Schwabenboard: interaktives Whiteboard für Schulen im Eigenbau

Mit einem Wii-Controller und einem Zeigestock wird jede Wand für 50 Euro zum interaktiven Screen. Ein Lehrer erklärt, wie das funktioniert.

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Eine Tafel mit einem Zeigestock.
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Helga Hansen
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Schulen sind immer knapp bei Kasse, Spielekonsolen dagegen in fast jeden Haushalt zu finden. Lehrer Wolfgang Autenrieth macht daher aus der Not eine Tugend und nutzt die Fernbedienung der Nintendo-Spielekonsole Wii für sein Schwabenboard. Zusammen mit einem umgebauten Zeigestock mit Infrarot-LED wird dabei aus einer Wand ein interaktives Board, das mit einem Rechner und Beamer genutzt werden kann. Der Infrarot-Stock ersetzt die Maus und ermöglicht es, über die Beamerprojektion den Rechner zu bedienen. Verschiedene Varianten, wie das selbst zusammengebaut werden kann, zeigt der Schwabe Autenrieth auf seiner Webseite und hat dem Projekt gleich den passenden Namen Schwabenboard verpasst.

Für den Bau muss der Wii-Controller zunächst unter dem Beamer befestigt werden und mit seiner Infrarotkamera die Projektionsfläche im Blick haben. Über Bluetooth wird er danach am Rechner als Maus angemeldet. Auf dem Rechner muss eine Kalibrierungs- und Whiteboardsoftware laufen, dann kann der Zeigestock genutzt werden, um etwa in einem Zeichenprogramm zu malen oder andere Programme zu bedienen. Der Wii-Controller erkennt, wo sich die LED befindet und gibt dies per Bluetooth an den Rechner durch.

Schwabenboard: LED und Wii machen die Schultafel interaktiv (7 Bilder)

Für das Schwabenboard wird die Wii fest aufgehangen, statt durch die Luft geschwungen zu werden.

Die Idee an sich ist alt: Sie wurde schon 2007 von Johnny Chung Lee an der Carnegie Mellon University entwickelt, der die damals neue Wii-Fernbedienung zweckentfremdete. Eigentlich erkennt sie die Infrarotsignale der Sensorleiste, die über oder unter dem Fernseher befestigt wird, und gibt dann ihre eigene Position an die Konsole weiter.

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Autenrieth bastelte dies nach, zunächst mit einer Infrarot-Diode aus einer alten Fernseher-Fernbedienung. Eine Digitalkamera half ihm beim Test das Infrarotlicht zu erkennen, das für das menschliche Auge unsichtbar ist. Tatsächlich funktioniert auch die Fernbedienung selbst als Zeigestock – man muss allerdings die Tasten dauerhaft drücken. Um einen handelsüblichen Schulzeigestock umzubauen werden nur noch eine Batteriehalterung, ein Widerstand, ein Taster und Kabel benötigt.

Noch komfortabler ist es mit einem Kunststoffrohr aus dem Baumarkt, in der die Batterien für die LED verschwinden können. Auch bei dieser Variante setzt Autenrieth auf Upcycling und nutzt etwa den Deckel eines Tintenkillers als Kabelklemme und einen Plastiksektkorken als Verschluss. Für das Befestigen der Wiimote gibt es ebenfalls verschiedene Ideen. Selbst Tipps, um eine Zimmerwand mit weißer Farbe und Glasmehl zu einer reflektierenden Projektionsfläche zu optimieren, hält er bereit.

Die Anleitungen sowie zahlreiche Links zu weiteren Projekten und YouTube-Tutorials hat Autenrieth auf seiner Webseite zusammengetragen. Mit dem Einplatinenrechner Raspberry Pi und dem Mikrocontroller Arduino seien inzwischen noch weitere günstige Eigenbaulösungen möglich. Dafür sucht der Lehrer nun Maker, die Interesse haben, das Schwabenboard weiterzuentwicklen. (hch)