Medica: Die digitale Versorgung kann kommen

Das kürzlich vom Bundestag verabschiedete Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) hat auf der Medica für einen spürbaren Aufwind unter den Herstellern gesorgt.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 13 Kommentare lesen
Medica: Die digitale Versorgung kann kommen

(Bild: Shutterstock/BlurryMe)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Detlef Borchers

Mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) wurde ein Katalog von Maßnahmen verabschiedet, der Schwung in die Digitalisierung der Medizin bringen soll, vor allem auf Seiten der zu versorgenden Versicherten. Gleich drei Bühnen der Medica in Düsseldorf beschäftigten sich mit künftigen Gesundheitsanwendungen, die der Arzt verschreiben kann und die die Krankenkasse bezahlen muss.

Eine der Bühnen wurde von der Techniker Krankenkasse gesponsert, die damit kräftig Werbung für ihre Patientenakte TK-Safe machte. Jens Baas, der Techniker-Vorstandsvorsitzende, freute sich über eine Viertel Million Anwender, die sich bereits für die Nutzung von TK-Safe angemeldet haben. Täglich registrieren sich nach seinen Angaben 500 TK-Versicherte für die digitale Datensammlung, nicht nur App-Begeisterte, sondern vor allem Männer im Alter von 40 Jahren. Zur Midlife-Crisis gesellt sich die Gesundheits-Bilanz.

Die wohl am häufigsten genannte App, die vom Arzt in Zukunft verordnet werden kann, ist das Blutzucker-Tagebuch. Die App kann Messwerte per Bluetooth aus Messgeräten übernehmen oder per NFC einen am Körper angebrachten Sensor abfragen. Solche Systeme werden jetzt mit einem englischen Kofferwort "Awareables" genannt, denn sie werden am Körper getragen und machen den Träger auf seinen Gesundheitszustand aufmerksam oder trainieren ihn darauf, bestimmte Werte einzuhalten.

Die Unterscheidung zwischen Medizinprodukt und einer Smartwatch mit Schrittzähler, Pulsmesser und Fitness-Animator ist nicht ganz einfach. Als Beispiel sei das Headset genannt, das Vitascale auf der Medica präsentierte. Es misst den expiratorischen Sauerstoff, das Atemvolumen und den Puls und wird von Sportlern beim Training benutzt. Als Medizinprodukt wäre es für die Spiroergometrie, die Leistungsmessung über Atemanalyse, nutzbar. Bislang werden dazu Masken mit Mundstücken und sperrigen Messgeräten eingesetzt.

Doch es gab auch Kritik an den Plänen zur digitalen Versorgung nach dem Digitale-Versorgung-Gesetz. Sie kam auf dem Forum der Techniker Krankenkasse und wurde von Doris Pfeiffer geäußert, der Vorstandsvorsitzenden des GKV-Spitzenverbandes, also dem Zusammenschluss aller gesetzlichen Krankenkassen.

Sachen wie ein digitales Blutzucker-Tagebuch seien ja schön und gut, aber eben auch nichts anderes als eine Wirtschaftsförderung der IT-Industrie und ihren Start-Ups. "Wenn der Staat dies machen will, sollte er Steuergelder nehmen und nicht bestimmen, dass wir solche Sachen mit Geldern bezahlen, die dringend für die Versorgung von kranken Versicherten gebraucht werden." (olb)