Xerox macht HP ein Übernahme-Angebot

Es könnte sich die nächste Megafusion anbahnen: PC- und Drucker-Hersteller HP bestätigte, ein Übernahmeangebot von Xerox erhalten zu haben.

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Hewlett-Packard

(Bild: dpa, Jörg Carstensen)

Lesezeit: 3 Min.

Kopiererhersteller Xerox hat dem Computerkonzern HP ein Übernahmeangebot gemacht. Das teilte HP nach Börsenschluss mit und bestätigte damit seit Mittwoch kursierende Gerüchte. Finanzielle Details nannte HP nicht, eine Entscheidung ist offenbar auch noch nicht getroffen. Das Wall Street Journal berichtete am Mittwoch unter Berufung auf Insider, Xerox erwäge eine Offerte in bar sowie in Aktien, die über dem Marktwert von HP in Höhe von rund 27 Milliarden US-Dollar (24,3 Milliarden Euro) liegen würde.

Eine informelle Zusage für die Finanzierung von einer nicht genannten Bank solle Xerox vorliegen, schrieb das Wall Street Journal. Bei der könnte es sich laut Financial Times (FT) um die Citibank handeln. Das am Dienstag abgegebene Angebot soll der FT nach bei 22 US-Dollar pro Aktie liegen, ein Aufschlag von 20 Cent gegenüber dem Preis zum Börsenschluss am Dienstag. Führen soll das fusionierte Unternehmen dann der Xerox-Chef John Visentin.

Ein Zusammenschluss könnte den Unternehmen, die mit dem Wandel der Branche ringen, frischen Schwung verleihen. Zudem wären in überlappenden Bereichen wohl deutliche Einsparungen möglich. Frisches Geld erhofft sich Xerox aktuell durch den Verkauf des Anteils an einem Gemeinschaftsunternehmen mit Fujifilm an den japanischen Technologiekonzern für 2,3 Milliarden Dollar.

HP ist vor vier Jahren aus der Spaltung von Hewlett-Packard in HP (Computer und Drucker) sowie Hewlett Packard Enterprise (HPE, Dienstleistungen für Unternehmen) hervorgegangen. HP ist laut Marktforschern derzeit hinter Lenovo die Nummer zwei im weltweiten PC-Markt. Rund zwei Drittel der 14,6 Milliarden US-Dollar Umsatz kamen im letzten Quartal aus dem leicht zulegenden PC-Geschäft. Ein Drittel stammte aus dem rückläufigen Geschäft mit Druckern. Dass dieser Zweig schrumpft, dürfte schmerzhaft sein, weil es ein besonders margenstarkes Geschäft ist – wohl vor allem durch den Verkauf von Nachfüllmaterial wie Druckerpatronen.

HP reagiert darauf mit neuen Preismodellen und Kürzungen. Erst im Oktober hat das Unternehmen eine große Stellenstreichung bekannt gegeben: Fast jeder sechste Arbeitsplatz wird bis Ende 2021 gestrichen, was 7000 bis 9000 Mitarbeiter betrifft. Zuvor hatte das Unternehmen schon weitere Kürzungsrunden durchlaufen. Im Jahresvergleich hatte die HP-Aktie zuletzt deutlich nachgegeben, teilweise bis zu einem Drittel, erst die Nachricht der Übernahme brachte wieder einen Sprung um rund 10 Prozent nach oben.

Der schon durch viele Schrumpfungskuren gegangene Technikpionier Xerox lebt derzeit vor allem vom Geschäft mit großen Druckern und Kopierern für Unternehmenskunden. Der Großteil des Umsatzes von rund 10 Milliarden US-Dollar großen Umsatzes stammt aus Verleih und Wartung der Maschinen. Der Fokus von HP liegt vor allem bei Druckern für Endkunden, so dass sich beide Unternehmen gut ergänzen würden, und besser gegen Konkurrenz wie Canon und Ricoh aufgestellt wären.

Der Kurs der Xerox-Aktie war zuletzt im Aufschwung, was angesichts der schwächelnden HP-Papiere einen teilweise in Aktien beglichenen Deal natürlich begünstigt. Dennoch müsste sich Xerox schwerwiegend verschulden, um die Übernahme zu schultern, zitiert die Financial Times den Analysten Jeriel Ong von der Deutschen Bank. (axk)