AMD Radeon Adrenalin 2020: Runderneuerter Treiber integriert Steam, Uplay & Co.

AMDs Radeon-Grafiktreiber erhält ein runderneuertes Design und neue Funktionen: Radeon Boost soll die Bildrate in 3D-Spielen erhöhen.

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Runderneuerter Radeon-Treiber: AMD integriert Game-Launcher und Browser im Grafiktreiber

(Bild: Screenshot Mark Mantel / heise online)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Nutzer einer Radeon-Grafikkarte erhalten mit dem Grafiktreiber Radeon Software Adrenalin 2020 Edition neue Funktionen. AMD nutzt den großen Release im Dezember 2019, um die Treiber-Oberfläche – Radeon Settings genannt – komplett zu überarbeiten.

Der neue Radeon-Grafiktreiber integriert einen eigenen Game-Launcher, der alle Spiele von Steam, dem Epic Games Launcher, Uplay, Origin und anderen Clients an einer Stelle sammelt – ähnlich wie etwa GOG Galaxy. Ein Klick aufs Spiel über den Radeon-Grafiktreiber startet im Hintergrund den entsprechenden Client und anschließend das Spiel selbst. Lediglich Titel vom Epic Games Launcher wurden auf unserem Test-PC nicht automatisch erkannt, ließen sich aber manuell hinzufügen. Zudem funktionieren die Spielstarts derzeit nicht immer – mehr dazu am Ende.

Radeon-Grafiktreiber Adrenalin 2020 (13 Bilder)

Einführung in den Adrenalin-2020-Treiber nach der Installation.
(Bild: Screenshot Mark Mantel / heise online)

AMD kombiniert den Game-Launcher mit bekannten Treiberfunktionen: Ein Klick auf ein Spiel öffnet eine Übersichtsseite, in der sich Optionen wie Anti-Lag, V-Sync und AA-/AF-Modi einstellen lassen. Außerdem können Nutzer GPU-Profile pro Spiel hinterlegen: In einem grafisch anspruchsvollen Titel können Sie die Grafikkarte zum Beispiel übertaktet laufen lassen, in einem simplen Spiel hingegen mit reduzierter Spannung. Die Overclocking-Oberfläche (OC; von AMD früher Wattman genannt) bietet standardmäßig simple Prozentwerte an. Nach ein paar Klicks stehen detaillierte Einstellungsmöglichkeiten wie sämtliche P-States bereit.

Wer sich nicht so tiefgehend mit den Treibereinstellungen auseinandersetzen möchte, kann die Werte einmal global festlegen oder vordefinierte Profile von AMD übernehmen – "E-Sports" beispielsweise schaltet immer Anti-Lag ein, das die Frame-Warteschlange zwischen Prozessor und Grafikkarte entfernt und so die Eingabeverzögerung reduziert, allerdings zulasten der Frame-Times.

Nach ein paar Klicks bietet der Performance-Reiter die Einstellungen vom bisherigen Wattman, etwa Taktraten und Spannungen pro P-State.

(Bild: Screenshot Mark Mantel / heise online)

Die komplette Oberfläche lässt sich auch im Spiel über die Tastenkombination Alt + R öffnen und enthält dann ausführliche Grafiken zur aktuellen Hardware-Nutzung (Auslastung von CPU, GPU, RAM, etc.). Über einen integrierten Browser kann man unter anderem Guides öffnen, ohne aus dem Spiel heraustabben zu müssen.

Mit der Tastenkombination Alt + Z stellt der Radeon-Treiber eine kleinere Spalte mit Einstellungsoptionen bereit. Besonders erfreulich ist dort der neue Slider, um die Stärke des Schärfefilters Radeon Image Sharpening (RIS) zu bestimmen. Die Funktion gibt es jetzt für alle Radeon-Grafikkarten ab der HD-7000-Serie auch für DirectX-11-Spiele. Die Tastenkombination Strg + Shift + O blendet wie gewohnt ein kleines Fenster mit Metriken zur Hardware-Nutzung und den fps ein.

Das Radeon-Overlay zeigt im Spiel die aktuelle Hardware-Nutzung an.

(Bild: Mark Mantel / heise online)

Der Reiter Streaming enthält jetzt ähnlich wie bei der Open Broadcaster Software (OBS) übersichtliche Einstellungsoptionen zum Streamen von Spielen, darunter die Auflösung und Bitrate fürs Bild und die Hertzrate für den Ton. Accounts unter anderem für YouTube, Twitch und Mixer lassen sich im Radeon-Treiber verknüpfen. Außerdem gibt es Shortcuts für Screenshots und zum Speichern der letzten Gameplay-Sekunden – auf Wunsch als GIF zum schnellen Teilen.

Neu ist der sogenannte Radeon Boost, der in ausgewählten Spielen die Auflösung dynamisch reduziert, um die Bildrate (fps) zu erhöhen. Grafikkarten ab der RX-400-Serie und Ryzen-APUs erkennen die Bildinhalte und verringern die Render-Auflösung bei schnellen Bewegungen im Randbereich. Zum Start funktioniert Radeon Boost in folgenden Spielen:

  • Borderlands 3
  • CoD WW2
  • Destiny 2
  • GTA 5
  • Overwatch
  • PlayerUnknown's Battleground (PUBG)
  • Rise of the Tomb Raider
  • Shadow of the Tomb Raider

Außerdem bietet AMD zur Vorstellung des Radeon-Grafiktreibers Adrenalin 2020 eine überarbeitete AMD-Link-App für Android und iOS an. Die App enthält sämtliche Einstellungs- und Übertaktungsoptionen des Treibers und streamt Spiele kabellos auf ein Smartphone, Tablet oder Fernseher (mit Android TV) – fortan mit einem übersichtlichen Menü ohne verschachtelte Optionen.

AMD stellte heise online eine Vorabversion des neuen Radeon-Grafiktreibers zur Verfügung, die noch ein paar Macken zeigte. Nicht reproduzierbar (und nur selten) startete das falsche Spiel: Ein Klick auf Ori and the Blind Forest (Steam) öffnete zum Beispiel einmal den Uplay-Titel The Division 2.

Nicht mehr im Treiber enthalten ist zudem der bisherige Frame-Limiter, von AMD Frame Rate Target Control (FRTC) genannt. Der Limiter ist im Zusammenspiel mit FreeSync nützlich, um die maximalen fps knapp unterhalb der Herz-Rate vom angeschlossenen Monitor festzusetzen. Die GPU synchronisiert damit stets die Bildausgabe zum Display, ohne den FreeSync-Bereich zu verlassen. Radeon Chill kann die fps ebenfalls begrenzen, funktioniert aber nicht zusammen mit Anti-Lag. (mma)