Volkszählung: Behörde trackt Handys von Millionen Spaniern

Die Statistikbehörde INE will die Mobilität der Spanier untersuchen und greift dabei auf die Bewegungsdaten von Millionen Handys zu.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 40 Kommentare lesen
Volkszählung: Behörde trackt Handys von Millionen Spaniern

(Bild: Antonio Guillem/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Tom Sperlich
Inhaltsverzeichnis

Für die im Jahr 2021 geplante Volkszählung will die spanische Statistikbehörde Instituto Nacional de Estadística (INE) Mobilitätsdaten von Millionen Bürgern erfassen. Dafür werden derzeit die Bewegungen von Mobilfunkgeräten in den Netzen der drei Anbieter Movistar (Telefónica), Vodafone und Orange getrackt. Kunden von Serviceprovidern (MVNO) sind nicht betroffen.

Für die Analyse wird an insgesamt acht Tagen erfasst, wie viele Handys sich zu bestimmten Uhrzeiten in bestimmten Abschnitten der Netze aufhalten. Die Behörde und die Netzbetreiber versichern, dass die Daten anonym erfasst werden und keine Rückschlüsse auf die Identität der Handybesitzer erlauben.

Die Daten werden von den Netzbetreibern aufbereitet und an die Behörde übermittelt. Spanischen Medienberichten zufolge erhalten die Unternehmen dafür insgesamt rund 500.000 Euro. Man werde von den Mobilfunkanbietern keine individuellen Informationen wie Telefonnummern oder Namen erhalten, betonte INE.

Am Donnerstag endet die erste Phase der Datenerhebung, die am Montag begann. Weitere Standortabfragen solle es am kommenden Sonntag sowie am ersten Weihnachtsfeiertag und an zwei Tagen in den Sommerferien 2020 (20. Juli und 15. August 2020) geben.

Die Statistikbehörde möchte mit der Untersuchung im Rahmen der geplanten Volkszählung mehr Details über die Verhaltensweisen und Gewohnheiten der Bürger herausfinden: wo sie wohnen, wo und wann sie arbeiten, welche Verkehrsmittel sie benutzen, welche Wege die Verkehrsströme im Land nehmen und ob die Menschen an Weihnachten verreisen und wohin.

Eine solche Verwendung von Daten zu statistischen Zwecken sei zwar "grundsätzlich nicht illegal, auch wenn das ohne Einwilligung geschieht", sagte eine Sprecherin der Verbraucherschutzorganisation OCU der taz. Um sicher zu sein, ob wirklich alles anonym verläuft, "wäre es notwendig, den Vertrag zwischen dem INE und den Betreibern genauer zu untersuchen".

Spanischen Medien geben unterdessen Tipps, wie die Spanier das Tracking ihrer Handys unterbinden können. Auch die Netzbetreiber reagierten teilweise. Laut taz bietet Vodafone seinen Kunden die Option, sich mittels der Kunden-App vom Tracking auszuschließen. Orange soll auf ihrer Website einen ähnlichen Service anbieten. (vbr)