Die Geißeln der Menschheit

Alzheimer wurde durch ein Wundermittel geheilt, doch zu welchem Preis? Für Antworten liefert sich die Protagonistin in “Transfusion“ einen packenden Wettlauf gegen die Zeit.

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Von
  • Anna Hoffmann
  • Anna Hoffmann

Jens Lubbadehs neuestes Werk ist ein spannender und dennoch gefühlvoller Science-Thriller, in dem bekannte Ängste und Schwächen der Menschen ihre dunkelsten Seiten hervorbringen. All die Jahre treibt Illiana Kornblum nur ein Ziel an: ihren Alzheimer-kranken Vater retten. Deshalb arbeitet die Wissenschaftlerin bei dem Pharmakonzern Astrada intensiv an der Entwicklung des “Bimini“-Medikaments. Der Clou glückt: Anton Kornblum ist einer von unzähligen Menschen, die dank Astradas Wundermittel von ihrer Erkrankung befreit werden. Doch ein erschreckender Fund wirft einen dunklen Schatten auf das erfolgreiche Unternehmen: indische Mädchen werden tot in einem Frachtcontainer entdeckt. Ihre dünnen Finger umklammerten Stoffengel mit dem Logo des Pharmakonzerns.

Als Illiana von der Kündigung ihres Vorgesetzten und engen Vertrauten Mark Jacobs erfährt, ist ihr Misstrauen geweckt. Verbirgt Astradas CEO Freimuth etwas? Bei ihren Nachforschungen entdeckt die Wissenschaftlerin dubiose Daten, welche ihren Verdacht bestätigen. Das Medikament offenbart sich als Fluch und Segen zugleich, denn für seine Herstellung nimmt der Konzern offenbar Kinderleichen in Kauf. Im Laufe der Geschichte verändert sich ihr Blick auf Mark Jacobs: Wie tief steckt der ehemalige Forschungsleiter tatsächlich im Schandtaten-Sumpf?

Mit "Transfusion" liefert der Journalist und Autor Lubbadeh, der auch regelmäßig unsere SciFi-Rubrik "Der Futurist" mit Leben füllt, bereits seinen dritten Roman. Auch hier kombiniert er seine Spezialgebiete Medizin und Biologie mit einer packenden Story. Erklärungen beispielsweise zur Funktionsweise von “Bimini“ sind verständlich eingebettet und machen die Geschichte glaubwürdiger und realer.

Mit seiner Figur der Illiana Kornblum hat der Schriftsteller zudem eine starke Hauptrolle geschaffen. Als Mutter einer kleinen Tochter treffen die unmoralischen Machenschaften ihres Arbeitgebers sie besonders empfindlich. Und da ihr Vater ebenfalls Alzheimer-Patient war, befindet sie sich in einer prekären Lage. Sie ist hin und hergerissen: Die Entscheidung, Astradas Machenschaften publik zu machen, wäre eine Entscheidung gegen ihren Vater. Denn wenn die “Bimini“-Produktion eingestellt würde, käme auch schlagartig Antons Krankheit zurück.

Ohne zu viel zu verraten: Nach der Leküre bleiben nicht nur die Abgründe der Pharmaindustrie in Erinnerung.

Jens Lubbadeh, Transfusion - Sie wollen dich nur heilen“, Heyne Verlag, 384 Seiten, 14,99 Euro (E-Book: 11,99 Euro)

(anho)