ARD-Mediathek soll eigenständiges Streaming-Angebot werden

Die Mediathek des Ersten soll nicht länger nur eine "Videothek" für verpasste Sendungen sein.

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ARD-Mediathek soll eigenständiges Streaming-Angebot werden

Markus Huber, ARD Pressesprecher; Volker Herres, Programmdirektor Das Erste; Ulrich Wilhelm, ARD-Vorsitzender; Dr. Lorenz Wolf, GVK-Vorsitzender (v.l.n.r.)

(Bild: ard.de)

Lesezeit: 3 Min.

Inmitten des digitalen Medienwandels mit immer mehr Streaming-Plattformen will auch die ARD verstärkt exklusive Angebote über ihre Mediathek im Internet anbieten. Sie soll sich zu einem eigenständigen Streaming-Angebot hin entwickeln, wie der ARD-Programmdirektor Volker Herres gemeinsam mit dem ARD-Vorsitzenden Ulrich Wilhelm am Mittwoch in München ankündigte. Um das Angebot der Mediathek insgesamt zu verstärken, werde es künftig eine integrierte Programmplanung in der ARD-Programmdirektion nicht nur für das Erste, sondern künftig auch für die Mediathek geben.

Das lineare Fernsehen ist nach wie vor bedeutend, aber Angebote abseits des klassischen Fernsehens konkurrieren immer stärker. Die Zahl der Streaming-Anbieter steigt, sie ziehen wie Netflix Abonnenten an. Private und öffentlich-rechtliche TV-Sender bieten ihrerseits abseits des klassischen Fernsehens Mediatheken an. Erst am Dienstag wurde etwa bekannt, dass die Plattform Joyn der TV-Anbieter ProSiebenSat.1 und Discovery darüber hinaus nun einen kostenpflichtigen Ableger mit eigenproduzierten Serien und mehr Sendern gestartet hat.

Das Erste wiederum hat mit stetigen Quotensiegen im TV-Abendprogramm Rückenwind für Nutzer der ARD-Mediathek. Herres zufolge erreicht Das Erste im Schnitt am Tag rund 25 Millionen Menschen. Diese lineare Kraft ließe sich für die Mediathek nutzen.

Laut Herres wird die Planung jetzt zusammengezogen: "Ich empfinde das als ganz großen Schritt und als große Zäsur auch." In einem föderalen komplexen Verbund wie dem der ARD-Landesrundfunkanstalten sei das kein ganz einfacher Schritt, aber "dringend fällig" gewesen. "Wir erleben eine Umbruchsituation in der digitalen Welt, die die Medienangebote und die Mediennutzung komplett verändern." Inhalte müssten künftig crossmedial über alle Ausspielwege hinweg gedacht, dann könne auf Marktentwicklungen auch reagiert werden.

Eine Mediathek sei nicht länger so etwas wie ein "Videorekorder", bei dem man die verpasste Sendung noch einmal nachschauen könne, betonte Herres. "Es muss zunehmend ein eigenständiges Streaming-Angebot werden." Dazu brauche es mehr Inhalte als jetzt und andere. "Wir werden auch exklusiv für die Mediathek dann produzieren", sagte der Programmdirektor. Er sprach von Serien-Formaten.

Für die neue Struktur wird laut Wilhelm, der auch Intendant des Bayerischen Rundfunks (BR) ist, der Programmgeschäftsführer des jungen Content-Netzwerks Funk von ARD und ZDF, Florian Hager, zum 1. Januar 2020 an Bord geholt – als stellvertretender Programmdirektor in der Programmdirektion. Bisher liegt die Verantwortung für die Mediathek Herres zufolge bei ARD online in Mainz.

Bereits am Montag und Dienstag hatten sich die ARD-Intendanten in München zu einer Sitzung getroffen, es war die abschließende Sitzung in der zweijährigen Vorsitzzeit des BR. Ab 2020 hat der Westdeutsche Rundfunk den Vorsitz inne. Eine weitere Entscheidung auf der Sitzung war: Ab Dezember will sich die ARD zudem mit einem neuen Logo präsentieren. (anw)