Nach Besuch von NASA-Sonde: Himmelskörper "Ultima Thule" heißt jetzt "Arrokoth"

Der erste Vorbeiflug an einem Objekt im Kuipergürtel war historisch. Nun hat der Himmelskörper einen offiziellen Namen. Das Provisorium setzte sich nicht durch.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 62 Kommentare lesen
"Arrokoth" statt "Ultima Thule": 2014 MU69 hat jetzt einen offiziellen Namen

Arrokoth ist von ungewöhnlicher Gestalt.

(Bild: NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute/Roman Tkachenko)

Lesezeit: 3 Min.

Der zum Jahreswechsel von der NASA-Sonde New Horizons besuchte und vorläufig immer "Ultima Thule" genannte Himmelskörper 2014 MU69 heißt jetzt offiziell "Arrokoth". Das teilte die NASA mit und erklärte, der Name stamme aus der indigenen Sprache Powhatan/Virginia-Algonkin und bedeute "Himmel".

Mit der Bezeichnung solle eine Verbindung zu jenen Menschen hergestellt werden, die einst die Region besiedelten, in der sich heute die Stadt Laurel (Maryland) und das Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory befindet, das für die Mission New Horizons verantwortlich ist. Ein Team des Labors hatte Arrokoth 2014 mit dem Weltraumteleskop Hubble entdeckt.

Die Namensgebung erfolgte mit Zustimmung von Vertretern der Powhatan-Stämme, erklärt die NASA nun. Der Name spiegele wider, wie sehr Blicke in den Himmel und das Fantasieren über ferne Sterne und Welten uns inspirieren können, erklärt Alan Stern, der die Forschung mit New Horizons leitet. "Wir nehmen das Geschenk der Powhatan dankbar an", ergänzt Lori Glaze von der NASA-Abteilung für Planetenwissenschaft. Die Namensgebung verdeutliche die Stärke und das Durchhaltevermögen der indigenen Algonkin-Stämme der Chesapeake-Region im Nordwesten der heutigen USA.

New Horizons war in der Nacht zum 1. Januar an Arrokoth vorbeigeflogen, als erste Sonde überhaupt hatte sie damit einen Himmelskörper im Kuipergürtel besucht. Die Sonde hatte sich dem Objekt dabei auf bis zu 3500 Kilometer genähert, war aber mit einer Geschwindigkeit von mehr als 51.000 Kilometern pro Stunde an ihm vorbei gerast. Weil Arrokoth deutlich kleiner ist als der Zwergplanet Pluto, den New Horizons vorher passiert hatte, war das Manöver eine deutlich größere Herausforderung für die Forscher. Trotzdem gelangen ihre beeindruckende Nahaufnahmen der ungewöhnlichen Doppelgestalt des Himmelskörpers. Die Oberfläche ist darauf mit rund 33 Metern pro Pixel aufgelöst. Die bei dem Vorbeiflug gesammelten Daten werden noch immer zur Erde gesendet: Erst Mitte 2020 sollen alle heruntergeladen worden sein.

Annäherung an Arrokoth (Ultima Thule) (14 Bilder)

Ultima Thule während des Anflugs von New Horizons (Zeitangaben in Uinversal Time, also MEZ - 1h): links jeweils in einheitlicher, rechts in Originalgröße
(Bild: NASA/Johns Hopkins Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute/National Optical Astronomy Observatory)

Während die Verantwortlichen begründen, wie sie mit der Namensgebung jene Menschen ehren wollen, die einst in der Region lebten, "in der das Objekt entdeckt wurde", gehen sie nur in einem Nebensatz auf den vorläufigen Namen "Ultima Thule" ein. So wurde der Himmelskörper schon in den Monaten vor dem historischen Vorbeiflug genannt, wobei immer wieder darauf verwiesen wurde, dass es sich bei der Bezeichnung um ein Provisorium handelt.

Schon im Frühjahr 2018 hatte das US-Magazin Newsweek darauf hingewiesen, dass die mehr als 2000 Jahre alte Bezeichnung für einen mythischen Ort weit im Norden von rassistischen Ideologen des Nationalsozialismus als ein Ursprungsort der "Arier" bezeichnet wurde. Inwieweit diese Verbindung nun in die Entscheidung nun eingeflossen ist, ist nicht bekannt, aber die Verantwortlichen werden sie nicht ignoriert haben. (mho)