Google will komplizierte Suchanfragen besser beantworten

Google verändert seinen Suchalgorithmus, um komplizierte Anfragen besser zu verstehen. Für einen großen Sprung nach vorn sorgt BERT.

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Google

(Bild: mentatdgt/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Google-Nutzer tippen mitunter schwer verständliche Anfragen in den Suchschlitz ein – und trotzdem liefert die Suchmaschine oftmals gute Ergebnisse. Aber eben nicht immer: Obwohl die Entwickler in den vergangenen 15 Jahren das Sprachverständnis von Google wesentlich verbessert und ausgebaut haben, "verstehen wir die Suchanfragen manchmal nicht ganz richtig", räumt Google-Vizepräsident Pandu Nayak ein.

Die Herausforderung: Viele Suchende tippen einfach eine Reihe an Begriffen ein und hoffen darauf, dass Google sie schon verstehen wird. Damit das in Zukunft besser klappt, nimmt die Suchmaschine nun eine größere Änderung an ihrem Suchalgorithmus vor. Das Update wird die Zusammenstellung der Suchergebnisse beeinflussen, laut Google ist ein Zehntel der Anfragen betroffen. Es sei der "größte Sprung nach vorne" in den vergangenen fünf Jahren.

Der Algorithmus verwendet mit BERT eine neue Technik bei der maschinellen Verarbeitung von natürlicher Sprache (dem "Natural Language Processing", NLP). Die Abkürzung steht für "Bidirectional Encoder Representations from Transformers". Google hatte BERT im November 2018 vorgestellt und als Open Source veröffentlicht. Die BERT-Modelle verarbeiten Wörter in Relation zueinander und betrachten sie im Kontext. Als Praxisbeispiel nennt Google die Suchanfrage "Can you get medicine for someone pharmacy". Der Suchende möchte wissen, ob es möglich ist, ein Medikament für jemanden anders bei der Apotheke abzuholen.

Was will der Nutzer wirklich wissen? BERT soll komplexere Suchanfragen richtig deuten.

(Bild: Google)

Mit dem BERT-Modell versteht Google, dass "for someone" ein wichtiger Part ist. Das alte System hätte die Anfrage in einzelne Wörter zerlegt und sich auf die beiden Hauptbegriffe "medicine" und "pharmacy" konzentriert. Als Ergebnis hätte der Nutzer dann einige lokale Apotheken erhalten, nicht aber die Antwort auf die eigentlich gestellte Frage. BERT erfasst den gesamten Satz und soll so besser verstehen, was der Nutzer wirklich wissen möchte. Dazu wird der Algorithmus auch mehr auf Präpositionen achten, um die korrekte Bedeutung eines Satzes zu erfassen. "Mit BERT kann die Suchmaschine auch die Nuancen verstehen und viel relevantere Ergebnisse liefern", erklärt Pandu Nayak im Google-Blog. Zunächst funktioniert das aber nur mit Suchanfragen in Englisch und in den USA; weitere Sprachen und Länder sollen bald folgen.

Google erklärt, dass 15 Prozent der täglichen Suchanfragen niemals zuvor gestellt wurden. Vielen Nutzern fehlen wohl einfach die richtigen Worte, um eine Anfrage sinnvoll zu formulieren, glaubt Nayak. "Es ist dann unsere Aufgabe, herauszufinden, wonach Sie suchen, und hilfreiche Informationen zu liefern, ganz unabhängig davon, wie Sie die Suchbegriffe buchstabieren oder kombinieren." Das komplexe Sprachverständnis bleibe eine ständige Herausforderung. (dbe)