Der Futurist: Wiederbelebt

Was wäre, wenn wir ­Mammuts klonen würden?

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Der Futurist: Wiederbelebt

(Bild: Mario Wagner)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Jens Lubbadeh

"Und da drinnen sind wir sicher?"

Andi betrachtete skeptisch den Defender. "Ich habe auf YouTube unschöne Videos gesehen."

Er hatte schon recht: Wenn ein Mammut den Land Rover wirklich ­attackierte, dann war ihnen darin nicht mehr zu helfen. Aber David wollte seinem Freund einfach zu gern zeigen, woran er die vergangenen Jahre gearbeitet hatte. Also sagte er nur: "Komm, steig schon ein."

Sie fuhren durch das Eingangstor, auf dem in großen Lettern stand: "Welcome to Pleisto-Park".

"Da!" David zeigte zum Horizont. Deutlich waren gegen die gerade aufgehende Sonne die gewölbten Rücken, die geschwungenen Rundungen der Stoßzähne zu sehen. Es waren acht Tiere, hintereinander liefen sie über die Ebene der sibirischen Tundra – so wie ihre Vorfahren zuletzt vor 10000 Jahren.

"Wow. Echte geklonte Mammuts."

David nickte stolz. "Das muss man Alexej lassen. Er hat nicht lange gefackelt, als sie das Mammutbaby vor fünf Jahren im Eis gefunden haben. Er hat es einfach gekauft." Sein Boss war wie ein Kind, nur eben ein sehr reiches Kind, und natürlich gehörte "Jurassic Park" zu seinen Lieblingsfilmen.

"Und ihr habt in dem gefrorenen Körper intakte Blutzellen gefunden?"

Der Futurist

(Bild: 

Mario Wagner

)

"Was wäre, wenn ...": TR-Autor Jens Lubbadeh und die Redaktion lassen in der Science Fiction-Rubrik der Kreativität ihren freien Lauf und denken technologische Entwicklungen in kurzen Storys weiter.

"Ja, ein Glücksfund." Danach ging es relativ easy: Sie hatten das Mammut-Erbgut in eine entkernte Eizelle eines Elefanten gepackt und den Embryo von einer Elefantenkuh austragen lassen. Sie hatte sich rührend um das Mammut-Baby gekümmert.

"Zum Glück konnten wir ein Weibchen klonen. Damit hatten wir auch gleich neue Eizellen und mussten bei den nächsten Klonen nicht mehr den Umweg über den Elefanten gehen."

"Unser Bio-Studium hat sich gelohnt, was?"

Nur einen Monat später rief Andi ihn an. "Ich habe übrigens einen neuen Job. Bei mir geht's nach Saudi-Arabien, Dinos klonen."

Noch einmal zwei Jahre später nahm Alexej David beiseite. "Ich will nicht lange rumreden: Wir müssen Pleisto-Park schließen."

David hatte damit gerechnet. Seitdem der "Dino-Park" in Saudi-Arabien eröffnet hatte, waren die Besucherzahlen eingebrochen.

"Riesenechsen sind nun mal interessanter als Mammuts."

David schluckte. "Was wird aus den Tieren?"

"Keine Ahnung. Erschieß sie. Lass sie frei. Ist mir egal."

Andi hatte ihn sofort angerufen, als er von seinem Rausschmiss gehört hatte. Ob er nicht auch im Dino-Park anfangen wolle. Sie bräuchten seine ­Expertise, der Tyrannosaurus Rex erwies sich als besonders harte Nuss. ­David lehnte ab. Dieser blöde Park der Scheichs hatte seinen kaputt gemacht und dazu geführt, dass Dutzende Mammuts nun ihrem Schicksal in ­Sibirien überlassen waren.

Sein Smartphone klingelte. Es war ein Mann, der Englisch mit einem fremdartigen Akzent sprach.

"Sind Sie der Klon-Experte, der den Mammut-Park aufgebaut hat?"

"Ja, wer spricht da?"

"Enzokuhle Nkosi. Ich leite den Addo Elephant Park in Südafrika. Sie sind unsere Rettung. Gerade wurde der letzte Elefant der Welt von Wilderern erschossen. Können Sie ihn wieder­beleben?"

David war erstaunt und erfreut. "Ich denke schon. Ich hätte auch eine Mama für ihn."

(jlu)