SC Jülich: Booster mit 70 PFlops im nächsten Jahr

Jülich will bei den Supercomputern wieder an die europäische Spitze. Dafür soll ein Booster2-Modul sorgen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 15 Kommentare lesen
SC Jülich: Booster mit 70 Pflops im nächsten Jahr

Juwels bekommt einen Turbolader mit AMD Epyc und Nvidia GPU

(Bild: Forschungszentrum Jülich/ Ralf-Uwe Limbach)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Stiller

70 PFlops – das ist die Performance, mit der sich wenige Tage vor Eröffnung der Supercomputer-Konferenz SC19 in Denver das Forschungszentrum Jülich zu Wort meldet, wenn auch nicht für sofort, sondern mit dem bestellten Booster-2-Modul im nächsten Jahr. Damit möchte man auch wieder die Spitzenstellung in Europa übernehmen – so wie es der Systemname JUWELS ja schon andeutet, der für "Jülich Wizard for European Leadership Science" steht. Für diese Performance von theoretisch 70 PFlops soll in diesem Booster Nvidias nächste GPU-Generation sorgen – egal, ob die Architektur nun Ampere oder Einstein heißen wird.

Das vom jülicher Rechenzentrum-Chef Thomas Lippert entwickelte modulare Supercomputerkonzept besteht aus einem leistungsfähigen Zentralrechner, der von einer größeren Zahl von "Boostern" umgeben ist, die mehr oder weniger stark auf bestimmte Aufgabenbereiche zugeschnitten sind. Der Zentralrechner wurde von Atos/Bull schon vor einiger Zeit auf Basis der warmwassergekühlten BullSequana X1000 (Direct Liquid Cooling) mit Intel-Xeon Platinum 8168 installiert – er kam mit 6,2 PFlops bereits auf Platz 30 der Top-500-Liste im Juni 2019. Nun kommt 2020 das ebenfalls warmwassergekühlte Hybridsystem BullSequana XH2000 mit AMD Epyc Rome und Nvidia GPUs hinzu. Wann genau 2020 der Betrieb aufgenommen werden soll, hat Jülich noch nicht verraten.

"Ausgestattet mit unseren neuesten, leistungsfähigsten beschleunigten Blades bietet die BullSequana-Plattform Jülich die effektivste Recheninfrastruktur auf dem Weg zu Exascale. Sie unterstützt auch das Bestreben des Forschungszentrums nach nachhaltigen Lösungen mit unserer patentierten Direct-Liquid-Cooling-Warmwasser-Technologie", führt Agnès Boudot, Senior Vice President, Head of HPC & Quantum bei Atos, aus.

Die drei von der Rechentankstelle: die Chefs der großen im Gauss Centre vereinigten deutschen Rechenzentren beim gemütlichen Umtrunk auf der ISC19 (Prof. Michael Resch (HLSR), Prof. Thomas Lippelt (Jülich SC) und Prof. Dieter Kranzmüller (LRZ), v.l.n.r)

(Bild: Andreas Stiller)

Die nächste Generation der Nvidia-GPUs soll nach Nvidia-Aussagen nicht nur wie bislang von TSMC sondern auch von Samsung in 7-nm-EUV hergestellt werden. Für Deep Learning, das auch im HPC-Bereich zunehmend eingesetzt wird, sind kurze Datenformate von 16, 8 oder sogar nur 4 Bit zumeist ausreichend. Aber HPC braucht weiterhin für viele Aufgabenbereiche doppelte Genauigkeit mit 64 Bit, zum Teil sogar mehr. So kann es gut sein, dass die bisher für KI optimierte Tensor Unit, die in 16/32-Bit Mixed-Precision arbeitet, für HPC auf 32/64-Bit ausgebaut wird.

Mit dabei ist auch der israelische Netzwerkspezialist Mellanox mit InfiniBand mit 200 Gbit/s – aber der gehört inzwischen auch Nvidia.

Und mit JUWELS wird dann auch AMD seine Position im HPC-Bereich in Deutschland weiter ausbauen können. Zuvor erwartet man vor allem den damit bestückten neuen Rechner Hawk des Höchstleistungsrechenzentrums in Stuttgart (HLRS). Er soll etwa 26 PFlops Spitzenleistung erreichen. Wie weit dort der Aufbau schon gediehen ist, wird man in wenigen Tagen erfahren, wenn die nächste Top500-Liste herausgegeben wird. (as)