Quantum Supremacy – IBM widerspricht Googles Beweis

War der Beweis für die Quantencomputer-Überlegenheit durch Google ein Schnellschuss? IBM sagt, ein Supercomputer könne das Problem in 2,5 Tagen lösen.

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Quantum Supremacy – IBM widerspricht dem Beweis

Blick in das Google-Lab und die Cryo-Infrastruktur für den Sycamore-Chip mit supraleitenden Qubits.

(Bild: Google)

Lesezeit: 2 Min.

Eine IBM-Forschergruppe widerspricht dem Beweis der Überlegenheit von Quantencomputern, den Google am Mittwoch offiziell gemacht hat. Mit dem neuen Google-Chip Sycamore hatten Wissenschaftler für 200 Sekunden eine Berechnung auf 53 Qubits ablaufen lassen, die der modernste Supercomputer nur in etwa 10.000 Jahren simulieren können solle. Die IBM-Wissenschaftler zweifeln diese Angabe an: Effizient eingesetzt könnte ein Supercomputer wie der Summit in den Oak Ridge National Laboratories in Tennessee das Problem viel schneller lösen.

Mit einer optimierten Speichernutzung und weiteren Rechenkniffs ließe sich der geschilderte Algorithmus auf dem Supercomputer in schätzungsweise 2,5 Tagen simulieren. Allerdings konnten die Forscher diesen Beweis in der Kürze der Zeit noch nicht mit Praxistests belegen.

"Aus diesen Gründen und weil wir heute beobachten können, dass der Begriff "Quantum Supremacy" in der Öffentlichkeit zu Missverständnissen führt, raten wir zu Skepsis gegenüber der Aussage, ein Quantencomputer habe bereits etwas berechnet, was klassische Computer nicht lösen könnten", schreiben die Autoren. Im vorliegenden Fall sei die Grenze definitiv noch nicht erreicht.

Von Google gibt es zu den Einwänden von IBM derzeit keine öffentliche Stellungnahme. Seit Mittwoch sind die Ergebnisse der Forscher um John Martinis im renommierten Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlicht. Der zugleich veröffentlichte Quantenprozessor Sycamore ist derzeit nicht das einzige 53-Qubit-System. Auch in den IBM-Laboren ist nach eigener Aussage ein entsprechender Prozessor heute bereits im Einsatz und seit vergangenem Monat über die Cloud für Forscher und Anwendungsentwickler zugreifbar.

Update: Nun ist auch das IBM-Paper im ersten Absatz verlinkt. (agr)