Google-Chrome-Entwickler: Apple hält das Web zurück

Durch Apples Verbot anderer Browser-Engines in iOS und zu geringe Investitionen sorge der Konzern für ein "zweitklassiges Web", moniert der Google-Entwickler.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 174 Kommentare lesen
Safari

Apples Browser Safari mit WebKit – auf iOS gibt es praktisch keine echte Alternative.

Lesezeit: 2 Min.

Scharfe Kritik an Apples Browser-Strategie aus Googles Chrome-Team: Apple verhindere die Entwicklung eines modernen Webs, bemängelt der Entwicklungsleiter für Progressive Web Apps bei Google, wie Alex Russell. Der Konzern sorge mit Restriktionen und zu geringer Investition in die eigene Browser-Engine WebKit künstlich für ein "zweitklassiges Web" unter iOS.

Das Problem sei mehrschichtig, meint Russell: Apple untersagt alternative Browser-Engines in iOS generell, alle Browser müssen Apples Engine WebKit einsetzen – dadurch könne kein Wettbewerb entstehen, argumentiert der Web-Entwickler in einem Twitter-Thread. Zudem ist es auf iPhone und iPad nicht möglich, einen anderen Standard-Browser als Apples Safari einzurichten.

Zugleich investiere Apple zu wenig in die Weiterentwicklung von WebKit, schreibt Russell unter Verweis auf die Menge der von Safari in den vergangenen Jahren neu unterstützten APIs. Für Web-Entwickler bedeute dies praktisch, dass "iOS der neue Internet Explorer 6" sei – man müsse es unterstützen, auch wenn es "alles erschwere". Apples WebKit-Team sei daran nicht Schuld, diese Entscheidungen würden auf höherer Ebene getroffen, so der Google-Entwickler.

Apples nur langsame Unterstützung von Progressive Web Apps wird von Web-Entwicklern seit längerem kritisiert. Apples Vorstellung, dass Entwickler eine komplexe Programmiersprache wie Objective-C oder Swift zur App-Entwicklung lernen und eine eigene Code-Basis für iOS pflegen müssen, verhindere Innovation, hieß es schon vor zwei Jahren, als Apple mit der Integration der von Google vorgebrachten Service-Workers-Spezifikation in WebKit begonnen hatte.

In Hinblick auf Datenschutz habe es erhebliche Entwicklungsarbeit benötigt, führt ein WebKit-Entwickler nun ins Feld. WebKit sei die einzige Browser-Engine, die solche neuen Funktionen partitioniert, um damit ein Tracking zu verhindern.

Google setzte für den Browser Chrome respektive Chromium ursprünglich auf WebKit, spaltete sich mit dem Fork Blink aber 2013 von Apples freier HTML-Rendering-Engine ab. Im vergangenen Jahr hat auch Microsoft angekündigt, in seinem Browser Edge auf Chromium und damit Blink zu setzen, so dass mit Blink, WebKit und Gecko nur noch drei große Browser-Engines verbleiben. (lbe)