Treibstoff aus CO2 und Ökostrom: Versuchsanlage in Karlsruhe geht in Betrieb

"Grünen" Treibstoff aus Strom und Luft soll die weltweit erste Versuchsanlage in Karlsruhe liefern. Die Produktionsmenge ist zunächst sehr begrenzt.

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Treibstoff aus CO2 und Ökostrom: Versuchsanlage in Karlsruhe geht in Betrieb

Die Versuchsanlage ist kompakt und für den dezentralen Einsatz konzipiert.

(Bild: Projekt P2X)

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Am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wird am Mittwoch die nach eigenen Angaben weltweit erste Versuchsanlage zur Herstellung von flüssigem CO2-neutralem Treibstoff in Betrieb gehen. Die Power-to-Liquid-Anlage in der Größe eines Schiffscontainers, die gemeinsam von vier Projektpartnern erarbeitet wurde, vereint alle vier Prozessschritte, um aus Luft und Strom flüssigen Treibstoff zu erstellen.

Jeder der vier Prozessschritte wurde jeweils von einem der am P2X-Projekt beteiligten Unternehmen und Forschungseinrichtungen entwickelt. Im ersten Schritt filtert die Anlage klimaschädliches CO2 aus der Umgebungsluft. Die Technik dafür stammt von Climeworks, einem Ableger der ETH Zürich. Im zweiten Schritt spaltet die Anlage CO2 und Wasserdampf zu Wasserstoff und Kohlenmonoxid auf. Dabei kommt Technik des Energieunternehmens Sunfire zum Einsatz. In Phase drei werden aus dem Gasgemisch aus Wasserstoff und Kohlenmonoxid lange Kohlenwasserstoffketten gebildet. Das Verfahren wurde von Ineratec entwickelt, einer Ausgründung des KIT. Das Karlsruher Institut selbst erstellte das letzte Modul. In ihm werden die langkettigen Kohlenwasserstoffe so aufgespalten, dass daraus Benzin, Diesel und Kerosin erstellt werden kann.

Noch ist die Tagesproduktion mit zwei Litern äußerst begrenzt. Für die Massenproduktion eignet sich die Anlage derzeit nicht. Die Wissenschaftler sind aber guter Dinge, dass die nächste Generation der Liquid-to-Power-Anlage rund 200 Liter pro Tag erzeugen kann. In der dritten Generation, einer Art vorindustriellen Anlage, sollen es dann zwischen 1500 und 2000 Liter täglich sein.

Die Power-to-Liquid-Anlage ist bewusst klein und für den dezentralen Einsatz gestaltet worden. So können solche Anlagen direkt an Orten aufgestellt werden, an denen Solar-, Wind- oder Wasserkraft vorhanden ist und damit die erneuerbaren Energien nicht extra verlustbehaftet über längere Strecken zu einer zentralen Produktionsstätte transportiert werden müssen. (olb)