Call of Duty - Modern Warfare angespielt: Willkommen zurĂĽck, Soldat

Unter altem Namen findet Call of Duty zurück zu neuer Form – ganz ohne Season Pass, Lootboxen oder innovative Provokationen.

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Call of Duty - Modern Warfare angespielt: Willkommen zurĂĽck, Soldat
Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Stephan Greitemeier
Inhaltsverzeichnis

Nach der erfolglosen Eroberung von Weltraum und Zukunft machte erst die Rückkehr zum Zweiten Weltkrieg den Fans der "Call of Duty"-Reihe wieder Mut. Mit Modern Warfare knüpft Activision nicht nur nominell an seine Hochzeiten an. Das Spiel präsentiert die Reihe in alter Stärke zurück, von Kampagne bis zu Koop.

Die Kampagne orientiert sich stark an den erfolgreichen Vorgängern, vor allem MW2 und MW3. Wichtiger Schlachtplatz ist das fiktionale Urzikstan, das mit arabischer Bevölkerung, russischen Besatzern, Terrormilizen und Bürgerkrieg garantiert nicht Syrien ist. Hier unterstützt man die freundliche Freiheitskämpferin Farah gegen den unfreundlichen Terroristen Omar, der sich möglicherweise russisches Giftgas unter die Nägel gerissen hat.

Wie im legendären MW2 erlebt man bald darauf eine apokalyptische Szene im sehr realen London: Dutzende Attentäter veranstalten ein Blutbad auf dem Piccadilly Circus. Die von den Mumbai- und Battaclan-Attentaten inspirierte Sequenz ist ein früher Aufreger des Spiels. Nicht ganz so provokativ wie das Massaker am Moskauer Flughafen, aber effektiv und gespenstisch realistisch. Ab da wechseln sich Großbritannien, Naher Osten und Russland als Schauplätze ab.

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Im Gegensatz zu seinen Vorgängern gibt sich das neue Modern Warfare betont moralisch. Nicht nur, dass sympathische Verbündete aus jeder feindseligen Ethnie das Schisma aufweichen. Auch das Töten von Zivilisten oder unbewaffneten Feinden bestraft das Spiel. Manche Level, wie die Sprengung einer englischen Terrorzelle, werfen bewusst in komplexe Situationen, in denen man Disziplin am Abzug beweisen muss. Und auch in den großen Schlachten werden zivile Opfer gezählt, die mit in die Einsatzauswertung einfließen.

Die Grafik ist wie erwartet ausgezeichnet. Die Cutscenes sind cineastisch, die Explosionen bombastisch, die Rauchwände ein wahrer Augenschmaus. Abstriche muss man eher beim Ton hinnehmen. Während Waffen, Fahrzeuge und Bomben laut und distinkt eingespielt werden, versteht man leider nicht immer Kommentare und Kommandos der Weggefährten. Das Gameplay hat sich kaum verändert. Immer noch ist CoD die Comicversion eines Kriegsspiels: schnell, farbenfroh und kaum gestreift von Realismus.

Außer der Borderlands-Reihe gibt es kaum Actionspiele, die solch ein Arsenal aufbieten wie Call of Duty. Von Anfang an stehen Dutzende westliche und östliche Gewehre und Pistolen zur Verfügung, jede mit speziellen Eigenschaften und individuellem Klang. Modern Warfare mischt neue Waffen wie die AUG Bullpup mit liebgewonnenen Klassikern wie der FAL und dem Kar 98. In Kampagne wie Multiplayer lassen sich Feindeswaffen aufheben und ausprobieren, bis man das Kriegsgerät gefunden hat, das am besten zu einem passt. Neben Schrotflinten und Panzerfäusten sorgen auch Werkzeuge wie Schutzschilder und Sprengstoffe für Abwechslung. Ein Markenzeichen der Reihe, der Drohneneinsatz, ist meisterlich umgesetzt und sorgt für ein Gefühl von Triumph, das schnell in leise Scham übergeht.

Hauptverkaufsargument der Reihe war immer ihr Multiplayer, und hier lässt sich der neue Teil nicht lumpen. Fünf Modi werden geboten, von normalem Team Deathmatch mit fünf Untermodi über „Free for All“ zu 2-gegen-2-Spielen wie „Gunfight“ und dem großangelegten „Bodenkrieg“ für 100 Spieler, der auch Fahrzeuge bietet. Freunden der „Hardcore“-Varianten wird der „realistische“ Modus gefallen, der ohne Heads Up Display auskommt. Modern Warfare bietet darüber hinaus Koop-Missionen an, die sowohl online als auch im LAN oder Splitscreen gespielt werden können. Zwar gibt es wieder einen „Survival“-Modus, doch auf Zombies muss man dieses Mal verzichten.

Die 17 Maps stehen auch für private Gefechte zur Verfügung, plus vier Nachtvarianten. Die Karten sind meist mittelgroß und sehr gut gestaltet, mit komplexem Aufbau und vielen Deckungsmöglichkeiten. Die meisten Modi laden sehr zum bekannten „Run & Gun“ ein, doch daneben stehen Varianten ohne Wiedereinstieg wie „Search and Destroy“. Im „Cyber Attack“-Modus kann man von Kameraden wiederbelebt werden – oder man wird zum Lockvogel der Feinde. Die bekannten Killstreaks bieten satte 19 Belohnungen an, die von Care-Paketen über Schützenpanzer bis zum Juggernaut-Anzug reichen.

Call of Duty: Modern Warfare angespielt (5 Bilder)

Im fiktiven Urzikstan kämpft man an der Seite der taffen Farah gegen russische Invasoren und einheimische Terroristen. (Bild: heise online)

Activision hat bei Call of Duty: Modern Warfare auf Season Pass und Lootboxes verzichtet. Wer das meiste aus dem Shooter herausholen will, braucht aber einen Activision-Account und auf den Konsolen ein Online-Abo.

Obwohl es bei Innovation und Provokation nicht an die Originale heranreicht, bietet das neue Modern Warfare exakt das, was CoD-Fans der Reihe lieben: handfeste Action mit meisterlicher Mechanik, solider Kampagne und abwechslungsreichem Multiplayer.

Call of Duty – Modern Warfare ist seit dem 25. Oktober für PS4, Xbox und Windows erhältlich. Für Multiplayer-Modi auf Playstation und der Xbox ist ein Abo erforderlich. Für unser Angespielt haben wir die PS4-Version einige Stunden getestet.

(dahe)