Indiens abgestürztes Mondlandemodul Vikram: NASA-Fotos zeigen Trümmer

Noch Tage nach der gescheiterten ersten unbemannten Mondlandung Indiens hieß es, das Landemodul sei "intakt". Das kann so nicht gestimmt haben.

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Abgestürztes Mondlandemodul Vikram: NASA-Fotos zeigen Trümmer

Aufnahme mit den markierten Überresten (grün) und Spuren (blau)

(Bild: NASA/Goddard/Arizona State University)

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Nachdem die NASA Fotos der Überreste des abgestürzten indischen Mondlandemoduls Vikram veröffentlicht hat, besteht der Chef der indischen Weltraumagentur ISRO darauf, den Lander mithilfe der eigenen Technik bereits vor Monaten gefunden zu haben.

K. Sivan geht jedoch nicht darauf ein, dass Vikram auf der Oberfläche zerschellte und damit nicht mehr intakt gewesen sein kann, wie es ISRO-Vertreter Tage nach dem Crash behauptet hatten. Anfang September hatte die indische Weltraumagentur ihr Ziel verpasst, als erst vierte Nation eine Sonde kontrolliert auf dem Mond landen zu lassen. Wenige Kilometer vor der geplanten Landung war der Funkkontakt zum Modul Vikram abgerissen.

Die Überreste des Landers Vikram (4 Bilder)

Eine Collage der veränderten Pixel macht die Absturzstelle sichtbar (die Linien sind Bildartefakte)
(Bild: NASA/Goddard/Arizona State University)

Wie die NASA nun erklärt, waren am 26. September die ersten Aufnahmen der Landestelle veröffentlicht worden, die der eigene Lunar Reconnaissance Orbiter gemacht hatte. Viele Menschen hätten diese heruntergeladen und schließlich habe ein Enthusiast namens Shanmuga Subramanian einen ersten verräterischen Pixel und dann die weiteren Überreste gefunden, woraufhin er die US-Wissenschaftler kontaktierte. Mit weiteren Aufnahmen am 14. und 15 Oktober sowie am 11. November sei das dann bestätigt worden. Auch auf den nachbearbeiteten Aufnahmen der NASA sind die – 2×2 Pixel großen – Spuren nur sehr schwer zu erkennen, zu sehen ist jedoch, dass sich die Trümmer und Einschlagsspuren über eine größere Fläche verteilen.

Auf die Mitteilung der NASA angesprochen, erklärte ISRO-Chef K. Sivan nun, "unser eigener Orbiter hatte Vikram bereits gefunden. Das haben wir auf unserer Website erklärt, Sie können das nachsehen". Dabei bezieht er sich offenbar auf eine knappe Pressemitteilung vom 10. September, in der es heißt: "Der Vikram-Lander wurde vom Orbiter Chandrayaan-2 gefunden, aber noch gibt es keine Kommunikation. Alle möglichen Anstrengungen werden unternommen, um eine Kommunikationsverbindung herzustellen."

Angesichts des Trümmerfelds, das die NASA-Aufnahmen nun zeigen ist, ist also fraglich, was genau die ISRO da gefunden hatte. Tage nach der Pressemitteilung hatte ein ungenannter ISRO-Vertreter indischen Zeitungen noch versichert, der Lander sei "intakt" und läge lediglich in einer "schiefen Position".

Vikram war von der unbemannten indischen Mondsonde Chandrayaan-2 zum Erdtrabanten gebracht worden. Ziel der rund 126 Millionen Euro teuren Mission war die kartographische Erfassung der Mondoberfläche und die Erforschung ihrer Zusammensetzung sowie die Suche nach Wasser. In Vikram verstaut war unter anderem das Fahrzeug Pragyan ("Weisheit"), das auf der Mondoberfläche rund 500 Meter zurücklegen sollte.

Für die Forschung auf der Oberfläche waren zwei Wochen vorgesehen, Chandrayaan-2 wiederum soll im Mondorbit ein bis zwei Jahre Dienst verrichten. Der Orbiter hat eine Reihe von Messgeräten an Bord: Radar, Infrarotspektrometer, Röntgenspektrometer, Massenspektrometer, Kameras und Antennen.

Chandrayaan-2 (23 Bilder)

Die Trägerrakete GSLV Mk III vor dem Startabbruch
(Bild: ISRO)

(mho)