einem tollen Science-Fiction-Szenario, spannenden Quests und schrägem Humor. Leerlauf gibt es kaum, denn ständig ist irgendwo in der Galaxis der Teufel los. Nur wenn es dann richtig zur Sache geht, muss sich Obsidian geschlagen geben: die Kämpfe sind weder actionreich noch taktisch, sondern einfach nur chaotisch. Das sollte Rollenspielfans aber nicht abschrecken: "The Outer Worlds" ist ein Spiel der vielen Möglichkeiten, in dem man sich wochenlang verlieren kann.

"The Outer Worlds" erscheint am 25. Oktober für Windows (Epic Games Store und Windows Store), PS4 (ab 11,98 €) und Xbox One (ab 7,99 €). Für unseren Artikel haben wir ein paar Stunden die Windows-Version gespielt. (dahe)