Ausprobiert: Komfort-3D-Drucker UP Mini 2 ES

Ein 3D-Drucker für mehr als 800 Euro, der gerade mal Werkstücke bis 12cm Kantenlänge produziert – wer braucht denn sowas? Zum Beispiel alle, die zuverlässig mit ABS drucken wollen.

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Make 5/19

Wer für sich den idealen 3D-Drucker sucht, kann auf den Preis schauen, sich für ein möglichst offenes System entscheiden oder das Gerät mit dem größten Bauraum wählen, der noch ins Budget passt. Oder man sucht eine Maschine, den den Einstieg möglichst einfach macht. Das ist etwa dann ein Kriterium, wenn der Drucker am Ende auch von Leuten benutzt werden soll, für die der Umgang mit Technik nicht als Selbstzweck Spaß macht, sondern die einfach schnell Ergebnisse sehen wollen. Und zwar gute Ergebnisse, ohne viel Schrauben, Frickeln und Ausprobieren.

Der UP Mini 2 ES des chinesischen Herstellers Tiertime (auch unter dem Namen PP3DP bekannt), ist ein Gerät, das genau in diese Kategorie fällt – einerseits. Auf der anderen Seite beherrscht es aber auch eine Spezialität, die auch manchen Maker aufhorchen lassen wird, nämlich den mühelosen Druck mit ABS. Dieses Material ist für seine Eigenart berüchtigt, sich beim Abkühlen stark zu verziehen – nicht selten so stark, dass sich die Werkstücke selbst von der Druckplattform abhebeln, ehe noch der Druck zu Ende ist. Zwei gute Gründe, den UP Mini 2 ES im Make-Labor auszuprobieren.

Ausprobiert: Komfort-3D-Drucker UP Mini 2 ES (11 Bilder)

Der UP Mini 2 ES verarbeitet ohne Probleme ABS – im Test kam er sogar mit sieben Jahre abgehangenen ABS des Herstellers MakerBot klar, jedenfalls beim Druck mit Raft und auf der Lochraster-Bauplatte, was beides für mehr Haftung sorgt ...
3D-Druck

Der Sammelbegriff 3D-Druck steht heute für ein ganzes Bündel von Fertigungstechniken, die nach unterschiedlichen Prinzipien funktionieren und sich jeweils nur für ganz bestimmte Materialien eignen. Ihr gemeinsamer Nenner: Alle Verfahren bauen dreidimensionale Objekte, indem sie Material in dünnen Schichten auftragen und verfestigen.

Der 3D-Drucker mit dem weißen, geschlossenen Gehäuse ist der Nachfolger des ersten UP Mini, der mit seinem schwarzen Äußeren an eine kompakte Kaffeemaschine erinnerte und seit 2013 sogar mindestens zwei Jahre lang bei Tchibo als Weihnachts-Aktionsware für die breite Masse verkauft wurde. Bei dessen Test Anfang 2015 kamen wir allerdings zu dem Schluss, dass diese Maschine damals nicht viel einsteigerfreundlicher war als andere 3D-Drucker, was vor allem an der keineswegs selbsterklärenden Software lag. Für die aktuellen UP-Drucker gibt es glücklicherweise ein komplett neues Programm zur Druckvorbereitung namens UP Studio zum freien Download, in der man sich mit Hilfe des Handbuchs auch als Einsteiger gut zurechtfindet, zumal die Bedienoberfläche auf Deutsch umstellbar ist (das Display am Gerät gibt es aber nur in englisch). Man bleibt aber dauerhaft auf diese Software festgelegt – weder Cura noch Repertier, auch nicht die teure Alternative Simplify3D, die sonst mit sehr vielen anderen FDM-Maschinen kompatibel sind, arbeiten mit dem Mini 2 zusammen.

Wer diesen Kompromiss einzugehen bereit ist, kann dann aber tatsächlich schnell loslegen – vom Auspacken bis zum ersten Druck vergingen im Test gerade mal eine halbe Stunde. Und was rauskam, konnte gleich vom Fleck weg überzeugen (siehe Bilderstrecke). Dank des geschlossenen Gehäuses mit eingebautem Luftfilter bleibt auch beim ABS-Druck die Luft im Raum erträglich; sobald man die Tür des Geräts aufzieht, pausiert es den Druck.

Was sicher nicht jedermanns Sache ist: Nach ein paar Probedrucken streikt das Gerät, wenn man sich und seinen Drucker nicht übers Internet beim Hersteller registriert. Dafür ist man – anders als etwa bei den Geräten von XYZprinting – nicht auf gechiptes Filament und damit auf das Material des Herstellers angewiesen, auch wenn wir im Test die schönsten Ergebnisse tatsächlich mit solchem Original-Filament bekamen.

Aus dem Make-Testlabor

Die Make-Redaktion probiert viel mehr aus, als ins alle zwei Monate erscheinende Heft passt. Deshalb veröffentlichen wir auf unserer Webseite in loser Folge weitere Testberichte.

Zu unserem Erstaunen gelang aber auch der Druck mit sieben Jahre altem ABS-Filament, das wir seinerzeit von MakerBot für Drucke auf dem ersten Replicator gekauft hatten und das altersbedingt bei starker Biegung bereits seine Farbe verliert – für die nötige Haftung auf der Bauplattform mussten wir die Software allerdings ein sogenanntes Raft anlegen lassen, das die Grundfläche vergrößert. Anders als früher bei UP-Druckern ließ sich das Raft nach dem Druck sauber und sogar mit bloßen Händen vom Werkstück trennen.

Der Drucker kalibriert den Abstand zwischen Düse und Drucktisch automatisch und zuverlässig. In der Software ist auch eine Funktion enthalten, die Kalibrierung an neun verschiedenen Punkten der Plattform durchzuführen, damit im Druck Unebenheiten ausgeglichen werden können. Dies unterstützt der UP Mini 2 allerdings nicht automatisch. Wer will, kann den Drucker die neun Punkte aber anfahren lassen und den Abstand von Hand einstellen – bei der kleinen Bauplattform ist das aber eigentlich überflüssig.

Der UP Mini 2 ES ist ein Gerät, das man nach Ende des Test nur ungern wieder zurückschickt – das kommt nicht ganz so oft vor. Die Bedienung ist einfach, die Ergebnisse sind toll und ABS ist kein Problem. Wer mit diesem Material schon gekämpft hat, weiß das hoch zu schätzen. Auf der anderen Seite ist die maximale Werkstückgröße mit 12cm in allen drei Dimensionen so klein wie bei kaum einem anderen aktuellen Drucker. Die wenigen, die es gibt, sind deutlich günstiger – so bekommt man den da Vinci nano aktuell für 150 Euro, während der UP Mini 2 ES mit 859 Euro teurer ist als der Bausatz eines Original Prusa i3 – aktuell das Allroundgerät der Wahl. Dazu kommt der Zwang, die Software des Herstellers zu benutzen sowie die Aktivierungspflicht übers Internet.

Gerät Tiertime (PP3DP) UP mini 2 ES
Vertrieb
3Dmensionals und andere
Bauraum 12cm × 12cm × 12cm, geschlossen und mit Luftfilter
Drucktisch Kunststoff, optional mit Lochraster
Software UP Studio (Proprietär, kostenlos, für Windows, macOS, iPadOS, iOS
Material 1,75mm, fertige Profile für ABS, PLA, TPU
Druck über ... USB-Kabel, USB-Stick, WLAN, LAN, lokaler Druckerspeicher
Preis 859 Euro

Insofern bleibt der Mini 2 eine Maschine für die Nische – für die ganze (und betuchte) Familie, eventuell auch für die Schule (wobei die Beschaffung eines speziellen Schuldruckers von tutolino.net wegen des niedrigeren Stückpreises deutlich einfacher fallen sollte) oder für alle, die oft kleine Objekte aus ABS brauchen.

  • Das Gerät wurde uns von 3Dmensionals für den Test zur Verfügung gestellt.

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